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Ex

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Titel: Ex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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mochten, überlegte Joanna, sie war machtlos dagegen. »Na gut«, meinte sie, »vergessen Sie das Ganze. Aber danke, daß Sie es versucht haben, Sie waren sehr hilfsbereit. Darf ich Sie noch um einen Gefallen bitten? Ich muß jemanden anrufen. Ich habe meine Brieftasche samt Inhalt in der Wohnung eines Freundes gelassen, dort würde ich gerne anrufen.«
    »Bitte, selbstverständlich.«
    »Zuerst brauche ich die Auskunft, weil ich die Nummer nicht auswendig weiß.« Also rief sie dort an und hoffte, daß Ward im Telefonverzeichnis eingetragen war. Das war er. Gleich darauf hörte sie das Klingelzeichen bei Ward, doch es hob niemand ab. Sie legte auf. »Anscheinend sind sie schon weg. Trotzdem, danke für Ihre Hilfe.«
    Sie stand auf und ging. Halb fürchtete sie, daß man sie jeden Moment als vermeintliche Betrügerin festhalten würde. Bei jedem Schritt spürte sie den Blick der jungen Frau in ihrem Rücken, doch sie erreichte unbehelligt den Ausgang.
    Auf der Straße sah sie sich in beide Richtungen um, konnte Ralph aber nirgendwo entdecken. Sie fragte sich, ob sie ins Dakota-Building zurückkehren sollte, entschied sich aber sofort dagegen. Wenn Sam und der chinesische Diener Ward ins Krankenhaus begleitet hatten, was ziemlich wahrscheinlich war, konnte sie ohnehin nicht in die Wohnung. Doch vor allem wollte sie nicht das Risiko eingehen, Ralph Cazaubon wieder in die Arme zu laufen.
    Gerade hatte sie beschlossen, zum Büro von Around Town zu gehen, was einen etwa halbstündigen Fußmarsch bedeutet hätte. Da ertastete sie etwas ganz unten in der Manteltasche. Es waren ein paar U-Bahn-Marken.
    Zum ersten Mal seit einer ganzen Weile hatte sie das Gefühl, daß das Glück sie nicht völlig im Stich gelassen hatte.
     
    KAPITEL 47 Sie stieg aus dem Lift und ging nach rechts durch die gläsernen Doppeltüren mit dem Schriftzug Around Town, wie auf dem Titelblatt der Zeitschrift. Als sie den Empfangsraum durchquerte, grüßte sie Bobbie und Jane an der Rezeption mit einem geistesabwesenden Nicken. Schon wollte sie durch die helle Holztür gehen, die nach hinten zu ihrem Bürotrakt führte, als eine Frauenstimme sie aufhielt. »Entschuldigung, kann ich Ihnen behilflich sein?«
    Die Floskel klang ungnädig und leicht beleidigt, als hätte Joanna jemanden vorsätzlich ignoriert. Joanna drehte sich um und sah, wie Bobbie, eine schlanke, energische Frau um die vierzig, die sie seit vielen Jahren kannte, sie anfunkelte.
    »Ich gehe in mein Büro.«
    Das stimmte Bobbie nicht milder. Sie stand auf.
    »Wo gehen Sie hin?« Sie kniff die Augen zusammen und neigte den Kopf fragend zur Seite. Es war unverkennbar, daß sie auf diese Frage eine plausible Antwort erwartete.
    »Bobbie, was ist denn los? Warum starrst du mich so an?«
    »Ich weiß zwar nicht, woher Sie meinen Namen kennen, Ihren kenne ich jedenfalls nicht. Und bei uns ist es nun mal üblich, daß sich Besucher zuerst an der Rezeption anmelden und nicht einfach in ein Büro hereinplatzen. Wen wollten Sie bitte sprechen?«
    Einen Augenblick blieb Joanna ratlos mit der Hand auf der Türklinke stehen. Dann drehte sie sich um, ging ein paar Schritte auf den Empfangsschalter zu und nahm die beiden Frauen dahinter abwechselnd ins Visier.
    »Bobbie…Jane…« Wieder sah sie von einer zur anderen. »Was soll das?«
    Die beiden Frauen wechselten einen Blick. Jane wirkte beunruhigt, und in Bobbies Augen spiegelten sich Verwirrung und Mißtrauen, als sie sich wieder an Joanna wandte. »Tut mir leid, aber sollten wir Sie kennen?«
    Mit offenem Mund stand Joanna da. Sie schien im Begriff, etwas zu sagen, doch sie brachte keinen Ton heraus. Schließlich schüttelte sie nur langsam den Kopf, als könnte sie den schlechten Scherz nicht länger lustig finden.
    »Tut mir das bitte nicht an. Gerade im Moment vertrage ich das einfach nicht, in Ordnung?«
    Doch nichts war in Ordnung. Joanna konnte den beiden Frauen vom Gesicht ablesen, daß es sich nicht um einen Scherz handelte.
    »O mein Gott«, flüsterte sie. »O mein Gott… mein Gott… das kann doch nicht wahr sein!«
    Sie drehte sich um und riß die Tür auf, vor der sie eben aufgehalten worden war. Ohne auf die erbosten Rufe hinter sich zu achten, rannte sie den Korridor entlang. Die Menschen, an denen sie vorbeikam, musterten sie neugierig, doch Joanna schenkte ihnen keine Beachtung und lief unbeirrt durch die Flure an Konferenzzimmern und Büros vorbei, bis sie ihr eigenes Büro erreichte.
    An ihrem Schreibtisch saß ein Mann, den

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