Euro Psycho
wie ein arschgefickter Dachshund.
In kleinen, schnörkeligen Buchstaben auf meiner Brust, geborgen zwischen den Nippeln, steht: Welches Gut ist Geld, wenn es die Angst in deinem Mitmenschen nicht erwecken kann?
Als würde mich das noch interessieren. Das tat es, als ich die Premier und die Champions League dominierte – ich glotze runter auf meine linke Schulter, sehe The Cabinet, wie ich es mal genannt habe: Mini-Trophäen, die ich mir für jeden Pott, den ich hochstemmen durfte, in die Haut habe ritzen lassen. Als ich Kapitän von England war, hat mich so was interessiert.
»Was darf’s denn sein, Kev?«, fragt mich Chico, der größte Tätowierer in London.
Ich sehe Chico an, schneide im Ansatz eine Grimasse, bin fast im Begriff aufzustehen und die Tätowierung zu verweigern. Dann bemerke ich, dass es still im Raum geworden ist, dass all die Jungs, die Vogels, die Dick Ficks, sogar der narzisstische van Nilis mich anblicken und darauf warten, wie mein Stich aussehen wird.
Kann ich es jetzt sagen?
»Jungs, ich weiß, ihr habt mehr als dreißig Spiele lang alles aus euch rausgeholt, ihr habt schmutzige Gegner und korrupte Schiris auf ekligen Kuhwiesen geschlagen. Und ich weiß, ihr seid kurz davor, den ersten Titel für den Club seit fünfundneunzig Jahren zu gewinnen. Aber in Wahrheit sind eure Mannschaft, eure Liga, euer Land auch ein bisschen scheiße. Und ich will tatsächlich nicht irgend so ein bepisstes Erinnerungs-Team-Tattoo.«
Kann ich das wirklich sagen?
Ich kann es tatsächlich – fick diesen Haufen von Scheißhaufen-Krankenschwestern –, weil ich so weggetreten, so hoffnungslos bin, dass ich keinen Gibbon-Sack darauf gebe, was passieren wird. Also mache ich meinen Mund auf, um jedem zu sagen, er soll sich nach Hause verpissen …
Und dann kommt es … wie ein Monsun nach der Trockenheit, wie blähender, in die Freiheit entlassener Stuhl nach einem zu schweren Sonntagsmittagessen. Erleichterung, Erleichterung, Erleichterung.
Es ist die Stimme von Keegan. »Mach den Range Rover fit«, sagt er nur.
Und ich hab’s. Ich verstehe. Es passt rein.
Nach all den Jahren mit Golfspielen, den langen Tagen mit Abschlagzeiten, verbracht in Las Brisas und Sotogrande, kehrte Keegan in die Heimat zurück, um den Trainerjob in Newcastle anzunehmen. Seine Frau Jean und die Kinder schickte er zunächst – vernünftig, fürsorglich – mit dem Flugzeug voraus, dann packte Keegan die letzten Dinge ein und fuhr mit dem Range Rover von seinem Haus in Marbella zurück ins klamme, wenn nicht gar angeschlagene Großbritannien.
Die Reise war lang, und auf der Fähre wurde Keegan von zahlreichen Gratulanten belästigt. Die Straßen waren nicht überall so eben wie Frank Lampards Damm nach einem Drauf-und-Weg-Enthaarungswaxing. Aber Keegan kam an.
Obwohl, wartet mal!
Denn nachdem er mehr als einhundertdreizehn Prozent dieser Reise bewältigt hatte, hielt Keegan untypischerweise an – Batterien leer, Ressourcen aufgebraucht –, um ein Nickerchen einzulegen. Lediglich 15 Minuten entfernt von zu Haus. An einem bekannten Autosex-Treffpunkt, einer »Lover’s Lane«, wie Kevin Keegan es in seiner Autobiografie nennt.
Viele der hasserfüllten Menschen da draußen verwendeten diese Anhalte-Geschichte später gegen Keegan. Das Internet – hätte es zu dieser Zeit schon existiert – wäre überflutet gewesen mit Gerüchten von derbem Autosex, wahrschein lich hätte sich die Formulierung Bums-Keegan erbarmungslos über Twitter verbreitet.
Aber nein. Er war lediglich müde.
Ein Keegan fickt nicht mit Fremden auf irgendwelchen Wegen.
Also schlief er ein in dieser »Lover’s Lane«. Und die vielen, die meinen, dass die sympathische, extrovertierte Krause in Keegans Haar, seine natürliche Halbwelle, ausreiche, eine adäquate Kopfstütze abzugeben – die sollen bitte daran denken: Keegan schlummerte an diesem Tag in seinem Range Rover auf einem Reisekissen, das ihm seine Frau Jean genau für solch eine Gelegenheit mitgegeben hatte.
Und was passierte dann?
Er wurde überfallen in dieser »Lover’s Lane«. Zwei lokale Schläger, denen sich Keegan in keiner Weise sexuell genähert hatte – wie einige dunkle Mächte dort draußen immer noch behaupten –, schlugen mit einem Baseballschläger die Scheibe des Range Rover ein. Sie waren auf schnelles Geld aus – eine Uhr, ein bisschen Bares –, und donnerten Keegan mit dem Baseballschläger eine rein.
Das Resultat?
Acht Stiche am Kopf. An seinem Kopf.
Und hätte es
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