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Ex

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Titel: Ex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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anscheinend andere Linien überlagern.«
    »Ist das nicht ein Dreieck?« Joanna zeigte auf eine Stelle.
    »Oder ein Kompaß«, vermutete Roger. »Was vielleicht auf irgendein Freimaurerzeichen hinweist, aber da bin ich kein Experte.«
    »Das soll sich Peggy morgen mal ansehen«, entschied Sam. »In diesen Dingen kennt sie sich ziemlich gut aus.«
    Es war kurz nach elf, als Sam den Abdruck in seinem Bürosafe einschloß. Erst jetzt fiel ihnen auf, daß sie nicht zu Abend gegessen hatten, aber inzwischen waren sie auch gar nicht mehr hungrig. Eine kleine Weile standen sie noch auf dem Bürgersteig vor dem Campus zusammen. Sie kamen überein, daß jeder sich in den nächsten Tagen mit Sam in Verbindung setzen und ihm Bescheid sagen würde, ob das nächste Gruppentreffen, das für Anfang der darauffolgenden Woche anberaumt war, stattfinden sollte oder nicht. Danach gingen sie ihrer Wege.
    Joanna und Sam nahmen ein Taxi zum Riverside Drive. Keiner von beiden sprach ein Wort. Joanna blickte in die Nacht hinaus, wo die vertrauten Lichter und Gebäude vorüberzogen. Doch irgendwie erschienen sie ihr ein bißchen weniger vertraut als sonst. Es hatte sich etwas verändert. Ob es an der Umgebung oder an ihr selbst lag, konnte sie nicht sagen, aber in ihrer Wahrnehmung hatte irgendeine unterschwellige Verschiebung stattgefunden. Vielleicht war es nur eine verzögerte Reaktion auf den Schock, eine Folgeerscheinung jener seltsamen Wochen, die an diesem schicksalhaften Abend ihren Höhepunkt erreicht hatten. Das einzige, was sie sicher wußte und tief in ihrem Innersten spürte, war, daß etwas Unwiderrufliches geschehen war, das ihr weiteres Leben grundlegend verändern würde.
    Trostsuchend griff sie nach Sams Hand, und ihre Finger klammerten sich ineinander.
    »Was meinst du, was wir tun sollen?« fragte sie ihn.
    Er seufzte. »Wir haben die Sitzung damit begonnen, daß wir das Ding loswerden wollten, aber irgendwie glaube ich nicht, daß die Hand, die wir da erschaffen haben, uns zum Abschied zugewunken hat.«
    »Du sagst, wir hätten sie erschaffen – bist du immer noch davon überzeugt, daß es so ist?«
    Im Halbdunkel des Taxis sah er sie an. »Das ist immer noch plausibler als jede andere Erklärung.«
    »Ich weiß nicht.«
    »Was weißt du nicht?«
    Ihr Blick glitt wieder nach draußen. »Wenn wir es erschaffen haben, warum greift es uns dann auf diese Weise an? Warum sollten wir uns selbst angreifen?«
    Er ließ sich einen Augenblick Zeit mit seiner Antwort, als müßte er sich erst dafür wappnen, sie offen auszusprechen.
    »Ich vermute, daß das, was uns angegriffen hat, ein Teil unserer selbst war, der weiß, daß es jammerschade wäre, das Experiment jetzt abzubrechen. Und gerade als wir das tun wollten, hat dieses andere in uns sein Mißfallen zum Ausdruck gebracht – und uns einen verlockenden Hinweis darauf gegeben, was wir noch alles erreichen könnten.«
    Sie wandte sich wieder zu ihm. »Willst du das wirklich? Damit weitermachen?«
    »Ja«, antwortete er ohne Umschweife. »Wie schon gesagt, wenn diese Gruppe nicht mehr will, dann eben mit einer anderen.« Er überlegte. »Und wie steht’s mit dir?«
    Auch sie dachte einen Augenblick nach. »Ich weiß es nicht«, erwiderte sie und schien von ihrer Antwort selbst enttäuscht zu sein.
    Er nickte und lächelte sie aufmunternd an. Mit dieser Antwort hatte er gerechnet, er machte ihr keinen Vorwurf daraus.
    »Zumindest«, meinte er, »kannst du nicht sagen, daß du keine gute Story bekommen hast.«
     
    KAPITEL 27 Obwohl Peggys Büro noch bedeutend kleiner war als das von Sam, war es wesentlich ordentlicher. Um Platz für die vielen Nachschlagewerke zu haben, die sie schon den ganzen Vormittag über wälzte, hatte sie alles andere von ihrem Schreibtisch auf die Fensterbank verfrachtet. Direkt vor ihr lag zwischen all den Büchern und eingekeilt von mehreren Briefbeschwerern der Gipsabdruck des Arms. Mit einer Lupe untersuchte sie Millimeter für Millimeter den Abdruck des Gegenstands in der Hand.
    Was Sam als geschwungene Linien beschrieben hatte, sah nun wie eine unendliche Spirale aus, deren Windungen sich zweifach übereinanderlegten. Allerdings war Peggy sich noch nicht sicher, was die geraden Linien bedeuteten, die durch sie hindurchgingen – wenn sie überhaupt eine Bedeutung hatten. Denn leider verdeckten die zur Faust geschlossenen Fingerspitzen den Punkt, an dem zwei dieser Linien zusammenzulaufen schienen. Während sie im dicksten Wälzer auf ihrem

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