Ewiges Blut - ein Vampirroman (German Edition)
nahm. Dieser verharrte bewegungslos mit zusammengebissenen Zähnen. Dymas beugte sich zu Alex herab und starrte ihm ins Gesicht.
»Sind die Schmerzen nicht unendlich viel süßer, wenn man sich einem Freund unterwirft?«
Alex lächelte zuckersüß, doch seine Augen sprühten vor Haß. Schweigend ließ er den Akt über sich ergehen.
Als Daniel sich zurückzog, warf er ihm einen kurzen Blick zu. Blutschweiß stand auf seiner Stirn, sein Mund war leicht geöffnet. Als er Alex’ Blick spürte, starrte er beschämt zu Boden, doch Alex fühlte die Ruhe und die Befriedigung, die Daniel ausstrahlte.
Langsam stand er auf und zog sich wieder an. Dymas beobachtete ihn interessiert. Denn er konnte in Alex’ Gedanken nicht lesen.
»War’s das?« fragte er zynisch, und der Alte grinste breit. Mit freundlicher Geste deutete er auf die Tür.
»Nach Ihnen, Mylord. Es war mir ein großes Vergnügen.«
Sicher bewegte sich Alex durch das Haus, vorbei an der gefesselten Leiche durch die unbeleuchteten Räume. An der Haustür drehte er sich noch einmal zu Dymas um.
»Mayra hat dich nie geliebt – und weißt du warum? – Weil du immer der Sklave, immer der Diener bleiben wirst. Gleichgültig, wieviel Macht du hast.«
Alex sah ein kurzes, zorniges Aufblitzen in den Augen des Alten. Dann schoß er mit geballter Energie in den dunklen Nachthimmel – zurück, Richtung London.
Der Zorn, der sich seiner auf dem Heimflug bemächtigte, war unbeschreiblich. Er öffnete seinen Mund, und der Schrei, der sich aus seiner Kehle löste, war unmenschlich und ließ denen, die ihn hörten, das Blut in den Adern gefrieren.
Als er sich jedoch seiner Heimatstadt näherte, wußte er, daß er noch nicht nach Hause zurückkehren konnte. Zu tief saß der Schmerz in seinem Innern. Mit einem verzweifelten Aufschrei raste er über London hinweg. Er ließ Europa hinter sich, riß sich die Kleider voller Abscheu vom Leib und verschwand nach einer ganzen Weile in den kargen, verschneiten Wäldern Rußlands.
Dort suchte er seine Brüder, und als er sie gefunden hatte, kuschelte er sich an ihr warmes Fell und ließ sich das Blut vom Körper lecken. Sie heilten seinen Körper, doch seine Seele war verwundet.
Er heulte mit ihnen und jagte mit ihnen. Einige Nächte, bis er die Kraft fand, in seine Heimat zurückzukehren.
Auf dem Rückflug in meine Heimat kam ich langsam wieder zur Besinnung. Der Wind erfaßte meinen nackten Körper mit ungewohnter Schärfe. Es war tröstlich gewesen, mein Leid den Wölfen zu klagen. Sie waren schon immer meine letzte Zuflucht gewesen. Wenn ich so tief unten war, daß kein Mensch in meine Seele schauen durfte, dann waren sie die einzigen Wesen, die mich verstanden. Und ihre sanften Augen verbargen ihre Wildheit, ihre Rohheit. Bei ihnen fühlte ich mich geborgen, die Gefahr, mich auf alle Viere niederzulassen und bei ihnen zu bleiben, war sehr groß.
Doch wie schon so oft zuvor hatte ich mich für die menschliche Gesellschaft entschieden und für Brian – und Gabriel.
Leicht landete ich auf einem Balkon meiner Villa. Eine Kerze brannte auf meinem Schreibtisch, und Brian saß davor. Er schien erschöpft, bemerkte meine Ankunft erst, als ich geräuschvoll den Riegel der gläsernen Balkontür öffnete. Erschrocken starrte er mich an.
Erst jetzt bemerkte ich, daß ich zitterte. Eine eisige Kälte hatte mich erfaßt, meine Seele fror. Und – oh, was mußte ich für ein Anblick sein? Brian konnte den Blick nicht von mir wenden. Ich mußte furchterregend aussehen – und ich war nackt. Ich seufzte geräuschvoll und trat ein.
Immer noch starrte er mich an. Ja, ich konnte es ihm nicht verübeln. Mein Körper war verdreckt, zum Teil noch blutig, meine Haare hingen strähnig vor meinen Augen. Mich verlangte nach Wasser auf meinem Körper – auch wenn ich wußte, daß ich meine Seele nicht reinwaschen konnte.
Brian erhob sich und kam einen Schritt auf mich zu. Er sah mich an, als wäre ich ein hungriges Raubtier.
»Was ist passiert?« flüsterte er schließlich.
Einen Moment dachte ich darüber nach zu antworten, doch die Erinnerung raubte mir die Sprache. Ich schüttelte den Kopf. Eigentlich war ich entsetzt über die Gefühle, die in mir aufwallten. Der Alte hatte mich erkannt. Diese Erniedrigung erschien mir unerträglich.
Ach, es war nicht das erste Mal, daß ich zur Hure geworden war, doch niemals mußte ich mich so unterwerfen – und niemals einem Freund. Würde ich Daniel umbringen, wenn er mir das
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