Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt

Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt

Titel: Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
Vom Netzwerk:
Metalltor rasselte und bewegte sich langsam zur Seite. Der bleiche Soldat namens Lowell stieg aus dem Jeep und ging um den Wagen zu Arden, dann durchschnitt er das Seil, das sie an den Überrollbügel fesselte. Während sich das Tor weiter öffnete und ein niedriges Backsteingebäude dahinter sichtbar wurde, machte mich Stark ebenfalls los und zog mich von der Ladefläche, ließ jedoch seine Hand auf meiner Schulter.
    »Nein«, murmelte Arden. Als uns beiden klar wurde, wo wir waren, ließ sie sich wie ein nasser Sack auf den Boden fallen. »Da gehe ich nicht rein.« Lowell zerrte an ihrem Arm und versuchte, sie auf die Füße zu ziehen.
    Links und rechts des Tors standen Joby und Cleo, die beiden Wächterinnen, die seit vielen Jahren zum Inventar der Schule gehörten. Ihre Maschinengewehre waren auf den Wald hinter uns gerichtet. Von der Rückseite sah das Ziegelgebäude mit der Reihe niedriger vergitterter Fenster kleiner aus, als ich es in Erinnerung hatte. Daneben gab es ein Rasenstück, das mit Maschendrahtzaun eingezäunt war, dessen eingerolltes oberes Ende eine Flucht verhindern sollte. Ein paar der Mädchen waren draußen, sie trugen blaue Einheitskittel aus Papier und saßen an zwei breiten Steintischen.
    Ich riss mich los, rannte zu Arden und warf mich gegen Lowell. Ich rammte ihm die Schulter in die Seite, doch mit auf dem Rücken zusammengebundenen Händen konnte ich nicht viel ausrichten. Er fing sich schnell wieder, dann schleifte er Arden durch das Tor. Cleo packte sie an den Beinen, damit sie nicht mehr um sich treten konnte. »Das könnt ihr nicht tun!«, schrie ich. Stark umklammerte meinen Arm, als er mich zum Jeep zurückzog.
    »Hier gehört sie her«, sagte er kalt. Ich warf einen Blick über die Schulter. Arden wehrte sich gegen die Soldaten, aber ihre Füße und Hände waren noch immer gefesselt. Lowell hielt ihr den Mund zu, als sie den eingezäunten Bereich betraten. Cleo und er übergaben sie zwei Wächterinnen am Tor, als wäre sie ein Sack Reis.
    »Nur eine Minute«, bettelte ich, stemmte mich gegen Stark und weigerte mich, noch einen Schritt zu machen. Er drehte sich zu mir und sah mich an, seine Hand lag noch immer auf meinem Arm. »Könnt ihr mir das nicht zugestehen? Ihr habt sie hier – ihr habt eure Aufgabe erfüllt. Ich gehe in die Stadt aus Sand. Ich will eine Minute, nur eine einzige, um mich zu verabschieden.« Er starrte auf die hohen Zäune zu beiden Seiten des Trampelpfads, dann auf das Gebäude vor uns, dessen Steinfassade fast zehn Meter hoch emporragte. Der Jeep mit den Soldaten versperrte das Tor. Ich konnte nirgendwo hin.
    Stark ließ mich schließlich los. »Ich geb dir eine Minute«, sagte er. »Tu, was du tun musst.« Ich lief den Trampelpfad hinunter, meine Haut brannte an den Stellen, wo er mich festgehalten hatte. Eine Frau mit einem Mundschutz aus Papier kam aus dem Gebäude. Sie rollte ein Metallbett zum Eingang und Cleo schnallte Arden statt mit Plastikfesseln nun mit dickeren, stabileren Ledergurten fest.
    Mein Blick traf Ardens. Als sie mich dort auf der anderen Seite des Zauns sah, entspannte sich ihr Körper. »Ich werde nicht zulassen, dass sie dir das antun«, sagte ich. »Niemals.« Sie öffnete den Mund, um zu antworten, doch Joby schob sie ins Haus, hinter ihnen rastete das Schloss ein. Sie war weg.
    »Was ist mit mir?«, fragte eine vertraute Stimme.
    Ich erstarrte und wusste schon, bevor ich mich umdrehte, wer es war. Sie stand nur zwei Meter von mir entfernt, ihre Hände umklammerten den Maschendrahtzaun. Ich ging auf sie zu und nahm ihr schweißfeuchtes schwarzes Haar wahr, die Striemen an den Handgelenken und Knöcheln, den kratzigen Papierkittel, der ihr bis zu den Knien reichte. »Ruby«, sagte ich und sah auf ihren Bauch, der unter dem Kittel verborgen war. Sie sah nicht schwanger aus – zumindest noch nicht. »Es geht dir gut.«
    In der Nacht, in der ich geflohen war, hatte ich in der Türöffnung zu unserem Zimmer gestanden, den Atemzügen meiner Freundinnen gelauscht und mich gefragt, wann ich zurückkommen würde. Jedes Mal, wenn mir Maeve in Califia etwas beibrachte – ein Messer zu benutzen, einen Pfeil abzuschießen, an einem Seil hochzuklettern –, hatte ich mir vorgestellt, wie ich mit den Frauen aus Califia in die Schule zurückkäme und mit Quinn oder Isis an der Seite durch den dämmrigen Schlafsaal stürmen und die Mädchen aufwecken würde. Das, was gerade passierte, hatte ich mir nicht vorgestellt.
    Rubys Augen waren halb

Weitere Kostenlose Bücher