Ex
aufgezeigt.«
»Wir haben ihm aber nicht beigebracht, zu stehlen und zu morden«, entgegnete Joanna.
Sam, der offenbar wenig Appetit hatte, legte die Gabel hin und lehnte sich zurück. »Erinnert ihr euch noch, wie beunruhigt Maggie war, als wir unseren netten, ordentlichen jungen Adam mit so zwielichtigen Gestalten wie dem Marquis de Sade und Cagliostro zusammenbringen wollten? Anscheinend waren ihre Bedenken nicht unbegründet.«
»Ich fürchte, es war meine Schuld«, meinte Ward. »Ich habe die Namen ins Spiel gebracht.«
»Aber das ist genau der Punkt«, ereiferte sich Joanna. »Es waren nur Namen. Wie können Namen eine solche Macht ausüben?«
Um Wards Lippen spielte wieder ein feines Lächeln. »Man sagt, daß es in der Magie darauf ankommt, die wahren Namen der Dinge zu kennen. Wenn man den wahren Namen seines Feindes weiß, hat man Macht über ihn. Und wenn man die wahren Namen der Götter kennt, kann man an ihrer Macht teilhaben.«
Das Handy, das Joanna neben sich auf den Tisch gelegt hatte, klingelte. Sie nahm das Gespräch entgegen und hörte die vertraute Maschinengewehrstimme Ghislaines, die ohne Umschweife zur Sache kam.
»Okay, dieser Stammbaum, von dem wir gesprochen haben – Jenny ist auf ein paar interessante Namen gestoßen. Besonders auf einen. Altehrwürdiger Geldadel.«
Die beiden Männer sahen, wie Joanna, während sie fast ohne ein Wort zu sprechen zuhörte, immer blasser wurde. Nach dem Gespräch legte sie den Apparat hin und starrte schweigend auf ihr halb gegessenes Omelette.
»Joanna…? Liebes…?«
Als sie nicht reagierte, griff Sam nach ihrer Hand. Sie zuckte zusammen.
»Was ist?« fragte er besorgt.
»Entschuldigung… alles in Ordnung… es ist nur…«
Sie wandte ihm das Gesicht zu, und er sah den Schrecken in ihren Augen. Und die Angst.
»Sag’s mir.«
»Adams Enkeltochter – eine davon – hat in eine Familie namens Cazaubon eingeheiratet. Dadurch wurden zwei sehr mächtige Bankiersfamilien miteinander vereinigt.«
»Cazaubon«, murmelte Ward. »Ich kenne diese Familie – nun, zumindest ein paar davon. Sie sind hugenottischer Herkunft und Ende des siebzehnten Jahrhunderts vor der Verfolgung durch die Katholiken aus Frankreich geflohen.«
Joanna sah ihn eindringlich an. »Kennst du auch einen Ralph Cazaubon?«
»Ralph Cazaubon?« Ward dachte einen Augenblick nach und schüttelte dann den Kopf. »Nein, ich glaube nicht.«
»Er ist zwischen dreißig und vierzig und offenbar vermögend – er gehört bestimmt zu dieser Familie.«
»Wer ist dieser Ralph Cazaubon?« fragte Sam mit leichtem Argwohn in der Stimme.
Joanna wandte sich wieder zu ihm, in diesem Moment hatte sie nichts anderes im Kopf als das beklemmende Gefühl, das sie nicht mehr losließ, seit Ghislaine jenen Namen genannt hatte.
»Er war auch am Grab«, antwortete sie. »Ich bin ihm zufällig am Tag zuvor begegnet. Und am nächsten Tag, am Sonntag vormittag, war er dabei, als ich Adams Grab entdeckt habe.« Sie starrte weiter auf Sam, doch sie wich seinen Blicken aus, als ihr klar wurde, was er aus ihren Worten herauslesen würde. »Er hat mich heute vormittag sogar angerufen.«
»Angerufen?« wiederholte Sam. »Wieso das?«
»Er wollte… nur mal hallo sagen.« Sie machte eine unbestimmte Geste und hatte plötzlich ein schlechtes Gewissen, als verheimliche sie etwas. »Er hat mich gefragt, ob wir uns mal zum Mittagessen treffen könnten…«
Sie wollte noch hinzufügen, daß sie abgelehnt hatte, aber Sam fiel ihr ins Wort.
»Hast du seine Nummer?« fragte er.
»Nein, ich… ich habe sie in meiner Wohnung.«
»Dann rufe ich bei der Auskunft an.« Er griff nach ihrem Telefon. »Darf ich?«
»Nur zu.«
Er wählte die Nummer der Auskunft und nannte den Namen sowie die Straße und die Hausnummer, an die Joanna sich noch erinnern konnte. Doch unter diesem Namen und dieser Anschrift war nichts vermerkt.
»Vielleicht ist seine Nummer noch unter einem anderen Namen eingetragen«, meinte Joanna, nachdem Sam das Gespräch beendet hatte. »Er ist gerade erst dort eingezogen.«
Sam überlegte kurz, dann stand er abrupt auf. »Ich fahre hin.«
»Ich komme mit.«
Eilig suchten sie ihre Sachen zusammen und bedankten sich bei Ward für das Mittagessen. Etwas verspätet fragten sie ihn schließlich noch, ob er sie begleiten wolle. Aber Ward schien zu spüren, daß er bei diesem Besuch möglicherweise stören würde, und meinte, er wolle sich vor dem Abend noch etwas ausruhen. Um sechs Uhr würden sie
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