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Euro Psycho

Euro Psycho

Titel: Euro Psycho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Taylor
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Gefühl für ihn kriegen, so wie ich ein Gefühl habe für El Presidente, für Shishakli.
    »Wann sollen wir uns treffen?«
    »In Kürze.«
    »Mir gefällt das. Ich schicke Ihnen einen Wagen.«
    Ich sage ihm, wo ich bin. Warte. Eine Vielzahl von armseligen Ladas rollen vorbei.
    Dann, oh mein Gott. Das wird er sein. Der Knight- XV -Luxus-Jeep taucht in Sichtweite auf. Als er rausgebracht wurde, öffnete er eine innovative Nische in dem bereits angesprochenen Markt für gepanzerte Luxusfahrzeuge: V10 -Maschine, gepanzerte Karosserie aus Stahl und Aluminium, eingebaute Sauerstoff-Überlebensausrüstung.
    Ich steige ein, setze mich: Bar mit Dekanter, Zigarren-Humidor. Aber kein Lazor Duran. Ich klopfe mit meinem Knöchel gegen das Panzerglas. Der Fahrer – irgendein kahlrasierter drittklassiger Typ – fährt die Trennwand runter. »Wie kann ich Ihnen helfen, Mister King?«, sagt er. »Mir wurde aufgetragen höflich zu sein, aber ich wäre glücklicher, wenn ich Sie umbringen könnte.«
    »Wo ist Duran?«
    »Wartet auf Sie. Woanders.«
    Das hat er nicht erwähnt. Das war nicht Teil des Deals. Werde ich gekidnappt? Ich betrachte die geschlossene Tür des Knight XV , die jetzt automatisch vom Fahrersitz aus verriegelt wird. In der Falle.
    Scheiße. Aber, beruhig dich, Kev, bleib stark.
    Ich bin vielleicht eingesperrt in seinem Conquest-Industry-Knight- XV -Jeep mit magnetischem Erkennungssystem unten am Fahrzeug, aber ich kann damit umgehen. Also gelassen bleiben. Weil ich dieses Treffen einberufen habe und Duran mich nicht entführen ließe, wenn er glaubt, dass es eine Chance darauf gibt, dass ich den Club wechsele und für Dynamo spiele.
    Also mache ich es mir gemütlich, entspanne mich, während wir aus der Stadt und über die im Dunkel liegenden Felder hinausrollen. Ein Mond, ein großer, beobachtet uns. Was war es noch, das Hagop zu Princess sagte, nachdem wir ihn aus seinem Dorf herausgefischt hatten?
    »Du bist der Mond, und ich bin die Gezeiten.«
    Dann irgendwas über einen Zirkus, über einen Clown.
    Soll was bedeuten? Poetische Dinge unzweifelhaft, über Mösen.
    Was aber auch bedeutet, dass da was zwischen ihnen läuft. Aber was? Ich weiß es nicht. Aber ich will in der Prinzessin sein, will den Klang eines königlichen Sexstöhnens hören. Und mehr vielleicht … Denn Prinz zu sein, das klingt gut.
    Prinz Kev bändigt die Barone, nimmt die Panzerfaust für den Zwölfender, defloriert die Debütantinnen.
    Und nach dem Tod von David würde ich einen guten König abgeben.
    King Kev King. Oder vielleicht einfach nur King King.
    Aber egal. Wir sind da. Oder zumindest haben wir angehalten.
    Und wo? Wir sind auf einer Art Farm, wie es scheint. Als ich aus dem Jeep auf einen Hof trete, der bedeckt ist von – ich sehe nach unten – einem fetten Teppich. Was? Ein limettenfarbener, in den Hof eingepasster Outdoor-Teppich aus der Thom-Filicia-Kollektion von Safavieh, der zu einer rustikalen Tür führt, der ich mich jetzt nähere. Und als ich an der Tür ankomme – vor der ein weiterer Lazor-Scherge postiert ist –, sehe ich einen beschissen großen Schlüssel, der von einer Schnur herunterhängt, daran befestigt ein kleines Schild mit der Aufschrift »Kurti«.
    Also nehme ich den Schlüssel, stecke ihn in das primitive Schloss, trete ein, um eine völlig neue Welt zu erblicken. Ein bizarr-exklusives Restaurant. Mit einer warmen, zimtbraunen Farbgebung. Und: Ist das ein Aquarium zu meiner Linken? Oder ist es ein Weinladen aus Plexiglas, der zufällig mit Fisch gefüllt ist? Durans schwergewichtige Nummer drei steht gleich daneben. Wobei, ist das nicht … steht da nicht hinter der So-dekonstruiert-dass-man-sie-kaum-noch-als-Bar-bezeichnen-kann-Bar …? Ich meine, ist das nicht Leo Kurm, der bekannteste Vertreter des Eurokontinents in – ironisch gesprochen – Cocktail-Wissenschaften?
    Interessant. Ich schreite weiter in den Raum hinein.
    30er-Jahre-Tischdecken. Zwei weitere stumme Schergen.
    Ich spitze mein Ohr inmitten des Surrens.
    Stimmen aus dem Mittleren Osten, Italien und Australien. Zwei Eliteuni-Berater-Tanten, die man gerne mal flachlegen würde, schwatzen an einem Tisch in der Mitte des Raums über Epilierer und Rezession. Nur eine einheimische Stimme, die von Lazor Duran, dröhnt in ein Telefon irgendwo an einem Tisch, den ich noch nicht sehen kann. Tiefer in den Raum rein. Deckenhohe Fenster geben den Blick frei auf eine originell illuminierte Waldkulisse. Lakonisches, gleichwohl veredeltes Dekor.
    Und

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