Eve & Adam (German Edition)
der für sie arbeitet.
Oder vielmehr ist Solo vor ihm geflohen und hat uns mitgenommen.
Wieso bin ich mir so sicher, dass er die Wahrheit gesagt hat? Ich kenne ihn doch gar nicht. Ein Kuss – selbst dieser – macht uns nicht bis in alle Ewigkeit zu besten Freunden.
Nein, du dumme Kuh, deine allerbeste Freundin hat dich gerade verlassen.
Auch egal. Ich habe es satt, ihr ständig helfen zu müssen.
Auf einmal frage ich mich, ob Solo mich nur für seine Zwecke missbraucht. Er kennt sich mit Computern sehr gut aus. Vielleicht waren die vielen Bilder nur gefaked. Vielleicht ist alles ein einziger Schwindel. Teil seines großen Plans, sich an meiner Mutter zu rächen. Das wäre ihm bei seinem Hass auf sie durchaus zuzutrauen.
Vielleicht sollte ich mir ein Taxi nehmen, zurückfahren und mit meiner Mutter sprechen …
Nein, das ist Quatsch. Meine Unfallverletzungen sind binnen weniger Tage verheilt. Dabei hätte das Monate dauern müssen. Eine Sache, die schon mal der Wahrheit entspricht.
Und mein Gefühl sagt mir, dass auch die Bilder echt waren.
Ich sehe sie ständig vor Augen. Wie eine furchtbare Diashow. Das Schwein, das Mädchen, der tätowierte Freak umzingelt von lauter anderen Verrückten.
Der Typ mit den Tattoos. Da macht es bei mir Klick: Er ist einer der Männer, die aus Solos Zimmer rannten.
Vielleicht ist er der Bösewicht. Vielleicht ist er schuldig und meine Mutter kann gar nichts dafür.
Auch das wäre schlimm, aber eindeutig die bessere Alternative.
Ich muss ihr wenigstens die Chance geben, sich zu rechtfertigen.
Mir ist kalt. Ich muss wieder ins Gebäude, um sie anrufen zu können. Das GPS meines Handys habe ich ausgeschaltet, damit sie mich nicht orten kann. Sicher ist sicher.
Ich muss ihr diese Chance geben. Sie mag noch so skrupellos sein, aber sie ist immerhin meine Mutter.
Und wenn sie doch für all das verantwortlich ist? Dann gebe ich Solo den Stick.
Im Speicher ist es nicht viel wärmer als draußen. Ich gehe zu meiner Handtasche.
Solo liegt nicht mehr auf dem Sofa.
»Solo?«
Nichts.
Mir kommt ein schrecklicher Gedanke und ich fange verzweifelt an zu suchen. Umsonst, denn ich werde nicht fündig. Und das bestätigt nur, was ich ohnehin schon weiß: Der USB -Stick ist weg.
Und Solo mit ihm.
32
ADAM
Ich weiß, was Fähren sind, obwohl ich vorher noch nie hier war.
Terra Spikers Chauffeur hat mich am Pier abgesetzt. Ich habe eine volle Geldbörse dabei und eine Kreditkarte, zudem ein Smartphone, das alles kann. Es beantwortet sogar meine Fragen.
Ich weiß auch, wo ich das Ticket für die Fähre kaufen muss und wie man an Bord geht. Ich weiß sogar, wie die Anlegestelle auf der anderen Seite der Bucht aussieht.
Die Fähre startet in Tiburon, ein spanisches Wort, das »Hai« bedeutet. Ich spreche kein Spanisch, weiß aber, wofür dieses Wort steht.
Ich bin ein paar Minuten zu früh. Die Fähre ist noch nicht da. Am Pier gibt es ein Café, das voll von morgendlichen Pendlern ist.
Ob ich Kaffee mag? Keine Ahnung.
Terra Spiker meint, ich hätte alle Daten verarbeitet und mein Verstand würde gut funktionieren. Mein Körper funktioniert auch. Aber noch hat mir niemand gesagt, was ich mag und was nicht. Ich weiß nur, dass Evening Spiker mir etwas bedeutet. Dass ich sie liebe. Sie hat mich erschaffen.
Ich betrete das Café. Wie man bestellt, weiß ich. Mir ist, als hätte ich schon früher Kaffee bestellt, was aber nicht sein kann.
»Was darf’s sein?« Die Stimme verstummt.
»Kaffee. Ein Cappuccino.«
»Noch etwas dazu? Gebäck?«
»Nein danke.«
»Das macht dann drei Dollar und zehn Cent.«
Ich zähle einige Münzen ab.
Dann warte ich auf den Kaffee.
Menschen starren mich an. Einige Männer scheinen mich nicht zu mögen, andere hingegen schon. Die Frauen mögen mich allesamt. Einige tun so, als würden sie mich nicht sehen, werfen mir aber verstohlene Blicke zu.
Ein Paar stellt sich zu den Leuten, die auf ihre Bestellungen warten: ein etwa zwanzigjähriger Mann und seine etwas jüngere Freundin.
Die Freundin sieht mich an und öffnet den Mund.
Der Mann tritt zwischen uns, blockiert die Sicht.
Sie tritt hinter ihm hervor und lächelt schüchtern. Dann beißt sie sich auf die Unterlippe.
Mein Kaffee ist fertig. Ich nehme ihn und bedanke mich.
»Ich danke Ihnen«, erwidert der Verkäufer.
Der Fähre legt draußen an. Ich sehe sie durch das Fenster und gehe hinaus. Ein Mann hält mir die Tür auf.
Ich merke, dass mir einige Leute folgen. Nicht in einer
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