Ewigkeit für deine Liebe
ja, ohne Christian, um dich zu beschützen ...«
»Ich passe auf!«, versprach Emma. Auf einmal wurde ihr bewusst, dass sie sich mit Christian tatsächlich sicher fühlte – obwohl er ein Geist war.
Und sie spürte auch, dass sie ihn, obwohl er erst wenige Stunden fort war, schon vermisste.
Mit diesem Gedanken eilte sie nach oben, putzte sich die Zähne und schnappte sich dann ihre Jacke und ihre Mütze. Dann stürmte sie die Treppe wieder hinunter, um sich Bewegung zu verschaffen und etwas von dem Fisch, den Fritten und der Torte abzuarbeiten, die sie gegessen hatte. Zoe sagte immer, mit vollem Magen ins Bett zu gehen, würde ihr Albträume bescheren.
Und Emma wusste, dass das stimmte.
Draußen hatte der Himmel eine gespenstische Lavendelfarbe angenommen. Wie passend!, dachte Emma. Schließlich befand sie sich ja auf dem Weg zu einer Burg, in der es spukte. Der Wind war heftiger und so kalt geworden, dass sie den Reißverschluss ihrer Jacke bis zum Kinn hinaufzog. Auch ihre Mütze zog sie tief über die Ohren, bevor sie sich auf den Weg zu den Ruinen machte.
Die Bäume – Birken, Kastanien, Walnuss und Eichen, laut Christian – trugen eine Unzahl herbstlich bunter Blätter. Ein Großteil war vom Wind schon auf die Erde hinuntergeweht worden, wo sie einen Teppich aus roten, braunen und gelben Blättern bildeten. Emma atmete tief den süßlichen Duft des Klees ein, der sich hier mit dem salzhaltigen der See und dem Rauch des Feuers im Kamin der Ballasters vermischte. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass sie je vergessen würde, wie es in Arrick roch.
Oder wer an diesem Ort zu Hause war.
In Gedanken verloren, bückte sie sich, um ein großes gelbes Laubblatt aufzuheben, und zwirbelte es in ihren Fingern, als sie weiterging. Wie in aller Welt war sie hierhergekommen? Warum hatte sie nach achtundzwanzig Jahren, die sie auf der Erde weilte, endlich jemandem gefunden, den sie wirklich und wahrhaftig mochte, der nicht nur charmant, lustig, ein Gentleman und ungeheuer attraktiv, sondern auch ... tot war?
Oh mein Gott, er ist wirklich tot!
Tot. Nicht mehr lebendig. Und durch und durch ein Geist.
Nur sie, Emma Calhoun, konnte so etwas zustande bringen.
Nur Emma Calhoun konnte scharf auf ein Gespenst sein.
Wie passend.
Sie kickte einen Stein weg und sah zu, wie er die Straße vor ihr hinaufhüpfte und rollend zum Halten kam, als sie die Burg erreichte.
Das nachlassende Licht draußen hatte das Innere des Torhauses in tiefe, schwarze Schatten getaucht. Trotzdem verweilte Emma dort einen Moment und strich mit den Fingerspitzen über die verkohlten Stellen, wo sich laut Christian die Wandfackeln befunden hatten ...
Emma schnappte nach Luft und schloss die Augen vor dem Schwindel, der sie plötzlich überkam. Erschrocken lehnte sie sich an den kühlen, feuchten Stein und atmete tief durch. Blitzartig erschien ein weiteres Bild vor ihr, zuerst nur ganz verschwommen, dann aber auf einmal ... sehr, sehr klar.
Direkt vor ihr, so nahe, dass sie zurücktreten musste, hielt ein Mann eine Frau in den Armen und küsste sie. Er stand mit dem Rücken zu Emma, sodass sein Körper verdeckte, wen auch immer er küsste, doch als er den Kopf hob, sah sie, kurz bevor die Vision verblasste, sein Profil. Ein Profil, das sie nie vergessen würde: ein kantiges Kinn, eine gerade Nase, schön geschwungene, zu einem breiten Lächeln verzogene Lippen, und diese dichte, immer ein wenig zerzauste Mähne ...
Ihr Magen verkrampfte sich, und dieses komische Gefühl durchflutete sie wieder. Der Mann war Christian, wie Gott ihn geschaffen hatte.
Emma trat vor und strich mit ihrer unverletzten Hand über das Gemäuer, wo sie den Kuss beobachtet hatte. Aber nichts geschah. Es war nur eine kahle, dunkle Steinmauer.
Mit Daumen und Zeigefinger rieb sie sich die Augen und seufzte schwer; dann eilte sie aus dem Torhaus auf den nur noch schwach erhellten Hof hinaus.
Und lachte laut. Was war nur los mit ihr? Warum sah sie Bilder von Christian, und warum erzeugten diese Visionen solch merkwürdige Gefühle in ihrem Bauch?
Vor allem aber fragte sie sich, warum es sie so störte, ihn jemanden küssen zu sehen?
Bei dem Gedanken schnaubte Emma laut.
Wie viel lächerlicher konnte sie sich noch anstellen? Natürlich hatte er Frauen geküsst. So wie er aussah, hatte er mit Sicherheit noch weitaus mehr getan als das.
Kopfschüttelnd ging Emma durch den Burghof zu der Hängetreppe, wie sie sie inzwischen nannte, und stieg hinauf. Der eben noch
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