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Ex

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Titel: Ex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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dieser Tat bezichtigt hat und der nach Wyatts Rückkehr 1799 noch lebte, kurz darauf ermordet wurde.
    Außerdem sieht es so aus, als ob Lafayette in Paris seine schützende Hand über Wyatt zurückgezogen hätte. Schließlich hatte Wyatt in eine ihm befreundete Familie eingeheiratet, hatte aber weiterhin zahlreiche Affären und trieb sich in sehr fragwürdiger Gesellschaft herum, es ist unter anderem von schwarzer Magie die Rede. Sein Name fällt mehrmals im Zusammenhang mit dem Marquis de Sade, dem rätselhaften und beinahe genauso unheimlichen Graf von Saint-Germain und vor allem auch im Zusammenhang mit Cagliostro, einem alten Gauner, der angeblich Alchemist und Zauberer war und wegen eines aufsehenerregenden Skandals, der sogenannten Halsbandaffäre, im Gefängnis landete.
    Diese Affäre begann damit, daß Wyatt und Cagliostro einem gewissen Kardinal Rohan versprachen, ein politisches Bündnis mit der Königin für ihn zu arrangieren, auf das dieser sehr erpicht war. Alles, was er dafür zu tun hätte, wäre, im Namen der Königin ein sehr kostbares Diamantcollier zu kaufen, weil es dieser nicht opportun erschiene, dies selbst zu tun – schlecht für ihr Image, wo doch das Volk auf der Straße hungerte etc. Der Kardinal ließ sich darauf ein und übergab das Collier einer von Wyatts Mätressen, die bei einem Geheimtreffen die Rolle der Königin spielte.
    Es gibt Vermutungen, daß Cagliostro den Kardinal entweder unter Drogen gesetzt oder hypnotisiert hatte, sonst wäre er auf diese Maskerade nicht hereingefallen. Überflüssig zu erwähnen, daß das Collier nie wieder auftauchte.
    Die Gauner hatten wohl angenommen, daß Rohan, ihrer Meinung nach ein vermögender Mann, die Sache lieber als Verlust abschreiben würde, als sich zum Gespött zu machen. Nun stellte sich aber heraus, daß er pleite war und den Juwelier nicht bezahlen konnte. Als das Ganze aufflog, kam Wyatt irgendwie ungeschoren davon, während Cagliostro den Kopf hinhalten mußte und ins Gefängnis wanderte. Vielleicht hatten sie irgendeine Absprache getroffen, daß Wyatt seinen Einfluß bei Hof beziehungsweise den seiner Frau, nut-zen sollte, um Cagliostros Strafe in eine Verbannung umzuwandeln. Jedenfalls ging Cagliostro dann nach Italien, und Wyatt blieb mit seiner duldsamen Frau in Paris, bis die Revolution sie das Leben kostete.
    Es ist auch zu vermuten, daß er seine englische Frau und möglicherweise auch deren Bruder umgebracht hat, bevor er nach Amerika zurückgekehrt ist. Dem gehe ich noch nach. Aber man hat ihm nie etwas nachweisen können.
    Hört sich an wie der strahlende amerikanische Held, nicht wahr? Übrigens, wenn du über ihn schreiben willst, könnte es interessant sein herauszufinden, wo und unter welchem Namen seine Nachkommen heute leben – und ob noch etwas von diesem sagenhaften Vermögen übrig ist. Ich habe Jenny Sterns, die mir manchmal hilft, mit einer genealogischen Untersuchung beauftragt –  in der Annahme, daß du dich nicht kleinlich zeigen wirst, wo es dir doch so eilt. Ich halte dich auf dem laufenden.
     
    Liebe Grüße,
    G.
     
    KAPITEL 40 Ward trug seinem Diener auf, Omelettes und Salat zum Mittagessen zu servieren. Dann redeten sie über die Forschungen des Parapsychologen Helmut Schmidt, der ähnliche Experimente mit zufallgesteuerten Prozessen durchführt hatte, wie Sam sie Joanna bei ihrem ersten Besuch in seinem Labor vorgeführt hatte. Ward hörte zu und nickte nachdenklich.
    »Der buddhistische Schriftsteller Alan Watts hat einen Essay über die Zeit geschrieben, in dem er eine These formuliert, die unsere Fragen vielleicht beantworten könnte. Er meint, wir neigen dazu, alles, auch uns selbst, als Produkte der Vergangenheit zu betrachten, als Resultate von Ereignissen, die bereits stattgefunden haben. Aber das ist eine Täuschung. Es kommt nicht die Gegenwart aus der Vergangenheit, sondern die Vergangenheit aus der Gegenwart. Das erleben wir Tag für Tag. Wenn ich beispielsweise sage: ›Die Krone des Baumes‹, wißt ihr nicht, was ich mit ›Krone‹ meine, bevor ihr das Wort ›Baum‹ gehört habt. Ich hätte ja auch sagen können: ›Die Krone des Königs‹.«
    »Aber der Adam, den wir in der Gegenwart erschaffen haben, war ein anständiger Mensch«, wandte Joanna ein. »Also hat ihn die Vergangenheit verändert.«
    »Wir haben jemanden erschaffen, der zu jener Zeit und an jenem Ort, wo wir ihn angesiedelt haben, überleben mußte«, entgegnete Ward. »Und wir haben ihm Wege dazu

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