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Ex

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Titel: Ex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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wie ein Unfall aussähe. Man fällt die Treppe herunter. Oder das Pferd scheut. Oder der Wagen kommt aus unerfindlichen Gründen von der Straße ab. Und zwar deshalb, weil der Fahrer plötzlich Dinge sieht, die gar nicht da sind. Er folgt einer Straße, die ganz normal aussieht, aber sie führt ihn die Klippen hinunter oder geradewegs auf eine Mauer zu. So geht das.«
    Darauf schwieg er und zog wie ein verschüchtertes Kind in Erwartung einer sicheren Strafe die Schultern hoch. Sam ging hinters Sofa und legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. »Schon gut, Pete. Wir alle haben solche Ängste.«
    »Du auch?« Joanna hatte diese Frage gar nicht stellen wollen, aber plötzlich kamen ihr die Worte wie eine Anklage über die Lippen.
    Überrascht, aber ohne Groll, sah Sam sie an. »Wenn es anders wäre, würde mit uns etwas nicht stimmen, glaube ich. Es ist ganz natürlich, daß wir nach Gründen für Drews und Barrys Tod suchen. Und auch für Maggies Tod. Und angesichts dessen, was passiert ist, scheint es naheliegend, die Erklärung dafür im Übersinnlichen zu suchen. Das ist verständlich. Aber ich halte es für falsch.«
    »Du denkst, es war beide Male ein Unfall?« Rogers Frage hatte einen skeptischen Unterton, er wollte Sam herausfordern zu zeigen, inwieweit er trotz all der Vorfälle noch immer an seiner rationalen Sichtweise festhielt.
    »Für mich steht fest, daß Maggie eines natürlichen Todes gestorben ist«, meinte Sam. »Gut, vielleicht hat die Aufregung das Ihre dazu beigetragen. Aber nur, weil ihr Tod mit dem von Drew und Barry zusammentrifft, glauben wir, einen Zusammenhang sehen zu müssen. Der für mich, ehrlich gesagt, einfach nicht vorhanden ist.«
    Da riß Joanna der Geduldsfaden. »Verdammt noch mal, Sam, du verschließt einfach deine Augen vor den Tatsachen.«
    Nun schien er ehrlich bestürzt, und Joanna bekam plötzlich ein schlechtes Gewissen, als hätte sie ihn im Stich gelassen. »Nein«, meinte er, »ich bemühe mich nur, ruhig und logisch an die Sache heranzugehen. Es ist mein Beruf, solche Vorgänge ruhig und logisch zu untersuchen. Das ist Sinn und Zweck auch unseres Experiments.«
    »Zum Teufel mit dem Experiment!« platzte es aus ihr heraus, doch gleich darauf hatte sie sich wieder in der Gewalt. »Tut mir leid. An alldem bin ich mindestens ebenso schuld wie jeder andere, wenn nicht noch mehr.«
    »Keiner ist schuld«, sagte Sam.
    »Egal. Beschließen wir einfach, mit dem Experiment aufzuhören.«
    Ergeben hob Sam die Hände. »Ich habe immer gesagt, daß es jedem von uns freisteht, seine eigene Entscheidung zu treffen.« Er blickte in die Runde. »Obwohl ich persönlich gern weitermachen würde… mit euch oder einigen von euch, oder aber mit einer ganz neuen Gruppe. Denn meiner Meinung nach haben wir einen spektakulären Durchbruch erzielt, es täte mir leid, gerade jetzt aufzuhören.«
    »Keiner von uns macht sich diese Entscheidung leicht«, sagte Roger leise.
    »Aber du bist nicht mehr dabei?«
    Nun wollte Sam, daß Roger Stellung bezog.
    Roger stand auf und ging zum Fenster hinüber, wo Joanna saß. Der Regen prasselte gegen die leicht beschlagenen Scheiben. Er schaute hinaus auf die verschwommenen Lichter am Flußufer.
    »Weißt du noch, was ich gesagt habe, als wir das letzte Mal darüber debattiert haben?« fragte er, ohne den Blick vom Fenster abzuwenden. »Ich habe gesagt, egal welcher Art das Phänomen auch sein mag, das wir heraufbeschworen haben, wir sollten das Experiment sofort abbrechen.« Er drehte sich um. »Und das halte ich inzwischen für unabdingbar.«
    »Bist du denn nicht neugierig, wie dieses ›Phänomen‹ aussieht?« fragte Sam.
    »Nein, um ehrlich zu sein, nicht sehr. Ich habe aus vielerlei Gründen mitgemacht, manche waren etwas frivol, andere waren sehr ernsthaft.« Er ging durch den Raum zu einem kleinen Tisch, auf dem eine Karaffe mit Wasser und ein paar Gläser standen, und goß sich etwas zu trinken ein. »Du glaubst wahrscheinlich, mir wäre es vor allem darum gegangen, dir mit einem triumphierenden Lächeln sagen zu können, daß du euch auf dem Holzweg befindest und gar keine paranormalen Phänomene erzeugen kannst. Aber da irrst du dich. Ich war sogar ziemlich sicher, daß wir etwas zustande bringen würden. Ich war mir allerdings ebenso sicher, daß das alles zu keinem sinnvollen Ergebnis führen würde und daß wir niemals genau wissen würden, was wir da tun. Das entspricht meiner Sicht der Welt und ihrer Gesetze – oder besser, meiner

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