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Evermore - Das dunkle Feuer - Noël, A: Evermore - Das dunkle Feuer

Titel: Evermore - Das dunkle Feuer - Noël, A: Evermore - Das dunkle Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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Wieder streckt er die Hand nach mir aus, doch ich bin schon nicht mehr da, gehe weiter, woandershin.

ACHTZEHN
    I ch gehe weiter. Immer weiter, bis ich keine Ahnung mehr habe, wie weit ich gegangen bin. Gehe, bis ich sicher bin, dass Damen mich nicht mehr sehen kann. Bin entschlossen, meinen Problemen davonzumarschieren, doch ich komme nicht sehr weit. Endlich verstehe ich das alte Sprichwort auf dem Kaffeebecher, den mein Englischlehrer in der achten Klasse einmal hatte: Wo immer du hingehst - dort stehst du.
    Man kann seinen Problemen nicht davonlaufen. Kann niemals schnell genug rennen, um ihnen vollständig zu entgehen. Das hier ist meine Reise, und es gibt kein Entrinnen.
    Und obgleich das Sommerland so süße, wunderbare Erlösung bietet - die Wirkung ist bestenfalls vorübergehend. Ganz gleich wie lange ich es schaffe hierzubleiben, ich bin mir ziemlich sicher, dass die Dinge eine Hundertachtziggradwendung hinlegen werden, sobald ich wieder auf die Erdebene zurückkehre.
    Ich wandere weiter, versuche, mich zu entscheiden, ob ich ins Kino gehen und mir einen alten Film ansehen oder vielleicht sogar nach Paris reisen soll, um einen hübschen, entspannenden Spaziergang an der Seine zu machen. Oder vielleicht sogar einen raschen Streifzug durch die Ruinen von Machu Picchu oder einen Lauf durchs römische Kolosseum. Da stoße ich auf ein paar verstreute kleine Häuser, die mich innehalten lassen.
    Von außen sind sie schlicht, bescheiden, aus Holzbohlen
erbaut, mit kleinen Fenstern und spitzen Dreiecksdächern - doch auch wenn anscheinend gar nichts Besonderes an ihnen ist, eins davon zieht mich an, leuchtet auf eine Art und Weise, die mich den schmalen Erdpfad hinunterlockt, bis ich vor der Tür stehe. Ich habe keine Ahnung, warum ich hier bin, doch ich überlege mir trotzdem, ob ich eintreten soll oder nicht.
    »Hab sie schon seit’n paar Wochen nich’ mehr geseh’n.«
    Ich drehe mich um und sehe einen alten Mann am Wegrand stehen. Er ist unauffällig gekleidet, weißes Hemd, schwarzer Pullover und schwarze Hose. Ein paar schüttere graue Haarsträhnen sind über seine blanke Glatze gekämmt, und er stützt sich auf einen kunstvoll geschnitzten Gehstock, der mehr seiner Liebe zum Handwerk geschuldet zu sein scheint als echter Notwendigkeit.
    Ich blinzele und weiß nicht recht, was ich sagen soll. Ich weiß nicht einmal, wieso ich hier bin, geschweige denn, von wem er redet.
    »Die beiden Mädchen, die dunkelhaarigen. Sind Zwillinge. Konnt’ sie kaum auseinanderhalten, aber meine Frau, die konnt’s. Die Nette, die mochte Schokolade, und zwar jede Menge.« Er schmunzelt und die Erinnerung bringt ihn zum Lächeln. »Und die andere - die Störrische - die hatte’s mehr mit Popcorn, konnt’ gar nich’ genug davon kriegen. Aber nur das aus’m Herd, nicht dieses manifestierte Zeug.« Er nickt und sieht mich an, sieht mich richtig an und ist nicht im Mindesten schockiert über meine moderne Kleidung hier in diesem Umfeld. »Meine Frau, die hat sie verwöhnt, o ja. Haben ihr leidgetan, hat sich auch mächtig Sorgen um sie gemacht, würd’ ich sagen. Und dann, nach all dem, nach all den Jahren, da machen sie sich einfach davon ohne ein Sterbenswörtchen.« Er schüttelt den Kopf, aber
diesmal lacht oder lächelt er nicht, sondern bedenkt mich nur mit einem verwirrten Blick, als hoffe er, ich könnte ihm helfen, das zu verstehen.
    Ich schlucke heftig, mein Blick huscht zwischen der Haustür und ihm hin und her. Mein Puls geht schneller, mein Herz rast, und ohne zu fragen weiß ich, dass sie hier gewohnt haben - hier haben Romy und Rayne die letzten dreihundert-und-noch-was Jahre gewohnt.
    Doch ich brauche trotzdem eine verbale Bestätigung, nur um sicher zu sein. »Haben Sie … Haben Sie gesagt die Zwillinge?« Mein Verstand wirbelt, als ich das schlichte, vertraute Häuschen betrachte, eine genaue Replik dessen, das ich an jenem Tag in meiner Vision gesehen habe, als ich sie in Avas Haus gefunden habe. Als ich Romy am Arm gepackt habe und ihre ganzes Lebensgeschichte sich mir offenbart hat …, als alles in einem Gewirr von Bildern auf mich eingestürmt ist …, dieses Haus …, ihre Tante …, die Hexenprozesse von Salem, vor denen sie sie schützen wollte … Und all das hat hierher geführt.
    »Romy und Rayne.« Er nickt und betrachtet mich mit so roten Wangen und so knolliger Nase, und so freundlichen Augen, dass er fast wie manifestiert wirkt, eine Fälschung, eine lebensechte Replik eines prototypischen

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