Extra scha(r)f
explodiere.
Kurz darauf lehne ich am Schaufenster des Kiosks, der sich knapp fünfzig Meter von The Zone entfernt befindet, und koste die Zuckerzufuhr aus (verursacht durch ein Twix und ein Mars King Size), wobei ich leichte Übelkeit verspüre (ebenfalls verursacht durch besagtes Twix und besagtes Mars). Am Kiosk stellte ich fest, dass ich nicht genügend Geld dabei hatte, um mir Zigaretten zu kaufen. Zudem fiel mir ein, dass ich Nichtraucher bin. Noch.
Ich habe einen ganz schlimmen Tag erwischt. Der Reihenfolge nach:
Velvets Oberweite.
Sasha, mit der es nie wieder so sein wird wie früher, selbst wenn sie wieder mit mir spricht.
Velvets Feuermal.
Karl.
Emily.
Velvet.
Normalerweise hätte mich eine dieser Begegnungen schon an den Rand des Wahnsinns gebracht. Wäre heute nicht ausgerechnet das Fernsehen bei uns ...
Ich kann nur sagen, es ist erstaunlich, dass ich noch nicht in einer Zwangsjacke stecke. Die frische Luft - na schön, die Autoabgase - tut allerdings richtig gut. Ich könnte doch einfach hier stehen bleiben und mich den ganzen Tag von Schokolade ernähren, ohne jemals wieder -
»Was zum Teufel machen Sie hier?«
» Aaaaaaagghh!«
Vor Schreck stoße ich einen Schrei aus, als Jamie mich anspricht.
»Sorry, Jamie, aber Sie haben mich gerade - Ich wollte nur kurz ... äh ... frische Luft schnappen.«
»Haben Sie eigentlich eine Ahnung, wie viel mich die Klimaanlage im Zone gekostet hat? Sie ist auf dem allerneuesten Stand der Technik und filtert alles heraus bis auf den verdammten Sauerstoff - selbst in der Raumfahrt verfügen die nicht über so viel Hightech. Und Sie stellen sich mitten in den Londoner Smog, um frische Luft zu schnappen?«
Jamie hat anscheinend keine gute Laune.
»Gerade heute müssen Sie Präsenz zeigen, Charlie. Und zwar an Ihrem verdammten Arbeitsplatz. Was unter anderem bedeutet, dass Sie arbeiten sollen. Capisce? Sie gehen sofort wieder zurück. Schließlich müssen Sie auch noch unsere neue Teamkraft einarbeiten.«
»Darf ich fragen, wie Sie auf Velvet gekommen sind?«
»Was spielt das für eine Rolle? Schließlich fliegt sie heute noch raus, oder?«, bleibt er mir die Antwort schuldig, sodass ich annehme, dass Velvet nicht von einer Jobagentur kommt.
»Ja«, erwidere ich resignierend. Ich muss Jamie unbedingt diesen Schönheitswahn austreiben. Irgendwann. Aber nicht heute. »Dann gehe ich mal. Bis später. Wohin wollen Sie eigentlich?«
»Zu meinem Anwalt. Lydia will mich vor den verdammten Kadi zerren«, entgegnet er, wobei er es schafft, gleichzeitig zu sprechen und mit den Zähnen zu knirschen. »Wegen Diskriminier rung am Arbeitsplatz aufgrund von Äußerlichkeiten . Was zum Henker meint dieses Schielauge damit?«
»Keine Ahnung, Jamie ... Viel Glück«, rufe ich ihm nach, während er bereits in ein Taxi steigt.
Langsam mache ich mich auf den Weg zurück ins Zone, verfalle jedoch gleich darauf in einen Sprint. Warum? Weil mir meine Tasche eingefallen ist, die ich hinter der Theke zurückgelassen habe. Was an sich kein Weltuntergang ist, wären darin nicht die Hardcore-Pornos von Soundso und von Soundso und, weitaus schlimmer, von Soundso.
Ich jage die Eingangstreppe hoch, fege Master Stan Lees Profikiller beiseite, stürze durch die Tür, renne durch das Foyer, zwänge mich an Velvet vorbei (die ein weitaus ernst zu nehmenderes Hindernis darstellt als die Türsteher) und hechte hinter die Theke, wobei ich alles Mögliche vom Tisch herunterfege. Während ich auf allen vieren unter dem Tisch herumrutsche, fallen hinter mir Stifthalter, Papier, eine offene Dosa Cola light, die Fernbedienung für die Fernseher, ein Telefon und eine Tastatur auf den Boden. Aber das ist mir egal, da ich meine Tasche gefunden habe. Ich halte sie vor meine Brust und schaue nach, ob die Videokassetten noch drin sind. Ja, und zwar alle sieben - sicherheitshalber zähle ich gleich dreimal nach.
Daniel kniet sich neben mich nieder. »Das war ein astreiner Stunt für die Kameras, und das ohne Double. Alles okay mit dir?«
»Jetzt ja«, keuche ich.
»Das ist heute nicht dein Tag, was?«
Ich schüttle den Kopf.
»Komm, wir machen eine Pause«, schlägt Daniel vor.
»Wir können die beiden nicht alleine lassen«, flüstere ich und deute auf die Beine von Velvet und Rebecca. »Genauso wenig wie meine Tasche.«
»Deine Tasche kannst du mitnehmen, und die beiden kommen schon klar. Wir sagen ihnen einfach, sie sollen eine Viertelstunde lang Statuen mimen. Komm schon, du brauchst eine
Weitere Kostenlose Bücher