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Ewiglich die Hoffnung

Ewiglich die Hoffnung

Titel: Ewiglich die Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Ashton
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Ungereimtheit im Zusammenhang mit Jacks Verschwinden zu schaffen machen. Aber darüber konnte ich jetzt nicht nachdenken. Mir war klar, wie selbstsüchtig das wirkte, doch die Reparatur meiner beschädigten Familie würde warten müssen. Würde es je eine Zeit geben, in der mein angespanntes Verhältnis zu meinem Vater und meinem Bruder nicht von den Folgen meiner Fehler überschattet werden würde?
    Ich hoffte es.
    Wenige Minuten bevor die Band auf die Bühne kommen sollte, traf ich im Harry O ein. Die Luft im Klub triefte förmlich vor Schweiß und Alkoholdunst. Ich würde garantiert nach Bier stinken, wenn ich nach Hause kam. Kaum war ich drin, hatten meine Klamotten schon alles aufgesaugt. Hunderte Fans drängten sich auf der Tanzfläche und ließen die Tribünen unweit der Bar im hinteren Teil überquellen. Es war deutlich mehr nackte Haut zu sehen als beim letzten Mal, als ich hier gewesen war, was bei dem sommerlichen Wetter nicht verwunderte.
    Da ich allein war, schlüpfte ich mühelos durch das Gedränge und sicherte mir ein Plätzchen am Rand. Die Dead Elvises hatten in den letzten Monaten an Popularität gewonnen. Sie hatten ein neues Album rausgebracht, und mit Sicherheit würden sie heute Abend ein paar Songs davon spielen. Eine Gästeliste beim Einlass gab es nicht, weil das Konzert ja eigentlich geheim war, und so strömten mehr und mehr Leute herein, bis der Saal entgegen jeder Brandschutzverordnung fast aus allen Nähten platzte.
    Ich konnte nicht glauben, dass ich wieder hier war. In diesem Klub hatte ich Cole kennengelernt. Jules hatte mich überredet, mit ihr hinzugehen. Sie hatte sich Sorgen um mich gemacht, weil der Prozess gegen den betrunkenen Autofahrer, der meine Mom getötet hatte, kurz bevorstand.
    Ich hatte gedacht, ich wäre gut darin, mir meinen Kummer nicht anmerken zu lassen, aber Cole hatte ihn bemerkt.
    Na los, du Trauerkloß , hatte er gesagt. Tanzen macht alles besser.
    Da war mir zum ersten Mal aufgefallen, dass er etwas Besonderes an sich hatte … etwas, das mehr als nur menschlich war. Etwas Unwiderstehliches.
    Gleichzeitig hatte ich da auch zum ersten Mal die seltsame Verbindung zwischen uns erkannt.
    Die Verbindung war in unseren gemeinsamen hundert Jahren bei der Nährung nur noch stärker geworden. Sie war auch auf Jacks Abschlussfeier vorhanden gewesen, wo ich Cole bereits spüren konnte, bevor ich ihn sah.
    Selbst jetzt fühlte ich seine Präsenz. Seine Nähe. Die Band war noch nicht herausgekommen, aber ich spürte, dass er mir ganz nah war. Ich blickte zur Bühne. An ihr vorbei. Ich wusste, wenn die Vorhänge vor dem Backstagebereich plötzlich verschwänden, hätte ich Cole direkt im Blick. Meine prickelnde Haut wusste das ebenfalls. Die Verbindung würde niemals abreißen.
    Das Licht wurde gedimmt, und die Musik aus den Lautsprechern verstummte. Die Spannung war fast mit Händen zu greifen. Ich sah Bewegung auf der Bühne, aber sie war noch zu dunkel, als dass sich Genaueres erkennen ließ. Dann wurde die Bühne schlagartig hell, das Scheinwerferlicht reflektierte sich auf den Instrumenten, und da war sie, die Band.
    Max an der zweiten Gitarre, das schwarze Haar länger, als ich es in Erinnerung hatte. Oliver am Bass. Gavin am Schlagzeug.
    Und da war Cole, wild und schön. Mit einem einzigen sicheren Gitarrenanschlag bannte er die Aufmerksamkeit aller im Saal. Sein Glanz auf der Bühne traf mich von Neuem, so als wäre die Sonne nach langen Regenmonaten endlich wieder hervorgekommen.
    Ich fragte mich, ob die Fans hier genauso auf ihn reagierten, wenn er spielte, oder ob es an unserer speziellen Vergangenheit lag – unserer buchstäblichen Bindung aneinander. Die Gesichter der Leute um mich herum verrieten, dass auch sie es spürten. Zumindest ansatzweise.
    Für mich war es überwältigend. Ich musste wegschauen. Ich hatte Mühe, an Ort und Stelle stehen zu bleiben, weil mein natürlicher Instinkt mich drängte, die Bühne zu stürmen.
    Doch als ich Coles Blick auf mir spürte, fasste ich Mut und schaute hoch.
    Irgendwie war es seinen Augen gelungen, in dem Meer aus Gesichtern meine zu finden, und in seiner Miene lag eine seltsame Mischung aus Verblüffung und etwas anderem, das ich nicht richtig benennen konnte. Binnen Sekunden hatte er mich entdeckt.
    Während er spielte, konnte ich eine Veränderung in mir spüren. Der schwarze Abgrund der Schuld – der ständige Schmerz, der mich seit Jacks Verschwinden begleitet hatte – ließ langsam nach, lockerte ein

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