Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eure Kraft und meine Herrlichkeit - Roman

Eure Kraft und meine Herrlichkeit - Roman

Titel: Eure Kraft und meine Herrlichkeit - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constanze Petery
Vom Netzwerk:
ungewollt laut gefragt. Die beiden drehen sich um – er sieht erschreckend gut aus –, blicken mich erstaunt an, als wäre ich eine verrückte Stalkerin.
    »Äh, ja. Und Sie sind?« Der Mann schiebt die Süße beschützend hinter sich und zieht eine Augenbraue hoch. Er würde es wohl nicht tun, wenn er wüsste, wie aufreizend das wirkt.
    »Ach, wie dumm von mir!«, lache ich, »Sie können ja gar nicht wissen, wer ich bin. Ich habe Ihre Freundin vor ein paar Tagen in einer Bar kennengelernt, da hat sie mir von Ihnen erzählt. Na du, geht es dir besser? Das war ja mal eine Nacht. Kannst du dich überhaupt noch an irgendetwas erinnern?«
    Jetzt schaut er das arme Mädel mit einer Mischung aus Vorwurf, Skepsis und liebevoller Das-stimmt-doch-nicht-Haltung an. Sie kommt ein Stück auf mich zu, betrachtet
ihre Fußspitzen und murmelt schließlich: »Du hast mir geholfen, oder?«
    Diese Peinlichkeit muss überwunden werden. Ich drücke sie fest, es passiert mir eher, als dass ich es im Voraus geplant hätte, und flüstere ihr ins Ohr: »Was machst du denn auch für Sachen, Mädchen?«
    Verdutzt schaut sie mich an und lächelt dann einfach zurück.
    Sie erzählt mir, dass sie Melanie heißt und der starke Mann an ihrer Seite – tatsächlich Tobias – ihr Bruder ist, nicht etwa ihr Freund. Die Jagd kann eröffnet werden. Tallyho. Willkommen zurück, Anita. Er wird in ein paar Wochen sein Studium beginnen und besucht jetzt noch einmal seine Freunde in dieser Stadt. Außerdem scheint er seine kleine Schwester in das Stundentenpartyleben einführen zu wollen, jedenfalls plappert die Süße, unterbrochen nur von Kicheranfällen, von all den Partys, auf die er sie mitgenommen hat. Ohne dass sie jemals einen Personalausweis gebraucht hätte. Lieb, wie sie sich damit brüstet. Als ob irgendjemand so etwas bräuchte. Ich jedenfalls habe mich noch nie kontrollieren lassen.
    So perfekt, wie Melanie ihren Bruder erscheinen lässt, kann er aber dann doch nicht sein. Sonst hätte ich sie wohl kaum um vier Uhr morgens allein auf einer Tanzfläche aufgabeln können. Nun ja, niemand ist vollkommen. Dafür hat er genau die richtige Statur, seine Haut genau den richtigen Braunton, eine tiefe Stimme und einen zugegebenermaßen perfekten Hintern. Ich werde mich doch nicht verlieben?
    Tobias findet mich auch sexy, glaube ich. Von ihm kam der Vorschlag, wir sollten doch gemeinsam einen seiner Freunde besuchen, der heute Abend feiert und sich über jedes weitere
hübsche Mädchen freut. Das hat Tobias wörtlich so gesagt, und dabei hat er mich angesehen, genau eine Sekunde zu lang.
    Jetzt sitzen wir hier, bei dem Freund, Max heißt er, glaube ich. Tobias hat Melanie und mir, vor allem mir, eine Flasche Wodka gekauft, ich habe ihm gesagt, dass ich am liebsten Absolut trinke, und er meinte, dass das Klasse habe. Ich habe Klasse, habe Stil. Und saufe viel zu viel. Mal wieder. Das Koma kommt. Aber bis dahin bin ich wirklich glücklich. Der Wodka ging ganz schön schnell weg, wir haben die Flasche in der U-Bahn stehen lassen. Melanie fand das alles wieder sehr »cool« und neu. Sie konnte nicht aufhören zu kichern, immer weiter, und auch ich habe gelacht und mich in Tobias’ Augen gestürzt. Er musste mir dann ein bisschen beim Gehen helfen, obwohl ich mich an Wodka pur gewöhnt habe, ist es etwas anderes, Schluck für Schluck zu nippen und bei sich auf dem Boden zu liegen, wie ich das mit den Flaschen unter meinem Bett gemacht habe, als vor Zuschauern richtige Züge zu nehmen. Züge, die den Pegel in der Flasche sichtbar senken. Als Beweis für die göttliche Abstammung. Nur eine Tochter des Olymp kann so saufen. Tobias hält sich erstaunlich zurück. Ich sitze hier schon wieder mit einem neuen Glas auf den übereinandergeschlagenen Knien. Rum? Vielleicht. Max macht den Barkeeper und gießt wahllos aus allen Flaschen Mischungen in die meist noch halbvollen Gläser. Es schmeckt nicht, aber das muss es auch nicht. Der Alkohol ist hier nur Einsatz für die vielen Trinkspiele, die den anwesenden Jungs einfallen. Meistens geht es darum, schnell auf irgendwelche Fragen oder Gesten zu reagieren. Ich bin noch ganz gut dabei.
    Jetzt nicht mehr. Was wollen die? Was soll ich machen? Ich frage schon wieder nach. Max lacht mich aus. Tobias kommt
mir zu Hilfe und setzt sich neben mich. Während er mich immer anstößt, wenn ich an der Reihe bin, das zu sagen, was er mir kurz davor ins Ohr flüstert, kümmert mich weniger, ob ich seine Worte

Weitere Kostenlose Bücher