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Ex

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Titel: Ex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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auch immer mit ihnen in diesem Raum gewesen war, hatte – absichtlich oder nicht – seinen Abdruck in dem Wachs hinterlassen, das zu genau diesem Zweck bereitgestellt worden war.
     
    KAPITEL 26 Sie waren in die Empfangshalle des menschenleeren Labors hinaufgegangen. Barry hockte auf der Lehne eines Sessels, in dem Drew sich zusammengekauert hatte. Sie hatte ihren Mantel wie zum Schutz fest um die Schultern gezogen. Als ihr Barry einen Pappbecher mit eisgekühltem Wasser anbot, schüttelte sie nur den Kopf, ohne aufzusehen.
    Roger lag auf einer Couch an der Wand und balancierte ein Glas Whisky auf seinem Bauch. Joanna ging zu ihm. »Wie geht es dir?« fragte sie.
    »Besser.« Er setzte sich auf. »Wo ist Sam?«
    »In dem Zimmer da drüben.« Sie deutete auf eine geschlossene Tür im hinteren Teil des Laborkomplexes. »Er und Pete machen gerade einen Gipsabguß von der Wachsform.«
    Man hörte eine Toilettenspülung, und einen Moment später trat Ward Riley aus dem kleinen WC-Raum und schlüpfte in seine Jacke. Joanna erkundigte sich, ob sie ihm etwas zu trinken bringen könne.
    »Nein danke.« Er machte eine Kopfbewegung zu der Tür am anderen Ende des Flurs. »Wie kommen sie voran?«
    »Pete sagte, es würde nicht lange dauern – wenn es funktioniert.«
    Offenbar wollte Ward das Ergebnis abwarten, und so setzte er sich in einen alten Sessel gegenüber von Roger.
    Dieser starrte auf seine ausgestreckten Beine und spielte mit dem Whiskyglas in seiner Hand. »Tja«, meinte er versonnen, »war das nun etwas, was aus uns oder durch uns kam? Und macht es einen Unterschied?«
    Ward überlegte einen Moment. »Schwer zu sagen.«
    »Es ist schwer, unter diesen Umständen überhaupt irgendeine sinnvolle Aussage zu treffen.« Dann sah Roger auf zu Joanna. »Aber Joanna wird nicht darum herumkommen. Was wirst du in deinem Artikel daraus machen?«
    »Vielleicht werde ich gar nichts daraus machen, sondern einfach nur beschreiben, was war.«
    »Das ist wahrscheinlich nicht das Schlechteste.«
    Sie drehten sich um, als sich die Tür hinter ihnen öffnete und Sam mit einem Gegenstand in den Händen erschien. Sofort sprangen Ward und Roger auf und folgten Joanna, um das weiße Gipsgebilde in Augenschein zu nehmen, das Sam ihnen entgegenhielt. »Es ist recht gut gelungen«, meinte er.
    Nun kamen auch Drew und Barry dazu. Barry hatte seiner Frau schützend den Arm um die Schulter gelegt. Mit der Ehrfurcht von Gläubigen, die eine heilige Reliquie berühren, strich einer nach dem anderen über die glatte, noch etwas warme Gipsoberfläche.
    »Es ist unglaublich«, murmelte Joanna.
    Sams Gesicht nahm einen etwas boshaften Ausdruck an. »Genau das werden die meisten anderen Leute auch sagen.«
    Sie begriff, was er meinte. »Ich fürchte, du hast recht.«
    »Es gibt nicht die geringste Möglichkeit, zu beweisen, daß dieses Ding keine Fälschung ist. Ich kann nicht einmal euch beweisen, daß Pete und ich nicht gerade eben in dem Zimmer da drüben dieses Ding zusammengebastelt haben. Oder daß ich den Wachsabdruck nicht da unten reingeschmuggelt habe.«
    »Wir werden uns wohl damit abfinden müssen, als Spinner oder Lügner oder als beides beschimpft zu werden«, seufzte Roger. »Aber die Frage ist jetzt nicht mehr, was andere von uns halten, sondern was wir von dem halten, was geschehen ist.«
    Ward beugte sich vor und schaute genauer hin. »Hat es nicht irgendwas in der Hand?«
    »Ja, aber ich weiß nicht, was.« Sam drehte den Abguß, so daß er von dem trüben Deckenlicht etwas besser beleuchtet wurde. »Dieses Detail kommt nicht deutlich heraus. Man sieht Vertiefungen zwischen den Fingern, es könnten die Glieder einer Kette sein, die mit diesem Ding in der Handfläche verbunden ist, einem Amulett oder Talisman oder so was.«
    »Wohl eher ein Talisman«, bemerkte Ward. »Ein Amulett soll traditionell seinen Besitzer schützen, ein Talisman dagegen verleiht dem Besitzer geheime Kräfte. Ich hatte nicht den Eindruck, als wäre das Ding da unten sehr schutzbedürftig gewesen.«
    »Ich weiß nicht«, lachte Sam leise. »Vielleicht hatte es vor uns genausoviel Angst wie wir vor ihm.«
    Drew erschauderte. »Das kann ich mir kaum vorstellen«, sagte sie mit zittriger Stimme, aber immerhin schon mit einem leicht humorvollen Unterton. Barry drückte sie etwas fester an sich.
    Ward nahm Sam den Abdruck aus der Hand und sah sich den Gegenstand, den die Hand umschlossen hielt, genauer an. »Da ist irgendein Muster drauf, geschwungene Linien, die

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