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Extra scha(r)f

Extra scha(r)f

Titel: Extra scha(r)f Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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BLAIZE.

Das bisschen, in dem sich herausstellt, dass Jesus ein waschechter Grieche war
    Geht es dir besser?«, fragt Sasha.
    »Nö. Dir?«
    »Nö, auch nicht. Aber versuchen wir, das Ganze positiv zu betrachten. Wenigstens sind wir wieder Freunde.« Sasha ringt sich ein Lächeln ab, das jedoch missglückt und eher einer Grimasse ähnelt. »Wie konnten wir beide nur so doof sein?«, fragt sie zum hundertsten Mal. Es beschäftigt sie immer noch, dass keine von uns gemerkt hat, dass Karls Kamera jedes Mal mitlief. Ich mache mir allerdings mehr Sorgen wegen des Verschwindens einer bestimmten Videokassette.
    »Was, wenn das Band nie wieder auftaucht? Oder - um Gottes willen - wenn es doch auftaucht, und zwar im Internet? Als kostenloser Download!«, sage ich. Nach außen hin scheine ich zwar ruhiger, seit wir hier sind - hier meint ein Lokal in der Nähe des Zone -, aber der Schein trügt, weil es in mir drin mächtig brodelt.
    Sasha gibt keine Antwort. Es lässt sich nicht eindeutig sagen, ob ihr Gesicht Trost oder Entsetzen ausdrückt. Trotzdem, sie reißt sich tapfer zusammen. Obwohl sie keine Angst zu haben braucht, ihren Job zu verlieren. Aber wahrscheinlich hat Sasha das Recht, in derselben Verfassung zu sein wie ich.
    »Weißt du, Charlie, du musst das positiv betrachten«, sagt Sasha, ohne besonders positiv zu klingen. »Vielleicht ist das wie mit einem verschwundenen Schlüsselbund, wegen dem man das ganze Haus auf den Kopf stellt, und kaum gibt man die Suche auf, kommt er plötzlich ganz unerwartet wieder zum Vorschein.«
    Wenn es sich doch nur um einen popligen Schlüsselbund handeln würde ...
    Auf der Suche nach der Videokassette stellten wir das gesamte Zone auf den Kopf Na schön, wir sind nicht gerade die Spurensicherung, die zum Beispiel Parkettböden aufreißt, ein beliebtes Drogenversteck, aber dennoch gingen wir sehr gründlich vor. Ich hätte auch die Parkettböden aufgerissen, aber Jamies Laune war ohnehin schon im Keller. Seine Gesichtsfarbe brachte einige neue, kräftige Rotnuancen hervor. »Sie sind doch wirklich zu dämlich! Wie konnten Sie das Band verlieren?«, brüllte er mich an.
    »Ich habe es nicht verloren. Es war in meiner Tasche«, rechtfertigte ich mich.
    »Aber jetzt ist es nicht mehr da, oder? ... Scheiße, fuck. Hören Sie, gehen Sie einfach nach Hause. Und sparen Sie sich die Mühe, morgen hier zu erscheinen.«
    »Was, bin ich etwa gefeuert?«
    »Ja ... Nein ... Ich weiß es nicht, verflucht. Ich halte es für das Beste, Sie bleiben ein oder zwei Tage zu Hause, während ich überlege, wie ich uns aus dieser beschissenen Situation wieder hinausmanövriere.«
    »Heißt das, ich bin beurl-«
    »Gehen Sie einfach, Charlie.«
    Das Band war in meiner Tasche, nachdem Daniel und ich es uns angesehen hatten und wieder nach unten gegangen waren. Also muss es jemand in der Zwischenzeit herausgenommen haben. Wahrscheinlich zu dem Zeitpunkt, als Jamie mich in seinem Büro zur Schnecke machte. Aber wer? Immerhin stand zu diesem Zeitpunkt noch die halbe Welt am Empfang. Jeder hinter der Theke kommt als Verdächtiger infrage. Rebecca? Ist ihre Schussligkeit vielleicht nur eine raffinierte Tarnung, hinter der in Wahrheit ein kriminelles Genie steckt (wie der Hinkende in Die üblichen Verdächtigen , dessen Ende ich übrigens bis heute nicht verstanden habe)? Totaler Quatsch. Sasha? Blödsinn - sie stand viel zu sehr unter Schock. Velvet? Da sie neu ist, hat sie keinen Grund, dem Zone beziehungsweise mir gegenüber loyal zu sein, weshalb sie automatisch zum Kreis der Verdächtigen zählt.
    Doch das wirklich Deprimierende ist, dass es lediglich einen Hauptverdächtigen gibt: Daniel. Er war derjenige, der als Erster von dem Band erfuhr. Er war der Einzige, der wusste, wo es war - er hatte mir zugesehen, als ich es in Jamies Büro wieder in meiner Tasche verstaute. Und dann sein Verhalten in letzter Zeit. Seine abfälligen Bemerkungen über meine Beförderung, sein derber Scherz mit der Busladung aus Batley, sein Drängen, Blaizes Kassette abzuspielen - Scheiße , vielleicht hat Daniel die Fernbedienung umprogrammiert, bevor er sie Rebecca gab. Vielleicht wurmte es ihn so sehr, dass er nicht Lydias Nachfolger geworden ist, dass er nur auf eine passende Gelegenheit gewartet hat, um mich fertig zu machen. Und ich dachte, Daniel wäre mein bester Freund. Und wie schnell er sich verpisst hat, als uns das Chaos im Foyer erwartete. Verhält sich so ein Freund?
    Und wie lautete Daniels erste Reaktion, als ich

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