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Ewiges Blut - ein Vampirroman (German Edition)

Ewiges Blut - ein Vampirroman (German Edition)

Titel: Ewiges Blut - ein Vampirroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rhys Beck
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bezahlt, andere waren einfach schon immer in seinem Besitz gewesen – und doch nicht weniger kostbar. Er liebte diesen Ort, es war ein Ort der Ruhe und der Besinnung – und der Stille. Schon immer hatten Bibliotheken diesen ganz besonderen Eindruck in ihm hinterlassen.
    Brian hielt ein sehr altes Buch in den Händen, und Alex kam einen Schritt auf ihn zu, um den Titel lesen zu können.
    »Uh, Mittelalter«, sagte er dann und lachte.
    Brian setzte sich nachdenklich. »Was für eine Zeit.«
    »Das kannst du wohl sagen«, erwiderte Alex, entzündete eine Kerze und goß sich einen Schluck Wein ein.
    »Was die Menschen damals gedacht haben und – zu was sie fähig waren. Schau dir nur mal diese Folterinstrumente an.« Brian hielt Alex das Buch vor die Nase.
    Dieser schob es zur Seite.
    »Brian, das ist mir alles nicht ganz fremd.« Wieder lächelte er. »Meiner Meinung nach war es aber nicht die Zeit, die solche Greueltaten hervorgebracht hat, sondern die Menschen. Sie sind auch heute noch zu Gewalt und Brutalität fähig – vielleicht manchmal auf eine etwas subtilere Art und Weise. Aber schau dich doch nur um – gefoltert wird immer noch.«
    »Aber sind das nicht nur Ausnahmesituationen – Krieg zum Beispiel?« wandte Brian ein.
    »Die einzige Ausnahmesituation, die es auf dieser Welt gibt, ist der Mensch selbst. Er hat einfach den Drang, wie kein anderes Wesen, andere zu beherrschen, zu unterdrücken. Leider ist er so intelligent, daß er ständig versucht, das zu legitimieren. Doch das ist alles völlig unglaubwürdig.«
    »Die meistgebrauchteste Legitimation für Gewalt ist der Glauben«, sagte Brian und runzelte nachdenklich die Stirn.
    » Glaubst du?« fragte Alex und erinnerte sich an ihr erstes Gespräch.
    Brian zuckte mit den Schultern. »Gibt es eine Rechtfertigung zu glauben?«
    »Der Glaube ist eines der wenigen Dinge auf dieser Welt, die du nicht rechtfertigen mußt. Vergiß’ das nicht. Du kannst an Gott  – oder wen auch immer – glauben, ohne seine Existenz beweisen zu müssen. Ein solcher Beweis wäre auch jenseits aller Vernunft. Denn selbst, wenn du ihn jemals gesehen hättest, wäre das noch kein Beweis. Woher solltest du wissen, daß das, was du siehst, wirklich existiert. Du machst dir von allem, was du siehst eh nur ein Abbild. Die wahre Existenz der Dinge bleibt unbegreiflich.«
    »Kant?«
    Alex lächelte. »Ja, ein hervorragender Denker. Auch, wenn ich über seine Texte geflucht habe, denn ich hatte immer den Eindruck, er war volltrunken, wenn er schrieb.«
    »Doch warum gibt es den Glauben?« fragte Brian.
    »Die Erklärung dafür ist doch simpel: Der Glaube ist ein Halt für die Menschen. Denn sie fürchten den Tod. Der Tod ist dunkel; unklar, was danach passiert. Doch im Glauben finden die Menschen Erklärungen. Erklärungen für den Tod und Hoffnung für die Zeit danach. – Ich sage dir, wer glaubt, braucht nicht zu denken. Das heißt nicht, daß es nicht Denker gibt, die glauben. Doch wer denkt, der findet seinen eigenen Weg, der braucht den Glauben nicht. Der braucht keine alten Bücher, keine befestigten Pfade und niemandem, vor dem er sich rechtfertigen muß – außer vor sich selbst.«
    »Doch die Menschen sind nicht bereit, ohne den Glauben zu leben.«
    »Sie werden nie bereit sein. Sie sind vielleicht nicht mehr so leichtgläubig wie früher. Oh, früher war es noch viel schlimmer. Du konntest den Leuten sagen, daß Gott in der Mittagszeit den Kirchturm einstürzen läßt, und die Leute versammelten sich, um das Schauspiel zu beobachten.«
    Mit einem Blick in sein Buch fragte Brian. »Meinst du, daß der Mensch von Natur aus schlecht ist?«
    »Er ist zumindest nicht von Natur aus gut. Quod erat demonstrandum. Schwierig überhaupt die Definition von Gut und Böse. Doch was auffällt, ist die Tatsache, daß der Mensch ein Unterdrücker ist. Schau dir an, wie lange der Mann seine Frau unterdrückt hat – und es immer noch tut? – von seinen Kindern ganz zu schweigen. In der Weltgeschichte gibt es nicht viele Stämme mit Matriarchat. Der Mann bezwingt die Frau, nicht weil er intelligenter ist, sondern weil er stärker ist. Seine körperliche Überlegenheit ist der Schlüssel zu allem. Was für ein Unsinn, nach anderen Gründen zu suchen. Der Mensch ist nicht nur Nutzen-maximierendes Wesen, nein – er tut das auch mit Vorliebe auf Kosten anderer. Er versucht zu beherrschen. Seine Familie, sein Vieh, seine Umwelt. Und du wirst immer einen finden, der schwächer ist, einen, der

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