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Ewiges Blut - ein Vampirroman (German Edition)

Ewiges Blut - ein Vampirroman (German Edition)

Titel: Ewiges Blut - ein Vampirroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rhys Beck
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Er hatte genug gehört und in seinem Kopf entstand ein Plan.
     
     
     
     

15
     
     
     
    Es war eine der ersten lauen Nächte in London. Die Blumen reckten ihre ersten Knospen in den Himmel und verzauberten die grauen Gemüter des Winters. Das Volk strömte auf die Straßen. Sie trafen sich an den beliebtesten Stellen der Stadt, wo Musiker und andere Künstler sich präsentierten, wo jeder der Schönste sein wollte und wo niemand einem Vampir nachstarrte.
    Alex bewegte sich entspannt zwischen den Menschen, denn er hatte bereits getrunken, und der Blutgeruch war zwar anwesend, doch konnte er ihn nicht um den Verstand bringen. Er legte sich wie eine sanfte Parfumwolke über das rege Treiben, und Alex sog ihn mit leicht geblähten Nasenflügeln tief in die Lunge.
    Doch da gab es etwas, das seine Ruhe störte, und seine Heiterkeit verflog bald. Er wurde verfolgt. Alex bemerkte es so deutlich, wie er damals gespürt hatte, daß Brian ihm folgte.
    Es war bereits das zweite Mal, daß Alex dieses Gefühl wahrnahm. Wütend schubste er einige Menschen auseinander, die seinen Weg versperrten und versuchte seinen Verfolger abzuschütteln. Doch dieser blieb hartnäckig, und Alex wußte sehr bald, daß sein Verfolger kein Mensch sein konnte.
    Ruckartig blieb er stehen und versuchte zu ergründen, wo sich sein Schatten aufhielt. Doch er konnte ihn nicht wahrnehmen. Angestrengt ließ er seine Blicke über die Gesichter schweifen, in dunkle Ecken und Seitengäßchen. Da bemerkte er plötzlich einen winzigen Windhauch und bekam einen derben Stoß in den Rücken. Unkontrolliert stolperte er nach vorn und konnte einen Sturz gerade noch verhindern. Ein höhnisches Gelächter erklang, das außer ihm offensichtlich niemand hören konnte. Zorn rollte wie eine Flutwelle über ihn hinweg. Da sah er eine winzige Bewegung, nur die Andeutung eines Schattens, der hinter einer Hauswand verschwand.
    Alex folgte ihm ärgerlich. Ihn so öffentlich zu verspotten – das wagten nur wenige. Er entfernte sich aus dem Getümmel des Picadilly Circus.
    Die Menschenmassen hatten ihn seit jeher angezogen, doch jetzt war er wütend und konnte sie nicht mehr ertragen. Ihr Gelächter schallte in seinen Ohren. Sollten sie sich ohne ihn vergnügen, dachte er und verbarg sich in der Dunkelheit. Mit einem leisen Rauschen erhob er sich in die Lüfte und ließ sich tragen.
    Plötzlich hatte er seinen Widersacher aus den Augen verloren. Suchend blickte er sich um, dann sah er ihn wieder. Ein Schatten in der Dunkelheit, kaum auszumachen, doch Alex hörte sein übernatürliches Herz schlagen. Es war ein Vampir.
    Langsam folgte Alex ihm, doch er wußte schon jetzt, daß es eine Falle war. Irgendwo würde diese Schattengestalt auf ihn warten. Aber Alex fürchtete die Begegnung nicht. Er war eher neugierig auf diesen Herausforderer – den ersten Vampir, den er in London zu sehen bekam.
    Er legte einen weiten Weg zurück auf der Spur seines Widersachers. Weit bewegten sie sich fort von London. Alex erkannte die großen Landstriche, die einst den Lords gehört hatten.
    Dicht flogen sie an Alex’ elterlichem Wohnsitz vorbei. Wie lange war er nicht dort gewesen? Das Land und das kleine Schlößchen waren immer noch im Besitz der Dahomeys, doch Alex kannte seine Verwandtschaft nicht näher. Er hatte sich nie sonderlich für sie interessiert, wahrscheinlich hatten sie bereits vergessen, daß sie Verwandtschaft in Amerika hatten ... Er mochte nicht darüber nachdenken. Nicht jetzt.
    Der Schatten landete in einem dunklen Landhaus. Kein Licht erhellte die Fenster, und es machte einen unbewohnten Eindruck. Auch Alex landete sanft, um die Gegend zu erkunden. Dann schritt er ohne jegliche Vorsichtsmaßnahme durch die geöffnete Tür. Er bemerkte, wie eine kühle Hand über seine Wange hinwegstrich, doch er zuckte nicht zurück.
    Leises Flüstern drang an seine Ohren, dann erhellten plötzlich zwei Kerzen den Raum. Alex sah sich um, absichtlich ohne Interesse für seinen Gastgeber.
    Das Haus war zwar sehr alt, doch in einem offensichtlich guten Zustand. Vermutlich wurde es ebenso gepflegt, wie seine Villa in London, wenn er sie nicht bewohnte.
    Er schaute sich weiter gelassen um, bis seine Neugier siegte. Erst da wandte den Kopf dem Vampir zu und erschrak leicht. Dieser Vampir mußte steinalt sein – vielleicht einer der ältesten, die Alex jemals getroffen hatte. Würdevolle Züge waren in sein wächsernes Gesicht eingebrannt, und seine Augen strahlten eine Jahrhunderte alte

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