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Ewige Versuchung - 5

Ewige Versuchung - 5

Titel: Ewige Versuchung - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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häuten und anschließend in einen Bottich mit kochendem Salzwasser werfen.
    »Früher ja«, antwortete sie. Und er hörte an ihrem Tonfall, dass sie es bis heute manches Mal tat.
    Unwillkürlich streckte er seine Hand nach ihrer aus und nahm sie. Diesmal spielte er nicht; ihm war es ernst. Er wollte ihr nahe sein. »Nichts an dir ist monströs oder falsch, meine wundervolle Amazone.«
    Sie runzelte die Stirn, entzog sich jedoch nicht seiner Berührung. »Warum tust du das?«
    »Was?« Als ahnte er nicht, wohin das hier führte!
    »Du redest mit mir, als würde ich dir etwas bedeuten, behandelst mich wie deine Geliebte. Wir beide wissen, dass du mich für meine Loyalität zu Rupert verachtest.«
    »Tue ich das?« Er lächelte, wenngleich freudlos. »Du irrst dich. Falls überhaupt, bedaure ich, dass du ihm die Treue hältst. Und ich misstraue dir. Aber dich verachten?« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe dir bereits gesagt, dass ich dich nicht hasse. Denkst du, ich könnte dich so begehren, wenn ich dich hassen würde?«
    Nun zog Vivian ihre Hand doch zurück. »Du solltest mich hassen. Ich sollte dich hassen!«
    »Aber das tust du nicht, habe ich recht?« Armes Ding! Welche Enttäuschung erwartete sie, wenn sie erfuhr, dass Villiers nichts aus Liebe zu ihr tat. Temple achtete sie immerhin, begehrte sie, weil sie war, wer sie war, nicht aufgrund dessen, was sie repräsentierte.
    Ihr Blut, ihr Erbe waren nur ein Teil davon, obgleich ein nicht zu vernachlässigender.
    »Nein«, entgegnete sie resigniert und wandte den Blick ab. »Ich hasse dich nicht, aber deshalb verrate ich Rupert trotzdem nicht an dich.«
    Mehr konnte er von ihr wohl nicht verlangen. Er wusste, dass er nicht fair handelte, indem er seinen gesamten Charme einsetzte, alles, was er an Verführungskünsten besaß, um sie bei sich zu halten. Er wollte sie auf seiner Seite, und das nicht bloß, weil es Villiers maßlos ärgern würde.
    »Natürlich nicht.« Seltsam, aber dafür achtete er sie umso mehr. »Du darfst allerdings nicht glauben, dass ich es dir leichtmache, meine Süße.«
    Ihre Blicke begegneten sich, und für einen Moment war da ein gegenseitiges Verstehen, das Temple mitten ins Herz traf. In seinem ganzen langen Leben hatte er noch keine Schlacht wie diese ausgefochten. Vivian zu besiegen würde ihm ein solches sinnliches Vergnügen bescheren; und dennoch hinterließ der Gedanke, ihre Ideale und Hoffnungen zu zerstören, einen schalen Nachgeschmack.
    Hier stand so viel mehr auf dem Spiel als bloß einige Leben. Er musste gewinnen, weil er sie nicht in Villiers’ Fänge geraten lassen durfte. Seine eigene Sicherheit war nebensächlich. Und deshalb würde er,
konnte
er sie nicht gehen lassen. Er musste sie schützen, selbst wenn sie sich gegen ihn stellte.
    Villiers hatte genau gewusst, was er tat, als er sie ihm nachschickte. Ihm war klar gewesen, dass Temple begriff, was sie war, und es nie wagen würde, ihr etwas zu tun. Mistkerl!
    Hatte Villiers auch gewusst, welche Versuchung sie für Temple wäre? Dass er auf sie nicht allein als Gegner und Vampir reagierte, sondern auch als Mann? Dass sich in seinem Herzen ein Funke dessen regen würde, von dem er seit Jahren glaubte, er wäre gar nicht mehr fähig, es zu empfinden?
    Er konnte sich nicht verlieben, oder vielmehr: Er konnte, doch er ließ nie zu, dass es die Grenzen menschlicher Sterblichkeit überschritt. Einst, vor langer Zeit, hatte er diesen Fehler begangen, und die Folgen – alles zeitigte Folgen – wogen bis heute schwer auf seiner Seele.
    Eine Frau, die ihm etwas bedeutete, hatte er bereits getötet. Das würde er ungern wiederholen. Er musste Vivian am Leben erhalten, was wiederum bedingte, dass er seine Gefühle aus allem heraushielt.
    »Möchtest du einen Spaziergang machen?«, fragte er, denn er brauchte ein bisschen Zerstreuung.
    Sie sah überrascht aus – und skeptisch. Nach anfänglichem Zögern nickte sie. Offensichtlich spürte sie, dass er nichts Übles vorhatte. Konnte sie seine Gefühle ebenso leicht erahnen wie er manchmal ihre? Er lachte leise, als sie begann, Fleisch- und Käsestückchen in eine Serviette zu häufen, und sie schmunzelte verlegen.
    »Ich muss dir wie ein Vielfraß vorkommen«, murmelte sie, als sie den Kiesweg entlanggingen. Was sie jedoch nicht davon abhielt, in ein Stück Hühnchenfleisch zu beißen.
    Temple hob sein Gesicht in die Nacht und genoss das kühle Streicheln seiner Herrin auf Stirn und Wangen. »Ich finde dich

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