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Euro Psycho

Euro Psycho

Titel: Euro Psycho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Taylor
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großen Mann.
    Und er tut es. Mr. Zuverlässig, der härteste Bursche, den ich kenne, tritt neben mich – die anderen Jungs stehen hinter uns wie eine amateurhafte A-Cappella-Truppe – und wendet sich an die Meute.
    »Männer!«, ruft er beschwörend, »Kev King ist kein Betrüger. Hört ihm zu.«
    Die Fans beruhigen sich, abgesehen von ein paar rotgesichtigen Unruhestiftern in den vorderen Reihen – dem harten Kern –, die weiter rempeln und spucken. Ich werde zu ihnen reden, sie auf meine Seite ziehen.
    Während seiner ersten Trainerstation bei Newcastle United, dem nordöstlichsten Club in Englands Nordosten, hat Keegan für eine lächerliche Summe seinen Top-Stürmer Andy Cole verkauft, das Club-Maskottchen mit den sanften Augenbrauen. Hat seinen besten Spieler an Manchester United verkauft.
    Die Fans von Newcastle sind buchstäblich explodiert, als sie davon erfuhren. Sind völlig ausgerastet und haben sich zu Hunderten vor dem Vereinsgelände versammelt, um dort auf Keegan zu warten und ihm die Meinung zu geigen. Und was hat Keegan getan, eingeschlossen auf dem Trainingsgelände? Ist er dem Zorn der Newcastle-Fans aus dem Weg gegangen, indem er sich mit einem Hubschrauber aus dem Staub gemacht hat? Oder hat er einen der vielen Geheimgänge benutzt, die für den Fall einer Evakuierung angeblich unter dem St. James’ Park entlangführen?
    Nein, Keegan hat sich vor sie hingestellt.
    Er ist in Begleitung seines Assistenztrainers Terry Mac zu der Meute hinausgeschlendert. Und er hat der verschwitzten Menge erklärt, warum er ihren besten Spieler – zusammen mit Keith Gillespie als Dreingabe – für einen so aberwitzig niedrigen Betrag an ihren größten Rivalen verkauft hat.
    Er hat ihnen die Stirn geboten. Es ihnen erklärt. Sie überzeugt. Sich seine Volksnähe zunutze gemacht.
    Die Fans beruhigt. Sie hinter sich gebracht.
    Und genau das werde ich jetzt tun. Vik übersetzt, während ich mich an die Menge wende.
    »Beschissene Fans seid ihr«, beginne ich, versuche, sie in die Defensive zu drängen. »Ein jämmerlicher Haufen. Ihr tragt Premier-League-Trikots und hört im Stadion Radio. Und ihr seid bloß hier, weil die Fahrt zum Stadion umsonst ist. Echte Fans würden durch ein kilometerlanges Nasenloch voller Krabben kriechen, nur um die letzten vierzig Sekunden eines Testspiels zu sehen … Ich seid echt der letzte Dreck. Ihr Flachwichser … Ihr Pissbacken … Ihr Fotzengesichter.«
    Nachdem ich sie provoziert habe, ziehe ich sie jetzt auf meine Seite.
    »Ich verstehe allerdings, warum ihr das tut. Denn euer Verein ist scheiße. Das letzte Mal, als wir einen Titel geholt haben, mussten wir ein Mammut vom Spielfeld jagen. Und der Pokal wurde von Aristoteles überreicht. In Windeln. Wir. Sind. Scheiße. Ich akzeptiere das.
    Außerdem sind wir korrupt. In unserem Verein treiben dunkle Kräfte ihr Unwesen. Und ihr wart heute mit Leidenschaft bei der Sache. Unsere zweifellos fragwürdige Vorstellung hat diesen Lynchmob besoffener Untermenschen auf den Plan gerufen. Ich bin beeindruckt … Wir alle.«
    Die Meute schweigt. Jetzt fressen sie mir aus dem Sack.
    »Ich stehe auf eurer Seite. Wir kennen die faulen Äpfel in unserem Team, diese geldgeilen Schweine, und wir werden sie heute noch rauswerfen. Das verspreche ich. Die Jungs hier hinter mir sind ehrlich. Und jeder neue Spieler wird sich von nun an für den Verein den Arsch aufreißen.
    Das verspreche ich. Wir werden Hundertzehnprozent geben. Hundertelfprozent.«
    Ich schalte rhetorisch einen Gang rauf. »Wir werden es wie Eliot Ness und seine verschworene Truppe aufrechter Mitstreiter in dem oscarprämierten Film Die Unbestechlichen mit Kevin Costner machen«, versichere ich den Fans. »Und mit Sean Connery, logisch.«
    Ja, ich kann mir Vic gut als Sean vorstellen. Er hat was von ihm.
    »Ich kann euch nicht versprechen, dass wir die Meisterschaft gewinnen, aber das werde ich. Wir werden die Meisterschaft gewinnen.«
    »Und im Gegenzug«, fahre ich fort, »tragt ihr keine Premier-League-Trikots mehr, sondern die unseres Vereins, und ihr hört kein Radio mehr und kommt zu den Spielen. Bringt eure Kumpels und eure Onkels mit. Eure Friseure. Damit wir mehr Zuschauer haben. Unterstützt uns. Denn wir können den Titel holen.«
    So, das reicht. Ich lasse meinen Blick über die verstummte Menschenmenge wandern.
    Einige der Fans weinen. Ich bin selbst den Tränen nahe. Ich schaue zu dem emporragenden Dynamo-Stadion hinauf und kann die drei Fenster ausmachen, die

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