Evermore Bd. 6 - Für immer und ewig
am Ende genau dorthin. Und dies ist deine einzige Chance, es abzuwenden. Deine einzige Chance, um denen, die du entweder selbst verwandelt hast oder die durch das von dir gebraute Elixier verwandelt wurden, eine Wahl zu lassen. Es ist eine Gelegenheit, die womöglich nie wiederkehrt.«
»Ich wollte dir nie wehtun«, sagt er so leise, dass ich ihn kaum verstehe. »Wollte nie jemanden verletzen.« Ich fange das unverkennbare Aufflackern von Schmerz und Selbstvorwürfen in seinem Blick auf, ehe er wegsieht. »Ich hätte nie damit gerechnet, dass du mir solche Vorwürfe machst oder dass du es als Fluch sehen würdest, eine Ewigkeit zusammen zu verbringen. Oder verbannt in einen grässlichen Abgrund hast du es, glaub ich, genannt.«
»Damit hab ich das Schattenland gemeint, Damen, nicht unsere gemeinsame Zukunft.«
»Aber wir sind nicht im Schattenland. Unsere Zukunft ist jetzt. Genau jetzt. Wir haben immer noch das Rezept für das Gegengift – es ist noch nicht zu spät. Wir müssen nur von hier verschwinden, auf die Erdebene zurückkehren und
die Zutaten zusammensuchen. Aber du willst ja lieber in der Hoffnung, diesen schrecklichen Fluch umzukehren, mit dem ich dich belegt habe, zu einer völlig sinnlosen Reise in die Irre aufbrechen.«
»Damen, damit habe ich nicht gemeint …«
Er hält eine Hand in die Höhe, und sein Gesichtsausdruck ist so gebrochen wie seine Stimme, als er sagt: »Ist schon gut. Ehrlich. Glaub mir, Ever, du hast nichts gesagt, was ich mir selbst nicht schon eine Million Mal gedacht hätte. Aber es aus deinem Mund zu hören … nun ja, es war härter, als ich je gedacht hätte. Also, wenn es dir recht ist, dann kehre ich jetzt auf die Erdebene zurück. Ich brauche ein bisschen Zeit zum Nachdenken. Und bei der Gelegenheit sammele ich gleich mal die Zutaten für das Gegengift zusammen. Wenn du schon den Rest deines Lebens an mich gebunden bist, dann erlaubt uns das Gegengift wenigstens gewisse … Vergnügungen, die das Leben weitaus erträglicher machen.«
ACHTUNDZWANZIG
I ch sehe ihn davongehen, und meine Gedanken rasen durch einen Irrgarten widerstreitender Gefühle. Ein Teil von mir will durch die letzte, schon verblassende Ecke des schimmernden Schleiers schlüpfen, ehe es zu spät ist – um an Damens Seite auf die Erdebene zurückzukehren.
Doch der andere, größere Teil ist entschlossen, die Reise fortzusetzen.
Eine Reise, die schon lange überfällig ist.
Ermutigt von der Erinnerung an etwas, was Riley gesagt hat, als ich den vergeblichen Versuch unternommen habe, in der Zeit zurückzugehen, nur um erneut in meinem jüngsten Leben zu landen. Direkt vor dem Unfall, der mich ein weiteres Mal das Leben kostete, sagte sie zu mir: Hast du je daran gedacht, dass du vielleicht zum Überleben bestimmt warst? Dass es vielleicht nicht nur Damen war, der dich gerettet hat?
Und auch wenn ich damals keine Ahnung hatte, was das heißen soll – jetzt weiß ich es.
Deshalb bin ich zurückgekehrt.
Diese Reise ist meine vielleicht einzige Chance, mein Schicksal in die eigene Hand zu nehmen.
Und deshalb darf ich mich durch Damens Ängste nicht davon abhalten lassen.
Ich kann seine Entscheidung durchaus verstehen – seine Weigerung, nach dem Baum zu suchen. Er macht sich Vorwürfe, weil er mir das Elixier gegeben hat, weil er den Lauf
meines Lebens – die Reise meiner Seele – verändert hat. Und nun bestehe ich darauf, den Baum zu finden, damit ich diese Auswirkungen rückgängig machen und uns wieder in den Zustand versetzen kann, der uns seit jeher zugedacht war.
Das Problem ist nur, wenn es keinen Baum gibt, gibt es auch keine Umkehr.
Bloß Damen, mich und seine tiefe Reue – bis in alle Ewigkeit.
Aber ich weiß etwas, was er nicht weiß: Es gibt einen Baum. Das weiß ich tief in meinem Innersten.
Und sobald ich ihn gefunden habe, ist Damen frei von seinen belastenden Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen. Schuldgefühle, die nicht einmal begründet sind, da alles, was er getan hat, jede Entscheidung, die er getroffen hat, nur mit den besten Absichten geschehen ist. Er mag aus Angst gehandelt haben, doch die Motivation dahinter war Liebe.
Da ich ihm aber genau das nicht sagen kann, muss ich es ihm stattdessen zeigen.
Frisch entschlossen, das zu tun, was mein Herz mir sagt, gönne ich mir einen Augenblick, um ein paar Dinge zu manifestieren, die ich brauchen könnte, bevor ich zu weit vordringe und womöglich irgendwo lande, wo die Magie nicht mehr funktioniert. Und so manifestiere
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