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Ex

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Titel: Ex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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da müssen wir alle dabeisein. Bis auf Maggie natürlich.«
    »Nun, das sieht nach einer klaren Mehrheit aus«, meinte Sam und fing an, die Stühle wieder an ihren Platz zu stellen. »Wenn ich auch eure Meinung nicht ganz teile, so kann ich sie doch gut verstehen. Und als Gruppe sollten wir sowieso einer Meinung sein.«
    »Versuch es uns auszureden, wenn du willst«, bot Roger an, der sich Gegenargumenten nicht verschließen wollte.
    Doch Sam schüttelte den Kopf. »Nein, das möchte ich nicht. Uns alle hat Maggies Tod sehr getroffen. Und deshalb ist es vielleicht besser, irgendwann einmal einen neuen Versuch zu starten, mit denen, die dann noch mitmachen wollen.«
    »Darf ich etwas vorschlagen, Sam?«
    »Natürlich, Barry, nur zu.«
    »Könnten wir nicht Maggies Stuhl dort hinstellen, wo er immer stand?«
    Sam sah in die Runde, doch den Gesichtern war nur zu entnehmen, daß alle auf seine Antwort warteten.
    »Was glaubst du, würden wir damit erreichen, Barry?«
    Verlegen hob Barry die Schultern. »Ich weiß nicht, einfach daß wir uns… na ja, irgendwie vollzähliger fühlen würden.«
    Sam dachte kurz nach. Niemand sagte etwas dazu. »Warum nicht«, meinte er schließlich.
    Also stellte Pete einen weiteren Stuhl an den Tisch, dorthin, wo Maggie immer gesessen hatte. Dann setzten sich alle. Instinktiv legte Barry die Hände vor sich auf die Tischplatte, und Drew tat es ihm gleich. Worauf auch alle anderen seinem Beispiel folgten.
    »Es gibt kein bestimmtes Ritual für das, was wir vorhaben«, erklärte Sam. »Wir müssen uns lediglich klar und deutlich bewußt machen, daß wir Adam erfunden haben und daß dieses Experiment jetzt vorüber ist. Wir wissen, daß es zumindest teilweise ein Erfolg war und daß wir die Annahme, von der wir ausgegangen sind, bewiesen haben: Eine gedachte Form kann auf verschiedene Weise konkrete Gestalt annehmen. Da Adam eine gemeinsame Vorstellung von uns war, bestand er auch aus Fragmenten unserer Persönlichkeiten, aus Teilen von jedem von uns. Und diese Teile nehmen wir nun alle wieder zurück und zerlegen damit die Gestalt, die wir geschaffen haben. Was wir von Adam denken, wie wir ihn uns denken, denken wir nicht mehr gemeinsam. Nun gibt es nur noch individuelle Erinnerungen an ihn, die mit der Zeit verblassen werden. Sie fangen bereits an, undeutlich zu werden. Adam war eine Illusion, eine Gedankenspielerei. Das ist jetzt vorbei.«
    Lange Zeit sagte keiner ein Wort. Drew hielt die Augen geschlossen, Joanna konnte nicht sehen, ob Barry ebenfalls die Augen geschlossen hielt oder einfach nur auf seine Hände starrte. Roger sah auf die Tischplatte. Ward ebenfalls. Und Sam ließ den Blick durchs Zimmer wandern. Joanna folgte seinem Blick und sah die roten Lichter, die anzeigten, daß Tonbandgerät und Videorekorder liefen.
    Mit schwacher, entmutigter Stimme durchbrach Drew das allgemeine Schweigen. »Es funktioniert nicht.«
    Alle sahen sie an. Sie hatte die Augen noch immer geschlossen.
    »Warum sagst du das, Drew?« fragte Sam.
    Jetzt öffnete sie die Augen und sah ihm direkt ins Gesicht. »Weil er nun ein Teil von uns allen ist. Wie ein Kind. Man erschafft es aus dem, was man ist, und dann wird es ein selbständiges Wesen. Doch was immer auch geschehen mag, es wird stets ein Teil von dir bleiben.«
    Nachdem sie zu Ende gesprochen hatte, verzerrte sich ihr Gesicht zu einer schmerzvollen Grimasse. Die Qual vieler Jahre schien sich Bahn zu brechen, als sie leise zu schluchzen begann. Barry nahm sie in den Arm und versuchte sie zu trösten, doch sie weinte nur noch haltloser, unfähig, den lange verdrängten Kummer zurückzuhalten.
    Hilflos, verlegen und voller Mitgefühl wurden die anderen Zeugen dieses Gefühlsausbruchs. Pete wandte sich ab und starrte auf seine Hände, die noch immer auf der Tischplatte ruhten. »Hör auf, Drew«. sagte er, und seine Stimme klang angespannt. »Damit bringst du ihn nur zurück. Du mußt aufhören.«
    Als sei ihr die Wahrheit dieser kaum hörbaren Worte mit einem Mal bewußt geworden, nickte sie energisch und nahm das Taschentuch, das Barry ihr reichte. Sie trocknete sich die Augen, putzte sich die Nase und hatte sich schnell wieder in der Gewalt. »Entschuldigung… jetzt ist alles wieder in Ordnung…«
    »Drew allein kann ihn nicht zurückbringen«, meinte Sam. »Wir anderen haben ihn bereits zerstört. Er hat sich bereits verflüchtigt.«
    Da explodierten die zwei Neonröhren an der Decke, Funken sprühten, Glassplitter flogen umher. Die

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