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Exit Mosel

Exit Mosel

Titel: Exit Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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bräuchten wir Tausende von Leuten, um nur annähernd unsere Produktionsmenge zu erreichen.«
    »Und die liegt bei?«
    »Locker 300.000 Litern.« Holbach setzte sich gerade und lächelte.
    »Im Monat?«
    »Am Tag! Im Monat sind das um die zehn Millionen Liter.«
    »Wer säu …« Gabi tippte mit einem Fingernagel an ihr Glas. »Wer trinkt das denn alles?«
    »Es scheint genug Leute zu geben, sonst würden wir nicht solche Mengen produzieren. Mehr als die Hälfte davon geht ins Ausland. Und auch die Flaschengärung ist in kleinem Umfang im Kommen, auch bei uns. Ein paar Edelmarken konnten wir schon etablieren.«
    »Und was ist Ihre Funktion?«, fragte Walde.
    »Ich kaufe ein, was für die Produktion benötigt wird, quasi just in time.«
    »Und ein Großteil der Materialien ist auf der Straße unterwegs?«
    »Genau. Und oh weh, es fehlt etwas, und seien es nur Agraffen, dann steht die Produktion still.«
    Holbach trank einen weiteren Schluck. »Aber Sie sind aus einem anderen Grund hier.«
    *
    Der Bericht der Gerichtsmedizin lag aufgeschlagen vor Grabbe auf dem Schreibtisch, während er eine Nummer in sein Telefon tippte.
    »Ja, Herr Grabbe, was verschafft mir die Ehre?« Hoffmanns Stimme klang so begeistert, als hätte ihn der Bundespräsident persönlich angerufen.
    »Darf ich Ihnen eine Frage bezüglich der toxikologischen Untersuchung bei Gerhard Roth stellen?«
    »Nur zu.«
    »Sie haben beim Opfer Spuren eines Tranquilizers gefunden?«
    »Dadurch, dass der Wagen in die Mosel gerollt ist, ist außer Zähnen und Knochen noch genug übrig geblieben, um eine höhere Konzentration Tranquilizer feststellen zu können.«
    »Zum Todeszeitpunkt habe ich in Ihrem Bericht keine Angaben gefunden.«
    »Da muss ich leider passen, eine Todeszeitschätzung ist in diesem Fall praktisch unmöglich«, sagte Dr. Hoffmann. »Aber soviel ich weiß, gibt es doch Zeugen, die den Brand beobachtet haben.«
    »Vielleicht ist Roth schon vorher an den Drogen gestorben.«
    »Mir ist zwar ein Fall bekannt, da konnte anhand von gekochten Maden, die im Kopf einer Brandleiche gefunden wurden, eindeutig bewiesen werden, dass durch das Feuer die Spuren eines Mordes verwischt werden sollten. Anschließend wurde man auch auf kleine Messerstiche im Bereich der Wirbelsäule aufmerksam.«
    Grabbe ahnte, dass der Pathologe bei seinen letzten Worten grinste. »Aber bei Gerhard Roth ist das Feuer todesursächlich. Der Tranquilizer hat im Zusammenspiel mit Alkohol den Mann betäubt. Durchaus möglich, dass er ohnmächtig war. Eine Überdosierung kann zu zentraler Atem- und Kreislaufdepression bis hin zum Koma führen.«
    »Haben Sie feststellen können, um welches Mittel es sich konkret handelt?«
    »Es ist ein Mittel aus der Gruppe der Benzodizepine, konkret müsste es Diazepam sein. Daneben habe ich Spuren von Valium in geringerer Dosierung gefunden.«
    »Wann wird das Mittel, dieses Diazepam, verwendet?« Grabbe schaute auf das Gekritzel auf seinem Block. Er war sich nicht sicher, ob er alles richtig notiert hatte.
    »Meines Wissens bei Erregungszuständen, es hilft auch bei erhöhtem Muskeltonus, und es wird als prä- und postoperative Medikation bei chirurgischen Eingriffen eingesetzt.«
    »Ich kann es mir nicht einfach so in der Apotheke kaufen?«
    »Es unterliegt dem Betäubungsmittelgesetz und ist für den normalen Bürger nicht ohne Weiteres zu bekommen.«
    »Und wie kämen Sie an ein solches Mittel heran?«
    »Ich?« In Hoffmanns Lachen schien eine kleine Unsicherheit mitzuklingen.
    »Verschreiben lassen ist wohl schwer möglich.«
    »Und illegal?«, fragte Grabbe.
    »Auf jeden Fall hier im Haus. Mein erster Gedanke … nein, der ist ausnahmsweise mal nicht der beste. In der Psychiatrischen Abteilung werden sie zu misstrauisch sein. Das Nächstliegende wäre, den Giftschrank in einem der OP’s zu durchstöbern.«
    *
    »Es geht um den Tauchclub Mosel«, kam Walde zum Anlass ihres Besuches in der Sektfabrik.
    »Wenn ich meiner Arbeit nicht nachkomme, kann das schlimmstenfalls zu einem Produktionsausfall führen«, sagte Holbach in einem klagenden Ton.
    »Was wollen Sie uns damit sagen?«, fragte Walde in dem ruhigen Ton eines Therapeuten.
    »Wegen so einem Pippifax … ich meine, der TCM, das ist meine Freizeitbeschäftigung, und hier ist mein höchst verantwortungsvoller Arbeitsplatz.«
    »Herr Holbach, wir ermitteln in einem Mordfall!«, sagte Walde.
    »Wir sind nicht beim Vereinsdezernat«, ergänzte Gabi. »Und wenn es Ihnen hier nicht passt,

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