Ewiges Blut - ein Vampirroman (German Edition)
Haustür hinter sich geschlossen hatte, lehnte er sich für einen Moment erschöpft dagegen. Dann eilte er ins Bad und wusch sich eine viertel Stunde lang wie besessen die Hände, bis sie so gerötet waren, wie die Hände eines Menschen mit einer Waschneurose. War er eigentlich er selbst? War der gequälte Geist in diesem Körper überhaupt noch Brian?
Entsetzt über diese Gedanken sah er in den Spiegel. Seine Augen waren rot und verquollen, sein Blick gehetzt, doch er konnte in seine eigenen Augen schauen. Vielleicht war sein Verstand arg mitgenommen, aber verrückt war er immerhin noch nicht.
Schließlich wandte er den Blick ab, sein ausgemergeltes Gesicht erschreckte ihn.
Brian verbrachte den weiteren Tag in Alex’ Haus. Er aß die Dinge, die er sein ganzes Leben gern gegessen hatte und schlief am Nachmittag für ein paar Stunden. Er träumte von Alex, von Haß und vom Tod.
Die Erinnerungen an die Nacht, in der diese Männer ihn heimgesucht hatten, quälten ihn, verflochten sich mit seinem Traum. Der erste hatte bereits dafür bezahlt.
Brian sehnte sich nach dem Sonnenuntergang, sehnte die Nacht herbei. Sein Entschluß war endgültig. Er wünschte, er hätte sich von Gabriel und von Virginia verabschieden können – doch er verabschiedete sich nur von der Sonne.
Als schließlich die letzten Strahlen erloschen waren, ging er in den Keller und öffnete mit einigem Kraftaufwand die schwere Tür, die Alex nicht ganz verschlossen hatte. Alex war bereits auf und saß auf seinem Sarg. In seinen Augen flackerte noch immer der Schmerz, doch seine Haut war vollständig verheilt. Erstaunt sah er Brian entgegen.
Dieser schaute verlegen zu Boden. »Ich möchte dich um etwas bitten«, begann er leise.
»Um was?«
»Nimm mich zu dir.«
Alex erstarrte. Seine Augen wurden schmal, und er fixierte Brian scharf. »Was hast du gesagt?«
»Bitte Alex, ich kann nicht mehr«, flehte Brian erschöpft.
Alex schüttelte den Kopf. »Warum willst du sterben? Ist das Leben nicht unendlich viel wertvoller?«
»Alex, bitte. Ich habe mir das gut überlegt. Ich will immer bei dir sein, aber ich schaffe das nicht mehr. Ich bin eine Gefahr für dich.«
»Und wenn ich es nicht tue?« Alex sah ihn fragend an.
Verzweifelt warf Brian sich vor Alex auf die Knie. »Sie bringen mich um, weil ich ihnen nicht helfe«, flüsterte er. »Sie – du weißt nicht, was sie mir angetan haben.«
»Was haben sie dir getan?« Alex sah erschrocken in Brians schmerzerfülltes Gesicht. Einen Moment sah es so aus, als würde Brian nicht antworten können, doch schließlich brach es aus ihm hervor. »Sie haben jedes noch so kleine bißchen Würde aus mir herausgevögelt«, schrie er, und seine Augen füllten sich sofort mit Tränen. Haß entstellte für einen Moment sein sanftes Gesicht. Doch es wurde fast augenblicklich wieder weich.
»Ich will sie umbringen dafür...« Brians Stimme brach.
Schockiert sah Alex die Schmerzen, die Brian in seinem Inneren verborgen hatte.
»Sie kommen zu mir zurück«, flüsterte er und sank in sich zusammen.
Langsam zog Alex Brian vom Boden hoch.
Du sollst dich nicht so erniedrigen. – Aber, ich ... ich ... bitte, Alex.
»Ich hoffe, du hast dir das wirklich gut überlegt, denn es gibt keinen Weg zurück.«
Brian nickte. Tränen liefen über seine Wangen. Alex haßte es, ihn leiden zu sehen. Es bereitete ihm unendliche Qualen seinen Liebhaber – ja in einem solchen Zustand anzuschauen. Brians Gesicht war ein einziger Wunsch.
Brian?
Ja, ich will.
Kein Zurück.
Nein, nie mehr.
Alex zog ihn an sich. Er war so leicht und willig, wie eine Puppe. Brian sah, wie sich seine ozeanblauen Augen verdunkelten. Meeresgrund. Tief und undurchschaubar. Schmerz. Zähne gruben sich in Brians Hals. Er stöhnte auf. Leben wurde aus ihm herausgesogen. Sein Leben, so nichtig und ... unbedeutend. Was bedeutete ... Sein Leben? In Sekundenschnelle vorbei und doch ewig.
Er war so schwach. Konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten. Seine Hände krallten sich in den schweren Stoff von Alex’ Pullover.
Liebevoll trug der Vampir ihn zu dem großen, weichen Bett, welches sich in seinem Kellergemach befand und legte den fast leblosen Körper darauf.
Brian stand am Abgrund und schaute hinunter. Sein Herz schlug quälend langsam. Da unten bewegte sich etwas, aber er wollte da nicht hin. Wollte nicht wissen, was da unten lebte. Es war kalt und dunkel. Könnte er den letzten Schritt überhaupt tun? Er erschrak. Will leben. Alex?
Sein
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