Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig
Elixieren, den geheimen Tränken und Tinkturen – von dem Spezialgebräu, das alle Krankheiten heilt und das Leben bis ins Unendliche verlängert.«
»Davon weiß ich nichts«, erwidert der Arzt in schneidendem Tonfall, der keinen Widerspruch duldet. »Und ich versichere Euch, dass, selbst wenn ich davon wüsste, dies etwas ist, womit man nicht spielt. Ich bedauere Euren Verlust, ganz ehrlich. Doch das ist die natürliche Ordnung der Dinge, und Ihr müsst einen Weg finden, um Euren Frieden damit zu machen.«
»Niemals!«, schreit Alrik. Und wenn ich ihn sehen könnte, dann sähe ich gewiss ein Gesicht vor mir, das ebenso steinhart und kalt ist wie die Stimme, die ich soeben vernommen habe. »Wo Leben ist, da ist Hoffnung, das wisst Ihr genau! Was für ein Arzt seid Ihr denn, wenn Ihr daran nicht glaubt? Ich werde niemals meinen Frieden mit der Vergeblichkeit machen, solange es noch andere Wege zu ergründen gibt. Ich habe Geld, ich scheue weder Kosten noch Mühen – versteht Ihr mich? Ihr könnt mir nicht trotzen! Wisst Ihr denn nicht, wer ich bin?«
Und so geht es weiter. Alrik stößt eine Drohung nach der anderen aus, von denen er bestimmt keine einzige wahrmachen wird. Es ist das Gerede eines Mannes, der vor Kummer halb wahnsinnig ist, und zum Glück erkennt der Arzt es als solches.
Verständnisvoll und nachsichtig, aber doch unerschütterlich erwidert er ihm: »Alrik, mein Herr, auch wenn ich
Euren Verlust aufrichtig bedaure, so habe ich getan, was ich konnte. Und nun bitte ich Euch, sie bequem zu betten, Euch von ihr zu verabschieden und sie leicht und schmerzlos dahinscheiden zu lassen, ohne weitere Ausbrüche von Euch. Bitte, Alrik, wenn Ihr sie so sehr liebt, wie Ihr behauptet, dann lasst sie in Frieden gehen.«
»Hinaus! HINAUS!«, ist Alriks einzige Antwort. Gefolgt vom Kuss seiner Lippen auf meiner Wange und hastig gegen mein Fleisch gewisperten Wörtern. Unsere Handflächen sind nach wie vor aneinandergepresst, während er eine Reihe von Gebeten, Beschwörungen, Fragen, Flüchen und Drohungen vor sich hin murmelt, ehe er zu den Gebeten zurückkehrt und alles noch einmal von vorn beginnt.
Die Litanei wird nur durch Heaths ruhige Stimme unterbrochen. »Mein Herr, ich kenne jemanden, der die Art von Hilfe anzubieten hat, die Ihr sucht.«
Alrik hält inne, stutzt und fragt: »Wer?«
»Eine Frau, die ein bisschen außerhalb des Dorfs wohnt. Ich habe Gerüchte gehört. Kann nicht sicher sagen, ob sie stimmen. Aber einen Versuch könnte es wert sein.«
»Hol sie«, sagt Alrik und vergräbt das Gesicht an der Stelle, wo mein Hals in die Schulter übergeht. »Geh. Hol sie. Bring sie zu mir.«
ZWANZIG
I ch muss in ein noch tieferes Stadium der Bewusstlosigkeit abgeglitten sein, denn auf einmal stelle ich fest, dass sich weitere Leute um mich geschart haben. Aus ihren Stimmen schließe ich, dass es Alrik und Heath sind sowie eine ältere Frau, bei der es sich vermutlich um diejenige handelt, die Heath hatte holen sollen, und dass zwei jüngere Frauen dabei sind, wahrscheinlich ihre Töchter oder ihre Lehrmädchen oder beides.
»Ihr müsst Euch von vornherein darüber im Klaren sein, dass es keine Garantie gibt. Es darf nur als absolut letzter Versuch probiert werden«, erklärt die Ältere.
»Sieht es etwa so aus, als hätte ich einen anderen Ausweg? « Alrik schluchzt und ist kurz davor, die Nerven zu verlieren.
»Bei einem Kater hat es funktioniert. Hat ihn ins Leben zurückgeholt. Er hat dann noch ein ganzes Jahr gelebt«, wirft eine der jüngeren Frauen ein. »Aber beim letzten Menschen, der davon getrunken hat, hat es nicht so gut gewirkt.«
»Was soll das heißen? Was meint sie damit?«, fragt Alrik panisch.
»Es heißt, dass er trotzdem gestorben ist«, erklärt die Ältere. »Er war nicht mehr zu retten. Es klappt nicht bei jedem.«
»Adelina ist nicht einfach irgendwer. Sie ist jung, schön
und bei bester Gesundheit. Bei ihr wird es funktionieren – du wirst dafür sorgen, dass es funktioniert!«, verlangt Alrik.
»Ich werd’s versuchen. Mehr kann ich nicht versprechen. Kürzlich habe ich es an mir selbst ausprobiert – erst vor sechs Monaten, als ich krank wurde, hat der Trank mich geheilt, mich so schnell vom Rand des Todes zurückgeholt, dass es war, als sei ich nie krank gewesen. Dennoch, wie ich schon gesagt habe: Es gibt keine Garantien.«
»Worauf wartest du noch? Gib’s ihr schon! Schnell, ehe es zu spät ist!«
Sie geht auf mich zu. Ich spüre ihren warmen Körper dicht
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