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Fahrt zur Hölle

Fahrt zur Hölle

Titel: Fahrt zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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ruhig.
    »Was war das?«, fragte Kapitän Syrjanow.
    »Die wollen uns hier herausholen«, sagte Kalynytschenko.
    Lüder hielt das für unwahrscheinlich. Eine Spezialeinheit wie die GSG 9 würde nie auf diese Weise versuchen, den Weg durch den Ort zu beschreiten. Ob Galaydhs Befürchtungen wahr geworden waren und die Männer Rache für den missglückten Überfall auf das chinesische Schiff nehmen wollten? Das würde aber bedeuten, dass Galaydh noch weitere »Kämpfer« im Ort hatte. Nichts war berechenbar. Alles war unübersichtlich.
    Zumindest schienen sich ihre Bewacher nach einer Weile wieder beruhigt zu haben. Sie tauchten aus ihrer Deckung auf. Und der Junge stand breitbeinig mitten im Hof und imitierte John Wayne. Lüder war sich sicher, dass der Bursche nie von dem Westernhelden gehört hatte.
    Er wollte sich gerade abwenden, als eine weitere Explosion das Areal erschütterte. Lüder sah zunächst einen Lichtblitz. Es folgte eine Staubwolke, die das Tor einhüllte. Mit lautem Gebrüll stürmten mehrere Männer in Tarnanzügen herein und feuerten auf alles, was sich bewegte. Blitzschnell tauchte Lüder ab.
    »Deckung«, schrie er in den Raum.
    »Sie befreien uns«, rief Bayani, der Matrose.
    »Nein«, versuchte Lüder gegen den Lärm der Schüsse anzuschreien.
    Der kurze Eindruck hatte gereicht, um ihn misstrauisch werden zu lassen. Die Angreifer waren mit Maschinenpistolen Steyr AUG ausgerüstet, der Standardwaffe des österreichischen Bundesheers. Es war kaum anzunehmen, dass die Alpenrepublik eine Einsatzgruppe zu ihrer Befreiung geschickt hatte. Außerdem würde eine Einsatzgruppe nicht so wild um sich schießen.
    Zwischen dem wütenden Bellen der Waffen waren Schreie zu hören. Englische Wortfetzen drangen in das Gefängnis, beantwortet von hysterischen Schreien der Somalier.
    Ohne dass es jemand verhindern konnte, sprang Bayani ans Guckloch, streckte seinen Arm hindurch und schrie aus Leibeskräften: »Amerikaner. Hier sind w–«
    Weiter kam er nicht. Wie von einer Riesenfaust gepackt wurde er zurückgeschleudert und landete mitten im Raum, während weitere Geschosse durch die Öffnung hereinsurrten und als gefährliche Querschläger durch den Raum flogen.
    Lüder hatte sich eng an die Wand gekauert und die Hände und Arme schützend über den Kopf gelegt.
    Das Ganze hatte sicher nicht länger als ein oder zwei Minuten gedauert, dann explodierte noch einmal eine Handgranate. Immer wieder bellten die Sturmgewehre auf. In das Geräusch hinein erklang das Aufheulen des Motors eines sich rasch entfernenden Fahrzeugs.
    Atemlose Stille herrschte im Raum, als endlich auch die letzte Waffe verstummte.
    »Die verflixten Amerikaner, diese Feiglinge«, schrie Kalynytschenko. »Die sind geflüchtet und lassen uns hier zurück.« Er heulte laut auf.
    »Das waren keine Amerikaner«, versuchte Lüder den ersten Offizier zu beruhigen.
    »Was denn? Deutsche?«
    »Das waren keine Sicherheitskräfte.«
    »Doch. Natürlich.« Der Ukrainer war außer sich. Er hockte auf dem Boden und schlug mit beiden Fäusten auf den Lehmuntergrund.
    »Ist jemand verletzt?«, fragte Lüder.
    Er erhielt keine Antwort, während er zu Bayani kroch, der mitten im Raum lag. Der Philippiner hatte das Martyrium hinter sich, stellte Lüder auf den ersten Blick fest. Eine ganze Salve hatte ihn am Kopf getroffen. Er musste sofort tot gewesen sein. Es war ein scheußlicher Anblick, den Lüder sicherlich niemandem beschreiben würde.
    »Jemand muss mit anfassen«, sagte er. »Wir müssen ihn an die Seite legen.«
    »Ist er … tot?«, fragte Kapitän Syrjanow.
    »Ja«, erwiderte Lüder. »Er hat nicht leiden müssen.«
    Der Kapitän kam näher. Auch Hein Piepstengel fasste mit an, um Bayani an eine Seitenwand zu legen.
    Vorsichtig besah sich der Kapitän seinen Matrosen.
    »Armer Kerl«, murmelte er. »Warum nur? Er hat niemandem etwas getan. Er musste als Seemann in die weite Welt hinaus, um seine Familie zu ernähren. Vier Kinder haben den Vater verloren.«
    »Er ist nicht der Einzige, der in diesem verdammten Drecksloch krepiert«, schrie Kalynytschenko. »Verdammte Amerikaner. Mörder! Mörder!« Der Erste Offizier war kurz davor, die Nerven zu verlieren.
    Das war jetzt nicht hilfreich, dachte Lüder und baute sich vor dem Mann auf.
    »Schluss!«, schrie er ihn in einer Lautstärke an, dass der Ukrainer mitten im Wort innehielt und Lüder überrascht ansah.
    »Das waren keine Amerikaner«, fügte Lüder wieder in normaler Lautstärke an.
    »Was

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