Ewiges Blut - ein Vampirroman (German Edition)
und lehnte beobachtend an der Wand.
»Das mußt du allein durchstehen.«
Brian wußte nicht, wie lange er sich auf dem Teppich in Alex’ Schlafzimmer gequält hatte und wann er aufgestanden war.
Jetzt befand er sich mit Alex auf dem Weg in sein neues Leben. Sie hatten das Haus und die Abgeschiedenheit hinter sich gelassen.
Der Nachthimmel war unglaublich klar, und Alex mußte seinen Vorwärtsdrang immer wieder zügeln, damit Brian alles genau betrachten konnte. Fasziniert starrte er auf die Bäume, als wären sie lebendig, auf geparkte Autos, als sprächen diese mit ihm und auf Mülltonnen und Briefkästen, als wären diese ungeheure Nachtgestalten. – Aber die einzigen bösartigen Nachtgestalten waren sie.
Plötzlich stoppte Alex und legte einen Finger auf die Lippen, um Brian zur Ruhe zu ermahnen. Und dann bemerkte Brian es auch, ein durchdringend süßlicher Geruch breitete sich aus. Er konnte ihn beinahe schmecken, als er die kalte Luft durch die Zähne einsog. Was? Aber Alex zog ihn in einen dunklen Hauseingang.
»Was ist das?« fragte er so leise, daß kein menschliches Gehör es hätte wahrnehmen können. Da hörte er auch schon die verhaltenen Schritte, die sich ihnen näherten. Eine junge Frau kam langsam auf sie zu, das Gesicht halb hinter einem dicken Schal verborgen.
Blut – der Geruch, den Brian wahrgenommen hatte, war der Duft menschlichen Blutes gewesen.
Unschlüssig blieb die junge Frau vor ihnen stehen, und Brian bemerkte, wie Alex sich spannte.
Sie räusperte sich und fragte dann: »Könnte ich bitte mal dadurch?«
Alex lächelte sie charmant an. »Selbstverständlich«, sagte er und trat einen Schritt zur Seite.
Töte sie!
Brian erstarrte, aber Alex hatte damit gerechnet. Als die junge Frau sich an ihnen vorbeischieben wollte, griff er blitzschnell nach ihr und riß sie herum.
Der Schal rutschte von ihrem Gesicht. Sie war wunderschön. Brian sog den Blutgeruch, der sich mit ihrer Angst vermengt hatte, ein. Er konnte sie nicht töten, obwohl der Geruch ihm beinahe den Verstand raubte.
Die junge Frau war wie versteinert vor Schreck. Fast liebevoll wickelte Alex ihr den Schal vom Hals.
»Nimm’ sie«, flüsterte er, und Brian sah die dunkle Gier in seinen Augen aufflammen. Ich kann nicht .
Alex wandte seinen Blick von ihm ab und ritzte den Hals der Frau mit seinen scharfen Zähnen. Sie zuckte zusammen. Ein feines rotes Rinnsal bahnte sich seinen Weg an ihrem Hals entlang.
Der Blutgeruch war kaum auszuhalten. Alex ließ das Blut über seinen Finger laufen und strich diesen dann provozierend über Brians Lippen.
Dieser war überwältigt von dem Geschmack des menschlichen Blutes. Eine ungeahnte Lust übermannte ihn, und er nahm die Frau, die Alex ihm als Geschenk überreichte.
Kurz bevor ihr Herz aufhörte zu schlagen, riß Alex ihn zurück. »Du mußt vorher aufhören, sonst wirst du mit ihr zusammen sterben.«
Die ganze Nacht erkundeten sie die Stadt, Brian schien unerschöpfbar zu sein. Er fühlte sich tatsächlich wie neugeboren. Alles – selbst die kleinsten Alltäglichkeiten – erschien ihm auf einmal so unglaublich schön und wertvoll. Alex lehrte ihn geduldig die neuen Fähigkeiten einzusetzen, doch Brian wußte, daß es einige Zeit dauern würde, bis er die neuen Kräfte auch beherrschen konnte. Jetzt erschreckten sie ihn noch, und er wagte nicht, in normaler Lautstärke zu sprechen, da ihm seine Stimme so furchterregend laut vorkam.
Bis zur Morgendämmerung streiften sie umher, doch als die Dämmerung dem Licht wich, erschrak Brian über die Schmerzen, die das sanfte Licht des Tages mit sich brachte. Er geriet in Panik, und Alex hatte Mühe ihn zu bändigen. Er brachte ihn zurück zu seinem Haus.
Zusammen betraten sie den Keller, und Brians Beine sackten unter ihm weg. Alex griff ihm vorsichtig unter die Arme und trug ihn zu seinem Sarg.
»Wir müssen vorsichtig sein. Wenn der Kreis von Merrick etwas von dem Tod dieses Kerls erfährt, werden sie noch jemanden schicken.« Alex verschloß die Tür sorgfältig.
»Doch diese Tür werden sie nicht öffnen können und ebensowenig diesen Deckel.«
Brian konnte kaum noch die Augen offenhalten. Alex schob den Deckel zur Seite und ließ sich in den Sarg hineingleiten.
»Komm Brian«, sagte er sanft, »leg dich auf mich. Ich habe leider nur einen Sarg.«
Brian kippte fast auf Alex hinunter und spürte das Haar seines Freundes an seinem Gesicht. Müde hauchte er ihm einen Kuß auf die Wange und schlief ein.
Er hatte keine
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