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Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition)

Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition)

Titel: Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Obermaier
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und nichts mit dem üblichen Spiel »So wie du mir, so ich dir« zu tun hatte. Wir alle, Bockhorn, Keith und ich dachten aber, die ganze Geschichte lag hinter uns. Doch dann sahen wir uns, und es war wieder da, das Gefühl, die Liebe, das Begehren, diese wahnwitzige Anziehung zwischen uns beiden. Bockhorn bekam das natürlich mit und litt. Er bat Keith unter Freunden, dass er mich nicht mitnehmen sollte.
    Aber das war nicht Keith’ Entscheidung. Es war meine, und ich ging mit ihm und wir hatten diese Nacht. Ich habe damit das, was noch von seinem Rückgrat da war, gebrochen. Das Messerwetzen, wie wir die Spannungen in unserer Beziehung manchmal nannten, hatte ein Ende gefunden.
    Zuletzt nun, als ich in meinem ganzen Elend mit Bockhorn am Strand von Baja saß, hatte ich eben zu allem Überfluss mitbekommen, dass Keith jetzt auch noch vor meiner Nase und ohne zu wissen, dass ich am gleichen Ort war, heiraten wollte, in einem Trailerpark in der Gegend. Das fühlte sich noch bitterer an, gab mir einen Stich. Natürlich hatte ich mich vor unserer großen Asienreise gegen Keith und mich und für Bockhorn entschieden. Ich wollte nicht so enden wie viele Frauen, die im Gefolge der Stones fast untergegangen wären. Marianne Faithfull hatte es dann später ja geschafft, sich eine eigene Karriere als Sängerin und auch Schauspielerin aufzubauen, aber ich denke, das war sehr harte Arbeit für sie. Sie war so unten gewesen nach ihrer Zeit mit den Stones. Ich bewundere sie, wie sie sich da befreit hat. Sie muss eine große Disziplin besitzen und hat ein großartiges Talent.
    Am Meer habe ich immer meinen Frieden gefunden und konnte gleichzeitig meine Sehnsucht nach Weite pflegen. Früher war für mich das Größte: Sonne, Meer, Palmen, dieses Glitzern, die Weite, dahinter verschiedene Länder, Abenteuer, die da auf mich warten könnten. Nach Bockhorns Tod habe ich gemerkt, dass es für mich eine andere Qualität hatte, am Meer zu sein: Es ist dieses stetige Kommen und Gehen. Du kannst nichts daran ändern, am Wind, an den Wellen, an Ebbe und Flut. Du kannst dich da nur hineinbegeben, dich einlassen. Es machte mir mein Leben so verständlich. Da gibt es eine Natur, die alles bestimmt, und da gibt es dich, und du bist nur ein Teil vom Ganzen. Das ist irgendwie beruhigend. Vor allem wenn du einen Verlust hinnehmen musst: Alles kommt und geht auch wieder, wie der Wellenschlag. Und es geht auch wieder weiter. Das habe ich damals auch zu Katja Eichinger gesagt, als sie nach Bernds Tod hier war: »Geh runter ans Meer!« Das hat sie dann auch gemacht und mir später erzählt, sie hätte verstanden, was ich damit gemeint habe. Leben und Tod sind außerhalb deiner Gewalt. Alle großen Dinge, die geschehen, gute und schlimme Ereignisse, sie geschehen außerhalb deiner Kontrolle. Das Kommen und Gehen aber, das ist der Rhythmus des Lebens. Wenn man das akzeptieren kann, dann kann man sich auch von den Wellen mitspülen lassen und wieder ganz werden. Das finde ich sehr beruhigend, soothing. Es nimmt dem Ganzen nicht das Drama, aber es ist besänftigend und macht das Leben verständlich.

The English man
    Eine Woche nach Bockhorns Tod lag ich nachts im Bett und schlief. Plötzlich höre ich, wie jemand über die Kakteen stolpert und Zora so laut anschlägt, als ob sie diesen Jemand fressen wollte. Dann höre ich die Stimme: »It’s the English man.« Ich war total verdattert, packte mir ein Handtuch und hielt es mir vor und machte die Tür auf. Als ich ihn sah, war ich so traurig und wollte nur eins: dass er mich in seine Arme nimmt, mich tröstet. Er kannte Bockhorn ja. Einfach nur trösten, umarmen, festhalten. Also renne ich los, direkt auf ihn zu, er sieht mich an und macht im selben Moment einen erschrockenen Satz rückwärts. »We always meet on the wrong end of the stick«, sagt er traurig. »I’m a married man now.« Das war entsetzlich, als ob sich eine Eisentür vor mir schloss, gegen die ich noch nicht einmal hämmern und anschreien durfte. Ich war so lost. Jetzt wusste ich, dass ich ganz allein war, keiner mehr da. Es war dunkel, es war leer. Meine zweite große Liebe verließ mich im selben Moment, als meine erste ging. Nur mein Hund kam wieder zurückgelaufen und sah mich an. So war auch diese Geschichte (wieder mal) zu Ende und machte mich furchtbar traurig.
    »Sie ist eine starke Frau. Sie hat sich immer selbst geholfen.«
    Keith Richards
    Bestimmt wäre aus Bockhorn ein guter alter Mann geworden, der vieles aus seinem Leben

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