Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Extra scha(r)f

Extra scha(r)f

Titel: Extra scha(r)f Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
Vom Netzwerk:
ich das nur übersehen? In der Tat, ein riesiges Feuermal in der Form eines Schweinskopfs. Wahrscheinlich habe ich mich vorhin zu sehr darauf konzentriert, nicht in Velvets Ausschnitt zu schauen, sodass ich das Feuermal nicht bemerkt habe. Wenigstens ist das der Beweis, dass Velvet im Vorstellungsgespräch mit Jamie nicht oben ohne war. Jamie wäre ausgeflippt, hätte er das gesehen.
    »Scheiße«, sage ich im Flüsterton. »Wir müssen uns etwas Diplomatisches einfallen lassen, damit sie es verdeckt.«
    Als wir uns wieder der Theke zuwenden, klingelt das Telefon. In ihrer Anfangsbegeisterung schnappt Velvet sich den Hörer. »Hallo?«, sagt sie, womit sie ganz weit entfernt ist von der offiziellen Zone-Begüßungsformel. Dann sagt sie: »Für dich, Charlie.«
    Ich nehme ihr den Hörer ab und sage: »Hallo, Charlie am Apparat?«
    »Habe ich das richtig gesehen?«
    Es ist Jamie.
    »Haben Sie was richtig gesehen?«
    »Dieses ... Ding da ... auf den Titten der Neuen, das so riesig ist, dass ich es von der verdammten Straße aus erkennen kann. Da vergeht mir glatt der Appetit auf mein Croissant.«
    Ich blicke zur Eingangstür und erspähe Jamie, halb von den Türstehern verdeckt, in der einen Hand ein angebissenes Croissant, in der anderen sein Handy.
    »Was ist Jas, zum Teufel?«, wettert er weiter. »Ein Muttermal? Eine Halluzination?« Ich habe den Eindruck, er hyperventiliert.
    »Es ist ein ... Ich kann im Moment nicht laut sprechen«, sage ich mit einem Kopfnicken in Velvets Richtung, die zu einem Video von Missy Elliott herumhüpft, das gerade auf den drei Fernsehern läuft.
    »Ich hätte wissen müssen, dass die Sache einen Haken hat«, entgegnet Jamie. Er klingt enttäuscht (und er sieht auch so aus) - wie ein kleiner Junge, der den Karton mit seiner neuen Carrera-Bahn aufklappt, hineinsieht und feststellen muss, dass ein Barbiehaus darin ist. »Wir müssen sie wieder loswerden«, seufzt er. »Kümmern Sie sich bitte darum.«
    »Sie meinen -«
    »Ja, schmeißen Sie sie raus. Sie sind doch nicht auf den Kopf gefallen. Ihnen fällt schon etwas ein.«
    »Das kann ich nicht«, widerspreche ich entsetzt. »Sie ist ja nicht einmal eine Stunde hier.«
    »Hören Sie, sind Sie nun eigentlich für den Managerposten geeignet oder nicht? Allmählich befallen mich nämlich ernsthafte Zweifel. Ich will, dass sie spätestens heute Abend verschwunden ist. Und sorgen Sie dafür, dass sie so lange ihr Dekollete bedeckt. Himmel, was für ein ekelhafter Riesenfleck.«
    Mit offenem Mund verfolge ich, wie Jamie sein Handy zuklappt, Croissantkrümel von seinem Revers streicht und das Foyer betritt, als hätte dieses Gespräch eben nicht stattgefunden. Lächelnd ruft er uns zu: »Ich hoffe, es ist alles klar«, und marschiert schnurstracks auf den Fahrstuhl zu.
    »Ahm, Becks«, sage ich. »Wie wäre es, wenn du Velvet zeigst, wie der Kursplan gemacht wird? Ihr könnt dazu in mein Büro gehen.«
    Ich sehe den beiden hinterher. Wenigstens habe ich Velvet - beziehungsweise ihr Muttermal - auf diese Weise vorerst aus der Reichweite der Kameras bugsiert. Mit etwas Glück sogar für längere Zeit, da ich Rebecca noch gar nicht in den Kursplan eingearbeitet habe. Vielleicht bleiben die beiden ja den ganzen Tag in meinem Büro.
    Als ich mich wieder umdrehe, erblicke ich den schmierigsten und widerlichsten Typen auf der ganzen Welt. Nein, ich meine nicht Massenmörder Fred West, der von den Toten auferstanden ist, weil er sich für unser maßgeschneidertes Personal Training interessiert. Vielmehr spreche ich von Karl. Er grinst sein goldenes Nelly-Grinsen, und mit dem Verband um den Kopf sieht er tatsächlich noch cooler aus als mit einem Stirnband oder Tuch von Nike. Nachdem es in letzter Zeit in war, sich wie Nelly Pflaster ins Gesicht zu kleben, könnte dies nun der neue Modetrend im Hip-Hop werden. Aber Karl ist kein cooler Typ, sondern ein perverses Arschloch, und das werde ich ihm auf der Stelle sagen.
    Leider erscheint in diesem Moment einer der durch das Gebäude streifenden Kameramänner im Foyer. Er richtet sein Objektiv auf Karl, wahrscheinlich von dessen Charisma angezogen, genau wie ich vor nicht allzu langer Zeit, als ich noch ein naives Ding war.
    »Ich muss mich bei dir bedanken, Charlie«, sagt Karl und lächelt mich freudestrahlend an. »Von Daniel weiß ich, dass du mir neulich das Leben gerettet hast.«
    »Ach, nicht der Rede wert«, entgegne ich, wobei ich Übelkeit verspüre und es insgeheim bedaure, dass ich ihn nicht am

Weitere Kostenlose Bücher