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Ex

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Titel: Ex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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Tisch.
    »Schätze, damit ist Schluß für heute«, meinte Sam und sah auf die Uhr. »Obwohl wir noch genug Zeit hätten, falls jemand etwas ausprobieren möchte.«
    Keiner schien in Eile zu sein. Allerdings hatte auch keiner eine brauchbare Idee. Barry ging zur Kaffeemaschine, Maggie auch. Pete stand auf und streckte sich ausgiebig, während Roger sich zu Joanna umdrehte und mit ihr plauderte.
    »Wißt ihr, was die damals in Toronto bei diesem ›Philipp-Experiment‹ gemacht haben?« fragte Pete, während er Maggie die Kaffeekanne aus der Hand nahm und sich selbst eine Tasse einschenkte. »Manchmal haben sie gesungen und Witze erzählt. Na, Adam, wie würde dir das gefallen? Sollen wir dir etwas vorsingen?«
    Das Klopfen aus dem Tisch überraschte alle, nicht nur wegen seiner Lautstärke, sondern auch, weil keiner den Tisch berührte. Alle hielten inne, sahen zuerst zum Tisch und dann einander an, als ob sie sich vergewissern wollten, daß die anderen dasselbe gehört hatten.
    »Er meldet sich also wieder zurück«, sagte Joanna, »und zwar unüberhörbar.« Sie sah Pete auffordernd an. »Na los. Es war schließlich deine Idee. Jetzt sing auch was.«
    »He, ich kann keinen einzigen Ton halten«, protestierte er. »Ihr müßt mir schon helfen.« Keiner sagte etwas. »Nun macht schon. Das geht uns schließlich alle an«, appellierte er.
    Wieder wurden Blicke getauscht, und alle schienen sich zu sagen: Was soll’s, warum nicht?
    »Also, was wollen wir singen?« fragte Sam. »Operettenmelodien? Gregorianische Gesänge? Etwas von Elvis? Von den Beatles? Oder ›Greensleeves‹?«
    Da sie weder Text noch Noten hatten, mußte es etwas sein, was sie alle auswendig konnten. Das beschränkte die Auswahl erheblich. Schließlich entschieden sie sich für »Ten Green Bottles«, machten aber »eight« daraus, weil nur acht Leute am Tisch saßen.
    Barry solle es ihm kurz vorsingen, bat Ward, er könne sich nicht mehr genau an die Melodie erinnern.
    Doch da begann Pete schon zu singen, und alle fielen in den Refrain am Ende seiner Strophe ein. Als nächste sang Maggie, die die Runde mit einem vollen, klaren Sopran überraschte. Sam sang aus vollem Herzen, aber ein bißchen falsch. Wards Singstimme erwies sich als sehr viel klangvoller und ausdrucksstärker, als man vermutet hätte. Und während des Refrains nach Wards Solo klopfte der Tisch plötzlich den Takt dazu.
    Jedem war auf Anhieb bewußt, daß keiner von ihnen den Tisch berührte, weder mit der Hand noch mit dem Fuß. Zuerst kamen sie ins Stocken, aber der Tisch klopfte einen so schwungvollen Takt, daß sie sogar noch schneller und lauter sangen. Nach den acht Strophen steigerte sich das Klopfen zu einem schnellen Tack-tack-tack-tack-tack, das auf der Oberfläche zu vibrieren schien – es handelte sich unverkennbar um Applaus.
    Bei dieser unerwarteten und irgendwie bewegenden Reaktion brachen sie wie Kinder in frohes Gelächter aus.
    »Es gefällt ihm! Bestimmt will er noch was hören, stimmt’s, Adam?« rief Pete. Und keiner erhob Einspruch, als es aus dem Tisch, an dem weiterhin keiner rührte, bestätigend klopfte.
    Sie fanden schnell heraus, daß sie zumindest ein paar Zeilen von »John Brown’s Body« zusammenbringen würden. Die Melodie war so flott, daß es nichts ausmachte, wenn ihnen der Text nicht einfiel und sie statt dessen irgendwelchen Unsinn sangen. Und Adam nahm offensichtlich auch keinen Anstoß daran, er klopfte so begeistert wie vorher, und am Ende gab er diesmal noch lauteren Applaus.
    »Okay, was nun?« fragte Pete die anderen.
    Vom Tisch kamen anfeuernde Klopfer, Adam wollte anscheinend nicht, daß der Spaß schon ein Ende hatte.
    »Um Himmels willen, Pete«, lachte Drew. »Wenn du immer weiter fragst, wird Adam uns die ganze Nacht hier festhalten.«
    »Nur, solange wir es wollen! Denn wenn er mehr hören will, heißt das doch, daß wir Spaß dabei haben. Irgendein Vorschlag für noch ein Lied?«
    »Hauptsache, es ist nicht ›My Way‹«, meinte Sam.
    Sie sangen eine markige Version von »America the Beautiful«, dann schlug Barry die »Marseillaise« vor, deren Wortlaut sich in einem der vorhandenen Bücher fand. Doch da ihre Französischkenntnisse reichlich zu wünschen übrigließen, verzichteten sie auf den Text und summten nur die Melodie so laut und so kraftvoll es ging. Mit einem kratzigen »Hello, Dolly!« beendeten sie die Darbietung, und unter allgemeinem Lachen und Hüsteln nahmen sie Adams kräftigen Applaus entgegen, während sie

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