Ex
abend, als Mrs. McBride zu mir kam.«
Joanna spürte, wie Heather plötzlich aufhorchte, genauso wie sie. »Gestern abend? Darf ich fragen, um wieviel Uhr das war?«
»Sie rief so gegen neun an und fragte, ob sie zu mir kommen könne. Ich wußte gleich, daß sie tief beunruhigt war. Da es nicht Maggies Art war, aus einer Mücke einen Elefanten zu machen, habe ich ihr gesagt, sie solle sofort kommen. Fünfzehn oder zwanzig Minuten später war sie da.«
»Können Sie uns sagen, weshalb sie zu Ihnen kam?« fragte Joanna, doch gleich darauf warf sie einen entschuldigenden Blick in Heathers Richtung. »Verzeihen Sie, das geht mich wohl wirklich nichts an.«
Doch Heather McBride winkte nur ab. Schließlich wollte sie diese Frage ebenfalls beantwortet wissen. »Natürlich nur, wenn Sie uns das beantworten dürfen, Reverend«, ergänzte sie.
Er lächelte gequält. »Bei uns gibt es keine Beichte. Und so kennen wir auch kein Beichtgeheimnis. Vertraulichkeit wird natürlich gewährt, wenn jemand darum bittet und dies angemessen erscheint. Aber Ihre Mutter hat gestern abend nichts dergleichen erbeten, und ich wüßte auch keinen Grund, warum ich diese Frage nicht beantworten sollte.« Er wandte sich zu Joanna, der es unter seinem anklagenden Blick unbehaglich wurde. Jetzt begann auch Heather zu argwöhnen, daß Joanna in irgendeiner Weise für Maggies Tod verantwortlich war und bis jetzt nur nicht mit der Sprache hatte herausrücken wollen. Joanna fühlte sich wie damals vor dem Studiogebäude, als die Alte ihr die Schuld am Tod von Murray Ray zugeschoben hatte. Diese Erfahrung hatte sie bis heute nicht ganz verdaut.
»Maggie hat mir alles über ihr Experiment, einen Geist zu erzeugen, erzählt, Miss Cross. Und ich muß Ihnen sagen, daß dies in meinen Augen ein befremdliches und vermutlich auch gefährliches Unterfangen ist. Wie Maggie mir anvertraut hat, war sie bereits vor einiger Zeit ebenfalls zu diesem Schluß gekommen. Und die Ereignisse des gestrigen Abends – Sie wissen ja wohl, wovon ich spreche – haben sie nur darin bestärkt.«
Joanna hob die Hand. »Darf ich etwas dazu sagen, bevor hier Vorwürfe erhoben werden? Maggie war eine freiwillige Versuchsperson und wußte genau, worauf sie sich einließ. Ich bin tief betrübt über das Geschehene. Denn ich hatte Maggie sehr gern. Wie jeder in der Gruppe. Aber es handelt sich um ein wissenschaftlich durchgeführtes, kontrolliertes Experiment, und jedem Teilnehmer steht es jederzeit frei, sich daraus zurückzuziehen. Und auch wenn ich gestern abend nicht bei der Sitzung dabei war, glaube ich zu wissen, daß Maggie genau das vorhatte.«
»Miss Cross, ich wollte niemanden beschuldigen. Maggies Tod ist ganz offenbar die Folge einer seit langem bekannten Herzschwäche. Dennoch möchte ich mir erlauben, Sie und die anderen Mitglieder dieser Gruppe darauf hinzuweisen, daß Sie sich meiner Meinung nach tiefer als Sie ahnen in eine Sache verstrickt haben, die Ihnen außer Kontrolle gerät. Und mein Rat lautet, so schnell wie möglich damit aufzuhören, ehe noch mehr passiert.«
»Entschuldigung, aber eins möchte ich jetzt doch genauer wissen.«
Beide drehten sich zu Heather McBride um, deren Worte sehr entschlossen klangen.
»Wollen Sie damit andeuten, daß der Tod meiner herzkranken Mutter durch dieses sogenannte Experiment verursacht worden ist?« Sie spuckte das Wort »Experiment« geradezu aus.
»Ich will damit sagen, daß sie geglaubt hat, etwas mit heraufbeschworen zu haben, was unbedingt aufgehalten werden mußte.« Reverend Collingwood wählte seine Worte sehr sorgfältig. »Und sie war der Überzeugung, daß die Hauptlast dabei auf ihren Schultern ruhte.«
»Aber warum um Himmels willen denn das?« widersprach Joanna. »Wir waren schließlich zu acht.«
Collingwoods längliches Gesicht verzog sich kummervoll, als er sie ansah.
»Sie glaubte, daß die anderen die Gefahr nicht so ernst nahmen wie sie.«
KAPITEL 24 Sam rief alle Mitglieder der Gruppe an, um sie von Maggies Tod zu unterrichten. Im Lauf der Wochen, in denen sie sich zu den Sitzungen getroffen hatten, war so etwas wie eine familiäre Vertrautheit zwischen ihnen entstanden, und die Nachricht erschütterte alle zutiefst. Als sie drei Tage später wieder zusammenkamen, standen sie noch zu sehr unter dem Schock des Verlusts, um sich über Adam und das Für und Wider des Experiments Gedanken zu machen. Drew und Barry kamen Tränen in die Augen, als sie in »Adams Zimmer« traten und ihnen
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