Ewiges Blut - ein Vampirroman (German Edition)
keine andere Wahl. Ich mußte zu Brian zurückkehren, denn er hatte gegen einen Angriff dieses Gesindels keine Chance. Er hatte zwar viel von meiner Kraft bekommen, aber er war noch nicht in der Lage, diese effektiv einzusetzen. Sie konnten ihn vernichten, wenn sie ihn überraschten.
Wie betäubt schlich Brian aus Virginias Wohnung. Er konnte sich kaum an ihre Worte erinnern, obwohl sie wie Geister durch seinen Kopf spukten. Sie hatte ihn beschimpft, sie hatte fürchterlich geweint, und sie hatte ihm gesagt, daß sie ein Kind von ihm erwartete.
Ein Kind von einem Monster, hatte sie geschrien. Was hatte er dazu noch sagen sollen? Er wünschte sich, daß es ihn in irgendeiner Weise berührte. Doch das alles erschien ihm so fern.
Sie würde dieses Kind bekommen. Und er war der Vater. Doch er würde sein Kind niemals zu Gesicht bekommen, das hatte sie ihm geschworen. Dieses Kind wird niemals von eurer Existenz erfahren . Ihre Worte hallten in seinem Kopf.
Der Angriff kam für ihn völlig überraschend. Er hörte ein leises Sirren über seinem Kopf und schon befand er sich in ihrer Gewalt.
Sie waren wie Schatten, und doch spürte er ihre hektischen Hände auf seinem Körper. Was waren das für Kreaturen? Sie zerrten und zogen an ihm und verhüllten seine Augen, so daß er beim besten Willen nicht mehr hätte sagen können, wo er sich befand.
In atemberaubendem Tempo rasten sie durch die Straßen und schließlich durch Wälder und Wiesen. Sie brachten Brian in eine verfallene Ruine und zerrten ihn dort in einen schmiedeeisernen Käfig. Erst dort sah er, daß seine Häscher Vampire waren.
Zerlumpte Gestalten mit ungewaschenen Gesichtern und blutunterlaufenen Augen. Sie entsprachen wohl am ehesten der Vorstellung der blutsaugenden Monster, und Brian erschrak regelrecht, als sie ihn ansprachen.
»Dein Meister hätte besser auf dich achtgeben sollen«, sagte ein hagerer Mann mit schnarrender Stimme und trat auf den Käfig zu. »Nun, ich denke, er hat es nicht besser verdient.«
»Wovon redest du?« fragte Brian, erstaunt über seinen herrischen Tonfall.
Doch sie zischelten nur um ihn herum, und ihre Stimmen klangen in Brians Ohren wie abscheuliche Imitationen menschlicher Stimmen. Eine Hand berührte seinen Rücken, und er zuckte zusammen.
»Seht her, er ist ja noch warm.« – »Er ist fast noch ein Mensch.«
Er hörte den Haß in ihren Stimmen. Was hatten sie bloß vor? Warum hatten sie ihn hierher gebracht?
Erst jetzt bemerkte er den eigenartigen Aufzug der offensichtlichen Anführer, und eine böse Ahnung überkam ihn. Lange schwarze Kutten – wo war er hineingeraten? Die Szene erinnerte ihn an einen Bericht über einen Satanskult, den er vor langer Zeit gesehen hatte. Hatten sie ihn etwa verschleppt, um ihn hier zu opfern? Er war doch einer von ihnen. Alex hatte ihn zwar gewarnt, hatte ihm eingeschärft, sich von den Unsterblichen fernzuhalten – aber waren sie wirklich darauf aus, sich gegenseitig in schwarzmagischen Ritualen zu töten? Ein eiskalter Schauder lief ihm über den Rücken. Wie sollte er hier bloß wieder herauskommen?
»Ich kann deine Gedanken nicht lesen, du Grünschnabel. Aber du brauchst nicht weiter zu grübeln, wie du hier rauskommst. Dein Schicksal ist besiegelt.«
Zornig starrte Brian den hageren Mann in der langen Kutte an. Seine grünen Augen funkelten gefährlich, und der Vampir trat erschrocken einen Schritt zurück. Er konnte nicht wissen, wieviel Macht Brian hatte.
Langsam senkte er die Augen und erhob die Arme. Die dünnen Hände glitten wie Skeletthände aus den weiten Ärmel heraus. Ein furchterregendes Summen erfüllte den Raum und schwoll zu einer fast unerträglichen Lautstärke an. Es schien aus tausend Mündern zu kommen, obwohl Brian kaum mehr als zwanzig Kreaturen zählte. Der Ton wurde von den Wänden zurückgeworfen, und Brian hatte den Eindruck, als würde ihn dieses Geräusch zu Boden drücken.
Und während der Gesang anschwoll, leiser wurde und wieder unerträglich laut, bemerkte Brian das Huschen einiger Schatten um seinen Käfig herum. Mit wachsendem Entsetzen sah er, daß sie Holz und Papier um ihn herum aufschichteten. Er stöhnte auf.
Alex kehrte zu Virginias Wohnung zurück. Doch Brian traf er dort nicht mehr an.
Einen Moment dachte er darüber nach, Virginia zu fragen, doch diese hätte ihm sicherlich auch keine Auskunft über den Verbleib seines törichten Freundes geben können. Ein grausiger Gedanke setzte sich in Alex’ Gehirn
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