Expedition Ra - Mit dem Sonnenboot in die Vergangenheit
mit dem Funker der Shanandoah sprach. Shanandoah! Alle Mann fuhren herum, Georges, der auf dem Dach lag und in die entgegengesetzte Richtung spähte, und Carlo, der in der schiefen Mastspitze hing, die baumelnde Kamera vor dem Bauch.
Und da war sie! In gleichmäßigen Abständen erschien sie wie ein weißes Sandkorn auf der Spitze der fernen Wellenkämme. Als sie näher kam, sahen wir, daß sie wild schlingerte. .Was von der Ra übriggeblieben war, nahm die Seen mit stoischer Ruhe. Wie wir uns gefunden hatten, war uns ein unerklärliches Geheimnis, aber wir lagen hier auf dem Meer vor den Westindischen Inseln und tanzten um die Wette, hoch und nieder. Ein großer schwarzer Vogel umkreiste uns. Haifinnen tauchten auf und schnitten um die Ra durch das Wasser. Sie mußten der Jacht von den Inseln gefolgt sein. Auf beiden Seiten wurde gefilmt und fotografiert. Aber es war um einen Tag zu spät. Das Großsegel der Ra war für immer gefiert, der Mast würde nur ein winziges Segel aushalten können, wenn er nicht auf Steuerbord durch die schwache Unterlage gedrückt werden sollte. Von der Jacht wurde ein Gummidingi zu Wasser gelassen, und Abdullah jubelte, als er einen Mann seiner Hautfarbe herüberrudern sah. Er brüllte zuerst einen Gruß auf tschad-arabisch und dann auf französisch und gaffte stumm, als der Schwarze auf englisch antwortete. Afrika begegnete Abdullah in Amerika.
Zuerst luden wir alle Expeditionsfilme in das tanzende Dingi. Wir ruderten mehrmals hinüber und begrüßten die Männer an Bord der Jacht -freundliche, gemütliche Männer. Mit seinem hohen Aufbau und dem schmalen Kiel schlingerte das feine Fahrzeug derart, daß wir nach immerhin acht Wochen auf der Ra Schwierigkeiten hatten, auf dem blankgescheuerten Deck das Gleichgewicht zu halten. Carlo und Jim, die sich gegenseitig von ihren Booten filmen wollten, waren sich darüber einig, daß die Jacht viel einfacher von dem Schilfboot aus zu filmen war als umgekehrt.
Die Mannschaft samt dem Kapitän bestand aus jungen Männern; die meisten waren für diese Fahrt angeheuert, und alle drängten uns, an Bord zu kommen, damit sie sofort die Heimfahrt antreten konnten. Das war beim Chartern nicht abgesprochen, und wir hielten die Ra weiter bemannt. Die Shanandoah brachte jedem von uns vier Apfelsinen und eine Schachtel Pralinen für Santiago. Aber die improvisierte Besatzung war auf Fahrt gegangen, ohne zu merken, daß der Bordproviant im wesentlichen aus Bier und Mineralwasser bestand; deswegen beharrte der Kapitän auf der Rückkehr, bevor uns alles Essen ausging und ehe ein neuer Sturm kam. Wir borgten uns das Dingi der Shanandoah und kehrten mit mehreren ganzen Schinken, Hammelkeulen, Würsten und Krügen mit Nahrungsmitteln und Wasser von der Ra zurück; das würde lange vorhalten.
Die Shanandoah wartete. Die Ra schwamm mit unversehrter Backbordseite, aber die Steuerbordseite hatte so viel Papyrus verloren, daß wir uns nicht mehr auf unseren neun Meter hohen und zentnerschweren Schrägmast verlassen konnten. Wir beschlossen, ihn zu kappen. Norman richtete einen leichten Schrägmast auf, der aus zwei fünf Meter langen, oben zusammengebundenen Riemen bestand und mit einem kleinen improvisierten Rahsegel versehen war. Die Ra fuhr weiter. Am 17. und 18. Juli brachten wir alle überflüssige Ladung auf die Shanandoah und nähten die Bündel so sicher wie möglich zusammen. Während Carlo mit dem Schrägmast angeschwommen kam, Georges unter der Ra arbeitete, Juri allein in dem Dingi zwischen den beiden Booten in unregelmäßigem Linienverkehr über das Meer fuhr und wir anderen auf den Papyrusbündeln mit Tauwerk und triefendnassen Habseligkeiten umherwateten, entdeckten wir immer mehr Haifinnen, die ringsum wie Spielzeugsegel durch die Wasserfläche schnitten. Wenn wir uns zu den Wellen hinunterbeugten, sahen wir tief unten im klaren Blau langsamschwimmende, große Fischkörper. Die Mannschaft der Shanandoah begann, Haie zu angeln. Ein zwei Meter langer Hai mit weißen Finnen und ein etwas kleinerer wurden an Bord gezogen, und wir bekamen unseren eigenen gekochten Reis mit wohlschmeckender Haileber serviert. Ein vier Meter langer Blauhai war zu schlau für die Angler; er patrouillierte rastlos hin und her.
Trotz aller Anweisungen, mit größter Vorsicht vorzugehen, lehnte sich Georges zu unserem Schrecken über den tiefhängenden Rand der Ra , einen kolossalen Kerl von einem Hai dicht auf den Fersen. Georges hatte an der einen Wade alte Haibisse. Ich
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