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Ewiges Blut - ein Vampirroman (German Edition)

Ewiges Blut - ein Vampirroman (German Edition)

Titel: Ewiges Blut - ein Vampirroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rhys Beck
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Familie, und sie würden zusammenbleiben.
    Schutzsuchend drängte er seinen schmalen Körper an Alex und ließ sich von dem starken, gleichmäßigen Herzschlag davontragen.
    Alex verharrte reglos und träumend, bis das sanfte Grau der ausklingenden Nacht der Morgendämmerung wich.
    Dann trug er den schlafenden Gabriel zu seinem Sarg und legte ihn behutsam auf die dunkelblaue Seide. Bevor er leise den Deckel schloß, hauchte er noch einen Kuß auf die kühle Stirn. Mit einem flüchtigen Blick vergewisserte er sich, daß auch Brian sich bereits zur Ruhe gelegt hatte.
    Er selbst setzte sich ans Fenster und beobachtete, wie der Himmel sich langsam verfärbte. Beobachtete das sanfte Rosa und das matte Blau, das in einen hellen Grünton überging. Die Farben flossen träge ineinander, verschwammen konturlos. Wurden von dem klaren Blau des beginnenden Tages abgelöst.
    Er blieb, so lang seine Augen den Schmerz des Tageslichts ertragen konnten und floh schließlich in die Dunkelheit und Ruhe seines Sargs.
    Doch die Träume, die ihn heimsuchten, als er die Augen schloß, waren beunruhigend, ihre Botschaften eindeutig. Mayra hatte ihn gefunden.
    In diesem Zustand – kurz vor dem endgültigen Erstarren seines Körpers – schienen seine Gedanken zäh und träge. Er konnte sich nicht mehr verstecken, wollte es auch gar nicht. Er mußte sich ihr stellen – auch wenn ihre Macht vielleicht schon gottähnlich war. Mayra, die finstere Göttin. Ein kaltes Lächeln glitt durch sein Innerstes. Sorgfältig hatte er es vergraben, hatte alles verdrängt, und nun kam alles wieder zum Vorschein. Doch sein Herz blieb kalt, und darüber war er froh. Fasziniert und erschrocken beobachtete er, wie sie langsam und zielstrebig Schutt und Geröll in seinem Inneren beiseite schaffte, wie er eine Leiche anstarren würde, die sich aus ihrem eigenen Grab ans Tageslicht gräbt.
    Du wirst mich niemals besitzen, schwor er stumm und schlief ein.
     
     
    »Was sagen Sie da? Ein Herzanfall? Das Herz meines Vaters war in bester Ordnung. Ich weiß, daß er ein alter Mann war, aber er hatte niemals Probleme mit seinem Herzen.«
    »Regen Sie sich doch bitte nicht so auf, Mr. Clairley. Ihr Vater ist ruhig und friedlich eingeschlafen, wie wir alle es uns wünschen. Er hat nicht gelitten.«
    Die Stimme der Ärztin trieb Clairley zur Weißglut. Was wußte die schon? Ärgerlich knallte er den Hörer auf die Gabel. Es bestand für ihn gar kein Zweifel. Sie hatten ihn umgebracht. Hatten sich für die Veröffentlichung gerächt, wie er das vorhergesehen hatte. Clairley massierte seine Stirn. Warum hatte er das bloß getan? Er hätte es vorher wissen müssen. Er kannte sie doch besser, als alle anderen.
    Langsam erhob er sich und nahm die letzten Tagebuch-Eintragungen seines Vaters zur Hand.
     
    London 1991
    Ich glaube, es wird mein letzter Auftrag sein. Ich fühle, wie die Kraft meinen Körper verläßt. Seit Tagen sitze ich im Archiv und suche nach Eintragungen. Lomay, der Name schwirrt in meinem Kopf. Es ist eine heiße Spur, ein Name aus der Vergangenheit. Vielleicht einer der Ältesten? Wie alt mag er sein? In welchen Zustand ist sein Körper? Ich zittere bei dem Gedanken, daß wir so nah dran sind. Doch in meinem Herzen weiß ich, daß es Zeit ist, meinen Platz zu räumen. Ich habe keine Energie mehr. Für mich ist die Unsterblichkeit ein unerreichbares Ziel. Ich hatte einen Traum, doch seine Verwirklichung dauert zu lange – zu lange für einen alten Mann wie mich. Ich bin nicht wie SIE, ich werde nicht warten können. Was werden das für Menschen sein, die meinen Platz einnehmen werden? Werden sie jemals wissen, um was es eigentlich geht? Werden sie SIE jemals kennenlernen?
    Ich schließe hiermit meine Eintragungen in der Hoffnung, daß Jim mir folgen wird und diese Notizen liest. B.C.
     
    Benommen legte Clairley das kleine Buch zur Seite. Wen meinte sein Vater bloß mit SIE? Es war ihm ein Rätsel. In keiner der Aufzeichnungen hatte er einen Namen finden können. Doch eins war ihm klar – er würde weitermachen. Er würde den Weg seines Vaters zu Ende gehen.
    Langsam griff er nach dem Telefonhörer und wählte die Nummer, die ihm schon seit einiger Zeit im Kopf herumschwirrte. Es dauerte einen Moment, ehe der Hörer abgenommen wurde. Dann meldete sich eine forsche Männerstimme: »Ripley?«
     
     
     
     

10
     
     
     
    Als Mayra plötzlich vor mir stand, war der Schock doch größer, als ich mir eingestehen wollte. Sie war wunderschön. Ihr blondes

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