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Euro Psycho

Euro Psycho

Titel: Euro Psycho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Taylor
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linken Oberschenkels«, wiederhole ich, bevor ich an dem Mumin vorbeijogge.
    Das wird ihm nicht gefallen.
    Das Spiel endet 3 : 1. Für sie.
    Ich beackere jeden Grashalm auf dem Platz, unterstützt durch das menschliche Gebirgsmassiv Vik Dink und von den BeJoshis, die recht passable Fußballer sind und hin und wieder aufhören, sich das Leder zuzuschieben, um ein paar Angriffsbemühungen zu zeigen. Doch wenn drei deiner Mannschaftskameraden fest entschlossen sind, das Spiel zu verlieren, kann man nicht viel tun.
    Ich bin stinksauer, als wir das Feld verlassen. Stinksauer beim Betreten der Umkleidekabine. Und stinksauer, als ich meine KKC -Get-Capone-Freizeitschuhe in Kobaltblau anziehe. Ich kann den Anblick meiner korrupten Mannschaftskameraden nicht mehr ertragen. Ich muss raus hier. Also stehe ich auf, nicke Vik kurz zu und gehe zur Tür. Dort treffe ich auf Eisenfaust.
    »Kev, gehen Sie da nicht raus. Da draußen ist es nicht sicher.«
    »Ich bin überall sicher.«
    »Da draußen tobt der Mob.«
    »Was?«
    »Unsere Fans warten vor dem Spielerausgang. Sie sind außer Rand und Band. Sie rufen, wir wären alle Betrüger, und dass sie uns alle töten werden … Vielleicht ist der Killerfan da draußen.«
    Schön, dass sie etwas Leidenschaft zeigen.
    »Wie viele sind es?«
    »Dreihundert. Oder mehr«, antwortet Eisenfaust.
    Schade. Mit zehn oder zwölf – maximal fünfzehn – könnte ich es aufnehmen, aber dreihundert übersteigt selbst die Fähigkeiten des aufgedrehten Kev. Realistisch betrachtet.
    »Die Polizei ist wie immer betrunken«, erklärt Vik Dink. »Sie wird uns nicht helfen, wenn wir sie nicht bezahlen.«
    »Wir müssen warten, bis die Fans abgezogen sind«, sagt Eisenfaust ängstlich.
    So so so … Ich setze mich auf eine der Bänke, die Situation gefällt mir gar nicht. Denn ein Kev verkriecht sich nicht, ein Kev zieht sich nicht in sein Schneckenhaus zurück.
    Da höre ich, wie eine sanfte Stimme in meinem Innern sagt: »Kev.« Und erneut: »Kev.«
    »Ja, Kumpel«, antworte ich, erfreut, dass Keegans Stimme mich auch dieses Mal nicht im Stich lässt. Keegans Stimme, die unerklärlicherweise in meinem Innern haust und mir immer dann mit Ratschlägen zur Seite steht, wenn ich sie am dringendsten benötige.
    Ich schließe die Augen und sehe ein Bild von Keegan als jungem Mann, vor seiner Dauerwellen-Phase, vor seinen großen Erfolgen. Es ist ein rehäugiger Keegan, der vor mir auftaucht. Er lehnt an einem kastanienbraunen 67er Ford Cortina, einem Wagen, den er mit Unterstützung seiner Eltern gekauft hat und dessen Kotflügel er – aus Gründen, die nur ihm bekannt sind – mit gezackten, gelben Blitzen bemalt hat. Sie starrt mich jetzt an, jene Version des Mannes, die noch für Scunthorpe spielt, jenes Mannes, den ich liebe und verehre.
    Ja, liebe und verehre!
    Er steht auf dem Gehweg. Wo auch sonst? Denn das einstige Aushängeschild der staatlichen Kampagne zur Verkehrssicherheit wäre nicht so scheinheilig, sich auf die Straße zu stellen. Dann sagt er es.
    »Denk an Andy Cole«, verkündet Keegan und zwinkert mir in seiner coolen maskulinen Art zu, wirbelt seinen Schlüsselanhänger herum und steigt in den Cortina. Dann lässt er den Motor an und fährt in den Großstadtdschungel. Des Fußballs.
    Die Sache ist klar. Erklärt sich von selbst. Ich weiß, was ich zu tun habe.
    »Denk an Andy Cole«, hat Keegan gesagt.
    »Vik«, sage ich. »Und ihr drei, die BeJoshis, kommt mit … Arnan, Shavo, Zatik, ihr kommt ebenfalls mit.« Sie leisten keinen Widerstand und schlurfen zu mir herüber. »Die anderen bleiben hier«, befehle ich.
    Woraufhin Eisenfaust brüllt: »Was machst du da, Kev?«
    Doch ich antworte nicht. Wir marschieren durch die Gänge des Dynamo-Stadions, bis wir den Spielerausgang erreichen. Von dort aus können wir das Geknurre und Geschrei der aufgebrachten Menge hören, die nur darauf wartet, uns in Stücke zu reißen und in eine Blätterteigpastete zu stopfen.
    Ich wende mich der Polonäse aus Fußballern hinter mir zu. »Wir werden uns der Situation stellen«, sage ich, dann greife ich nach der Tür, öffne sie und trete nach draußen. Wo mir das ohrenbetäubende Gebrüll der wütenden Fans entgegenschlägt. Eine aufgebrachte, bunt zusammengewürfelte Meute, die bereit ist, einer Taube die Augen rauszureißen. Dreißig Fans drängen sich am unteren Ende der Treppe, die vom Spielerausgang hinunterführt.
    Vik Dink steht neben mir. »Sorg dafür, dass sie zuhören«, beschwöre ich den

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