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Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt

Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt

Titel: Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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zuvor. Als ich fertig war, sah er auf, fast berührte seine Nase meine, um seine Lippen spielte ein Lächeln. Ich weiß, hatte er gesagt und sein Gesicht an meinen Hals geschmiegt. Ich liebe dich auch.
    Als ich die Augen öffnete, stand der König noch immer da. Er drehte sich vom Fenster weg. Ohne ein Wort öffnete er die Tür, mit erhobener Hand deutete er an, dass wir gehen würden.
     
    Das Gefängnis, ein riesiger Komplex mit einer Ziegelmauer ringsum, befand sich zehn Autominuten vom Stadtzentrum entfernt. Zwei der sieben Wachtürme waren mit Wächtern besetzt, die das Gewehr im Anschlag hielten. Sie hatten mich in einen Betonraum geführt, in dem ein Tisch und einige Stühle am Boden festgeschraubt waren. Der König stand mit einem Wächter draußen, beide beobachteten mich. Ich saß in dem Raum und trommelte nervös mit den Fingern auf dem Metall.
    Eine Minute verging. Vielleicht zwei. Eine Erinnerung legte sich auf die andere – Momente zwischen uns –, wie sich das Pferd unter uns angefühlt hatte, als wir über den Kanal gesprungen waren, der feuchtkalte erdige Geruch der Höhle auf unserer Haut. Als wir in jener Nacht den kalten Gang hinuntergelaufen waren, hatte er meine Hand genommen, seine Wärme schickte einen glühenden Stromstoß durch meinen Arm, der sich in meiner Brust ausbreitete, in meine Beine schoss, mich jeden Zentimeter meines Körpers spüren ließ und sogar meine Zehen elektrisierte. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich nur halb lebendig gewesen, seine Berührung war das Einzige gewesen, was mich aus diesem Schlaf zu reißen vermochte.
    Ein Wächter führte Caleb herein. Sie hatten sein Gesicht übel zugerichtet. Von der rechten Augenbraue bis zum Haaransatz klaffte eine blutige Platzwunde. Seine Wange war rot und geschwollen. Er ging vornübergebeugt, noch immer trug er dasselbe zerknitterte Hemd, das er am Morgen getragen hatte, schief zugeknöpft, um den Kragen herum waren getrocknete Blutflecken.
    »Wer hat das getan?«, fragte ich und brachte die Worte kaum heraus. Ich zog ihn an mich und hasste es, dass sie die Fesseln um seine Hände nicht abgenommen hatten, dass er mein Gesicht nicht berühren oder mit den Fingern durch meine Haare fahren konnte.
    »Jeder von ihnen«, sagte er, die Worte kamen langsam. Er legte das Kinn auf meine Schulter. Ich strich ihm mit der Hand über den Rücken und zuckte zusammen, als ich die Striemen fühlte, die der Schlagstock hinterlassen hatte. Ich berührte jede einzelne von ihnen, wünschte mir, wir könnten wieder zur letzten Nacht zurückkehren, wünschte mir, wir könnten alles rückgängig machen, was seit unserem Erwachen passiert war.
    »Sie haben mir gesagt, dass sie mich außerhalb der Mauern freilassen werden«, fuhr er fort. »Dass ich mich für den Rest meines Lebens achthundert Kilometer weit von der Stadt fernhalten muss. Was hast du ihnen gesagt?«
    Der König stand direkt vor der Tür, sein Profil war durch das winzige Fenster zu erkennen. Ich schaute auf den Betonboden. »Es tut mir leid«, flüsterte ich. »Es war die einzige Möglichkeit, dass sie dich laufen lassen würden.«
    Caleb senkte den Kopf. »Eve, sag es mir. Was hast du ihnen erzählt?«, fragte er, sein Gesicht war vor Angst verzerrt.
    Ich beugte mich vor und schlang die Arme um ihn. »Ich habe gesagt, dass ich Charles Harris heiraten werde«, flüsterte ich. »Dass, wenn sie dich laufen lassen würden, ich …« Meine Stimme versagte, meine Kehle war wie zugeschnürt. Als er damals vor dem Springbrunnen stand, war mir Charles harmlos, sogar liebenswürdig vorgekommen. Der Moment war eine angenehme Ruhepause vom Palast gewesen. Doch nun schien jedes seiner Worte voller Hintergedanken gewesen zu sein. Wie viele Unterhaltungen er wohl mit dem König geführt hatte? Ob ihm immer klar gewesen war, dass wir beide unvermeidlich auf eine Zukunft zusteuerten, die uns aneinanderband?
    Caleb schüttelte den Kopf. »Das darfst du nicht, Eve«, sagte er. »Du darfst nicht.«
    »Wir haben keine andere Wahl«, sagte ich. Die Augen des Wächters musterten mich, bohrten sich durch meine Haut.
    Caleb beugte sich herunter und versuchte, meinem Blick zu begegnen. »Wir finden irgendeinen Weg. Sobald du ihn heiratest, gibt es kein Du und Ich mehr – es gibt kein Wir mehr. Du darfst es nicht tun.«
    »Ich will das auch nicht«, sagte ich, meine Stimme drohte zu versagen. »Aber was sollen wir sonst tun?«
    »Ich brauche nur mehr Zeit.« Seine Stimme klang flehentlich, verzweifelt. »Es muss

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