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Exit Mosel

Exit Mosel

Titel: Exit Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Schönen Gruß von Bruno«, sagte Gabi grinsend.
    »Wirklich?«
    »Nee, natürlich nicht. Bruno hätte wenigstens seine Brille putzen können«, Gabi schaute Walde an. »Hast du seinen Kittel gesehen mit den ganzen Flecken, das war nicht nur Blut …?«
    »Ist es definitiv«, unterbrach sie Grabbe. »Hat Frau Hippens ihre Nichte identifiziert?«
    »Großnichte.«
    »Egal, handelt es sich um Edith Hippens?«
    Walde nickte.
    »Macht die Ehrung des Lebensretters unter diesen Umständen überhaupt Sinn?«
    »Ich werde den Leuten vom TCM Bescheid geben«, sagte Walde. »Was sie daraus machen, ist ihre Sache. Jacco Hoek hatte gestern auf der Rückfahrt mit dem Reisebus in Frankreich eine Panne. Deshalb wird er erst heute nach Trier kommen. Ich treffe ihn beim Glaukosschwimmen.«
    »Soll ich mitkommen?«, fragte Gabi zögernd.
    »Nein, ich weiß doch, dass du ins Theater willst zu deinem …«
    »Wenn du mich brauchst, sage ich ab.«
    »Ich möchte nicht Schicksal spielen.«
    *
    Walde spazierte mit Annika und Quintus am Moselufer entlang. Er hatte die Strecke in Richtung Römerbrücke gewählt, weil er das Haus von Rosemarie Hippens meiden wollte. Der Schlafmangel ließ seine Arme schwer werden. Mathilda hatte den vorigen Abend verschlafen und war erst munter geworden, kurz bevor Doris nach Hause kam. Walde hatte angeboten, sich in der Nacht um das Baby zu kümmern. Da hatte er noch nicht ahnen können, dass ein Wachstumsschub, das jedenfalls hielt Doris für die Erklärung, seine jüngste Tochter fast die ganze Nacht über wach hielt.
    Jetzt klammerte sich Walde an den Gedanken, dass er sich heute Nachmittag vor dem Glaukosschwimmen noch ein Stündchen hinlegen könnte.
    Fast alle Spaziergänger lächelten Annika an. Bei der nächsten Begegnung beobachtete er ihr großes Lächeln. War das neu oder hatte sie das auch schon getan, bevor sie den Schneidezahn verloren hatte?
    »Wen hast du lieber?« Diese Frage schien Annika fortwährend zu beschäftigen.
    »Das hab’ ich dir doch gestern Abend schon gesagt.«
    »Was?«
    »Ich habe euch beide lieb, dich und Mathilda.«
    »Ganz genau gleich?«
    »Liebhaben kann man nicht messen, dafür gibt es keine Waage.«
    »Also hast du doch eine lieber?« »Nein, so darfst du das nicht sagen!«
    Vor ihnen war einer der alten Moselkrane aufgetaucht.
    Walde blieb stehen: »Quintus, wir drehen um!«
    Als der Malamut an ihnen vorbei lief, fuhr Annika ihm mit beiden Händen durchs Fell.
    Der Wind blies ihnen nun kalt entgegen. Walde zog Annika die Mütze tiefer nach unten, bis sie Stirn und Ohren bedeckte.
    »Wie denn dann?« Das Thema war für sie noch nicht erledigt.
    »Du warst als Erste da, und dich habe ich zuerst lieb gehabt, daran kann sich auch niemals etwas ändern.«
    Nun schwieg sie.
    *
    Die günstige Verkehrssituation am späten Samstagnachmittag und die Zeitreserve, die er stets einplante, führten dazu, dass Grabbe einige Minuten zu früh an der Kutsch in Kenn eintraf. Auf dem Parkplatz standen ein paar Autos, im Gastraum brannte Licht. Die über der Tür an die Hausfront gemalte Postkutsche war angestrahlt. Während Grabbe beschloss, hier draußen auf seine Kollegin zu warten, schritt er am Haus vorbei zum Hof. Verwelktes Kraut markierte die Umrisse des Anhängers, auf dem das Boot gestanden hatte. Es wurde heute sicherlich zum Glaukosschwimmen gebraucht. Ein Motorroller bog auf den Parkplatz ein. Im Dämmerlicht konnte Grabbe anfangs nur die Konturen der Person erkennen. So ganz ehrlich war er nicht zu Gabi gewesen, als er behauptet hatte, er würde im Dienst dem äußeren Erscheinungsbild einer Frau keinen Wert beimessen. Was die Polizeiuniform noch halbwegs kaschiert hatte, trat im zivilen Outfit deutlich in Erscheinung. Caroline war, ein anderer Begriff fiel ihm nicht ein, eine Wucht, wie sie sich mit dezentem, aber unübersehbarem Hüftschwung über den Parkplatz bewegte.
    »Danke, dass Sie Ihre Freizeit opfern.« Ein wenig verlegen gab er ihr die Hand.
    »Waren wir nicht schon beim Du?«
    »Klar, Caroline«, murmelte Grabbe. »Sollen wir?« Er hielt die Eingangstür auf und ließ ihr den Vortritt.
    Instinktiv zog Grabbe seine Brille aus. Er hatte erwartet, Rauch zu riechen, aber es war ein leichter Essensgeruch, nicht übel, der im Raum hing. Es war angenehm warm. Als Grabbe seine Brille wieder aufsetzte, war sie wider Erwarten nicht beschlagen, er zog den Reißverschluss seines Parkas auf und folgte Caroline, die an einer Ansammlung weiß gedeckter Tische vorbeiging. Im

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