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Ex

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Titel: Ex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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    »Apropos«, meinte er und sah auf seine Uhr, »ich hätte Sie schon früher fragen sollen, aber dürfte ich Sie, wenn Sie zufällig Zeit haben, zum Abendessen einladen?«
    »Das ist sehr nett von Ihnen«, antwortete sie. Dabei schob sie kurz entschlossen den Gedanken daran beiseite, daß ihre Mutter ihr immer eingeschärft hatte, eine Frau dürfe frühestens nach drei Tagen, beim ersten Rendezvous sogar erst nach fünf Tagen Zeit haben. »Ja, gerne.«
    Dann überraschte er sie ein weiteres Mal. »Ein Freund hat mir gerade per E-Mail aus Kalifornien ein neues Rezept geschickt. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, das Versuchskaninchen zu spielen, würde ich es gerne ausprobieren.«
    »Das klingt gut«, war die einzige Antwort, die ihr einfiel. Als er ihr Wein nachschenkte, fragte sie sich, ob er das wohl immer so machte und ob das alles nicht eine vielfach erprobte und genau durchdachte Ouvertüre zu einem Verführungsversuch war. Aber diesen Gedanken tat sie gleich wieder ab, der arme Kerl war offenbar pleite und hatte im Gegensatz zu ihr kein Spesenkonto für teure Restaurantbesuche. »Kann ich Ihnen beim Kochen helfen?«
    »Nur, wenn mir das Ganze über den Kopf wächst, aber ich glaube, ich schaffe es allein. Nehmen Sie Ihr Glas mit, dann können wir uns drüben weiterunterhalten.«
    Die Küche war eine altmodische Wohnküche, der man ansah, daß sie häufig benutzt wurde. Zwischen Regalen mit Kräutern und Gewürzen hingen Pfannen und Kasserollen aus glänzendem Stahl und Kupfer, und die Messersätze mit den abgenutzten Holzgriffen waren rasiermesserscharf geschliffen. Die Musik, die Sam im Wohnzimmer aufgelegt hatte, wurde von zwei großen Lautsprechern in brillanter Qualität übertragen. Während sich das Konzert von Poulenc in immer neue Höhen schwang, beobachtete ihn Joanna beim Kochen. Sie unterhielten sich über Gott und die Welt, während er ein Kabeljaufilet in Reiswein pochierte und dann mit Sojasauce, Sesamöl, Schalotten, Ingwer und Koriander würzte. Serviert mit Basmati-Reis und zusammen mit einer weiteren Flasche Condrieu war es ein köstliches Essen.
    Sie speisten bei Kerzenlicht an einem langen Eichentisch im angrenzenden Eßzimmer, zwischen Bücherregalen und holzvertäfelten Wänden. Als Dessert hatte Sam ein leckeres Zitronensorbet zubereitet, garniert mit frisch geschnittenen Mangoscheiben. Den Kaffee, den er ihr anbot, lehnte Joanna ab. Sam ging um den Tisch herum und trat neben sie, um ihr den Rest aus der Flasche Wein einzuschenken, beugte sich zu ihr herab und küßte sie lange und zärtlich.
    »Na gut«, meinte sie etwa eine Stunde später, als sie engumschlungen und noch immer überwältigt von ihrer blitzartigen Leidenschaft im Bett lagen, »jetzt mal ganz unter uns: Was ist der wirkliche Grund, warum du all diese Jahre solo geblieben bist?«
    »He, so alt bin ich nun auch wieder nicht«, protestierte er mit sanftem Tadel in der Stimme.
    »Das habe ich auch nicht behauptet. Aber ich habe das Gefühl, daß du Frauen magst, und wenn du bei keiner hängengeblieben bist, heißt das, daß du ziemlich viele gehabt haben mußt.«
    »Gehörst du etwa zu der Sorte Frauen, die automatisch denken, daß bei einem Mann etwas nicht stimmt, wenn er mit dreißig noch nicht unter der Haube ist?«
    »Ich gehöre zu überhaupt keiner ›Sorte‹ Frauen.«
    »Nein, oder doch…?« Er ließ seine Hand über ihren ebenmäßigen Rücken gleiten und zog sie zärtlich noch einmal an sich.
     
    Später saßen sie im Schneidersitz auf der Fensterbank in Sams Wohnzimmer, aßen Fruchtjoghurt und Popcorn und tranken Champagner dazu. »Das ist der Beweis«, rief sie triumphierend, als er die Flasche brachte.
    Fragend sah er sie an. »Der Beweis wofür?«
    »Daß du das alles geplant hast – bis hin zur Flasche Champagner im Kühlschrank, um das Ganze zu feiern.«
    »Die ist bei einer Party übriggeblieben«, verteidigte er sich und hob zur Beteuerung seiner Unschuld die Arme. »Ich hatte ganz vergessen, daß sie noch da ist.«
    »Kannst du wirklich kochen? Oder kochst du immer dasselbe, um deine Freundinnen zu beeindrucken?«
    »Du kannst ja morgen wiederkommen und es selber herausfinden.«
    Sie beugte sich vor und küßte ihn. »Vielleicht tue ich das wirklich.«
    Sie redeten eine Zeitlang weiter über sich selbst, über ihre Familien und ihr bisheriges Leben, dann kamen sie wieder auf das Experiment zu sprechen und das, was dafür noch arrangiert werden mußte, vor allem die Zusammensetzung der Gruppe.

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