Existenz
vier
Wenn ihr unsere Radio- und Fernsehsendungen verfolgt habt, und auch unsere Kommunikation im Internet, und wenn ihr schweigt, weil ihr uns beobachtet, aber eine Politik der Nichteinmischung verfolgt , so lasst euch gesagt sein: Wir verstehen das Konzept.
Die Untersuchung primitiverer Spezies oder Kulturen kann manchmal Schweigen erfordern, die Nichteinmischung des Beobachters in das natürliche Verhalten des Untersuchungsobjekts. Euer Grund mag wissenschaftliche Neutralität sein. Vielleicht wollt ihr uns Gelegenheit geben, unsere »Unschuld« noch etwas länger zu genießen. Oder vielleicht sind wir einzigartig, auf die eine oder andere seltsame Art und Weise. Uns fallen zahlreiche Gründe dafür ein, warum euch daran gelegen sein könnte, die Informationen auch weiterhin nur in eine Richtung fließen zu lassen, von uns zu euch, und nicht auch in die andere Richtung. Ähnliche Überlegungen gibt es auch bei menschlichen Beobachtern.
Natürlich könnten einige von uns einwenden, dass es grausam von euch war, während der schrecklichen Weltkriege oder beim überaus gefährlichen Kalten Krieg keinen Kontakt mit uns aufgenommen zu haben – die Nachricht von außerirdischer Intelligenz hätte uns viel Leid erspart. Sie könnten euch vorwerfen, uns nicht vor der Umweltverschmutzung oder vielen anderen Gefahren gewarnt zu haben. Und vielleicht würden sie es herzlos nennen, hoch entwickelte Technik zurückzuhalten, die in der Lage wäre, viele unserer Probleme zu lösen und Millionen von Leben zu retten.
Gerechterweise würden andere Menschen sagen, dass wir große Würde dabei gewonnen haben, unsere Probleme allein zu lösen. Diese Menschen sind stolz darauf, dass wir mit unseren eigenen Anstrengungen eine erste Stufe von Reife erreicht haben. Wenn der Grund für euer Schweigen darin besteht, uns diese Reife zu ermöglichen, so ergibt es durchaus einen Sinn …
… solange es nicht nur ein Vorwand ist, eine Ausrede, die über egoistische Motive hinwegtäuscht.
Eingreifen oder nicht? Es ist eine moralische und wissenschaftliche Zwickmühle, auf die ihr reagiert, indem ihr passiv beobachtet, wie wir versuchen, allein mit unseren Problemen fertigzuwerden. (Kommen wir dabei vielleicht besser zurecht als von euch erwartet?) Eure Gründe könnten durchaus einiges für sich haben.
Aber wenn ihr die Politik der Nichteinmischung fortsetzt, könnt ihr weder Dankbarkeit noch großes Vertrauen erwarten, wenn wir schließlich unser Ungemach überwinden und ohne Hilfe zu einem Volk werden, das nach den Sternen greift. Oh, wir werden versuchen, freundlich und fair zu sein. Aber angesichts eures langen Schweigens könnte es sehr schwer werden, Freundschaft zu schließen.
Wir verstehen kühle wissenschaftliche Distanz. Aber denkt daran: Manchmal spielt das Universum den Mächtigen Streiche. In ferner Zukunft könnten unsere Rollen vertauscht sein. Wir hoffen auf euer Verständnis, wenn unsere zukünftige Einstellung euch gegenüber von eurem vergangenen und derzeitigen Verhalten uns gegenüber abhängt.
Beobachter 75
Ich denke über ihre letzte gesendete Herausforderung nach, eine besonders interessante, die der Wahrheit näher kommt als die anderen, während plötzlich Unruhe ausbricht! Unsere Gemeinschaft ist nicht an abrupte Neuigkeiten gewöhnt und plappert aufgeregt. Erwarter und Seher erweitern ihre Sensoren. Sie wiederholen das scharfe Glitzern dieses Angriffs … gefolgt vom Summen und Knistern verschlüsselter Signale, mit denen die Menschen mit ihrem Schiff kommunizieren.
Ah, sie lebt also noch. Die Intensität meiner Erleichterung überrascht mich, ebenso die große Sorge darüber, dass ihre Überlebensaussichten sehr gering sind.
Wie war dies geschehen?
Nach einer schnellen Beratung kommen wir zu dem Schluss, dass eine unabhängige aggressive Kampfeinheit meinen Lieblingsmenschen angegriffen hat. Hunderte jener brutalen Apparate gaben ihre Loyalitäten vor langer Zeit auf, um den einen oder anderen Kristall-Clan zu unterstützen. Debile Kampfmaschinen, die, von alten Wunden gezeichnet, am Innenrand des Asteroidengürtels entlanghumpeln. Ihr Gewaltausbruch vor einigen Jahren führte nur dazu, die Menschen zu alarmieren und ihr Misstrauen zu wecken.
Wir hätten schon viel früher versuchen sollen, diese Reste des alten Krieges zu beseitigen.
Aber so einfach ist die Sache nicht. Nicht alle Killer sind unabhängig und aggressiv geworden. Viele unterliegen noch immer der Kontrolle größerer Sonden wie Erwarter
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