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Ex

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Titel: Ex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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eigentlich vor etwas davon, oder wurde sie zu etwas hingezogen?
    Sie blieb stehen und griff in ihre Manteltasche. Gott sei Dank war ihr Handy noch da. Zwar hatte sie Wards Nummer nicht im Kopf, doch wenn sie die Wahlwiederholungstaste drückte, würde die zuletzt gewählte Nummer – und das war die von Ward – automatisch noch einmal angerufen werden. Sie stellte sich vor den Eingang eines Gebäudes und versuchte es.
    Nichts geschah. Sie versuchte es erneut und hielt den Hörer ans Ohr. Außer einem leichten Knacken war nichts zu hören. Als sie auf das kleine Anzeigefeld schaute, stand da: »UNZULÄSSIGER CODE«.
    Was zum Teufel bedeutete das? Wieder versuchte sie es, mit demselben Ergebnis: »UNZULÄSSIGER CODE«.
    Sie spürte eine ohnmächtige Wut in sich aufsteigen, wie immer, wenn irgendeine blöde Maschine nicht tat, was sie tun sollte. Am liebsten hätte sie das Gerät durchgeschüttelt oder gegen die Wand geknallt, aber sie beherrschte sich und unternahm einen weiteren Versuch.
    »UNZULÄSSIGER CODE.«
    Wenn das verdammte Ding nicht funktionierte, mußte sie eben eine Telefonzelle benutzen. Erst in diesem Moment wurde ihr klar, daß ihre Brieftasche mit ihrem Geld und sämtlichen Kreditkarten in Wards Wohnung lag. Sie hatte keinen Cent in der Tasche. Also blieb ihr nichts anderes übrig, als zurückzugehen.
    Vielleicht gab es aber noch eine andere Möglichkeit. Sie hatte erkannt, daß das Gebäude, vor dem sie stand, eine Bank war – dieselbe Bank, wenn auch nicht dieselbe Filiale, bei der sie Kundin war. Hier würde man ihren Namen und ihre Kontonummer überprüfen können und ihr Geld geben.
    Eine Minute später saß sie einer freundlichen jungen Angestellten gegenüber, die meinte, sie wolle sehen, was sie tun könne, allerdings sei es bedauerlich, daß Joanna überhaupt keine Ausweispapiere bei sich habe. Als Joanna jedoch die Namen zweier Angestellter nannte, mit denen sie in ihrer Bank regelmäßig zu tun hatte und die ihre Identität sicherlich telefonisch bestätigen könnten, rief die junge Frau bei der Zweigstelle an.
    Eine der beiden genannten Personen hatte sich anscheinend krank gemeldet. Der andere Angestellte wurde an den Apparat gerufen, und Joanna faßte sich in Geduld, während die junge Frau das Problem schilderte. Joanna bemerkte, daß sich ihre Miene verdüsterte.
    »Es tut mir leid«, meinte die junge Bankangestellte und schirmte mit der Hand den Hörer ab, »er sagt, er kann sich an Ihren Namen nicht erinnern.«
    »Das ist ausgeschlossen. Kann ich ihn bitte selbst sprechen?«
    Die Frau gab ihr den Hörer. »Hallo? Ist dort Ray? Ray, hier spricht Joanna Cross.«
    »Joanna… Cross?« erwiderte er zögernd.
    »Spreche ich mit Ray Myerson?«
    »Ja, am Apparat.«
    »Ray, ich bin’s! Ich brauche dringend etwas Bargeld.«
    »Wie lautet bitte Ihre Kontonummer, Miss Cross?«
    Sie vermutete, daß er aus irgendwelchen Sicherheitsgründen so förmlich sein mußte. Glücklicherweise wußte sie ihre Kontonummer auswendig und konnte sie ihm auf Anhieb sagen. Am anderen Ende der Leitung herrschte Stille.
    »Ich bedauere, Miss Cross«, meinte er dann, »aber ich finde diese Nummer nicht in meinem Computer. Sind Sie sicher, daß Sie bei unserer Bank sind?«
    »Selbstverständlich. Hören Sie, Ray, ich weiß nicht, was das alles soll, aber ich bin auf Ihre Hilfe angewiesen.«
    Er bat sie, ihm wieder die Kollegin zu geben, die ihn angerufen hatte. Joanna reichte ihr den Hörer und fühlte sich immer unbehaglicher, während die junge Frau einige Augenblicke lang zuhörte, dann nickte und »Ja« und »Mmm« sagte, wobei sie den Blickkontakt mit Joanna bewußt mied.
    Allmählich bekam sie ein schlechtes Gewissen, als hätte man sie dabei ertappt, wie sie irgend etwas Unrechtmäßiges tun wollte. Gleichzeitig ärgerte sie sich über Ray Myerson und die Beschränktheit dieser Banker, die wegen ein paar Dollar solche Schwierigkeiten machten.
    Schließlich legte die junge Frau auf und betrachtete Joanna halb mitfühlend, halb argwöhnisch. »Es tut mir leid, Miss Cross, offenbar liegt hier irgendein Irrtum vor. Unter diesem Namen wird bei dieser Bank kein Konto geführt, ja, es gibt nicht einmal ein Konto mit dieser Nummer.«
    »Das kann doch nicht sein.«
    Die junge Frau zuckte nervös mit den Achseln, fast als befürchtete sie, Joanna könnte sich trotz ihres gepflegten Äußeren und ihrer scheinbaren Normalität als irgendeine gefährliche Irre entpuppen.
    Was auch immer die Gründe für diese Farce sein

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