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Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Titel: Falkenhof 03 - Im Banne des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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mir da nicht zustimmen?«
    Tobias seufzte, als würde er resignieren.
    »Ich glaube, diese vollendete Kunst der Untertreibung, die Sie an den Tag legen, kann man nicht lernen. Damit muss man geboren sein.« Er schüttelte den Kopf und bereute es schon im nächsten Moment, denn das dumpfe Hämmern hinter seiner Stirn wurde augenblicklich zu einem schmerzhaften Stechen.
    Rupert Burlington lachte. »Ich gebe zu, es ist eine sehr stattliche Orangerie, die nicht allein in dieser Grafschaft ihresgleichen sucht. Nur: Wenn man im Alter von vierzehn Jahren mit einem kleinen Gewächshaus beginnt, das nicht größer war als dieser Raum, und über einen Zeitraum von mehr als zweieinhalb Jahrzehnten dieses immer wieder vergrößert, dann erscheint einem eine Grundfläche von fünfhundert mal zweihundertfünfzig Fuß gar nicht mehr als so riesig, ist man doch mit ihr gewachsen. Aber was rede ich da! Sie sehen immer noch ein wenig benommen aus.«
    »Es geht schon wieder«, wehrte Tobias ab.
    »Nein, nein, Sie brauchen etwas, das Sie wieder richtig zu sich kommen lässt. Mungo wird Ihnen einen Fruchtsaft mit ein paar Gewürzen mischen, der Sie im Nu wieder auf die Beine bringt. Er hat bei mir schon gegen so manchen ausgewachsenen Kater wahre Wunder gewirkt«, versicherte Rupert Burlington und wandte sich dem Schwarzen zu. »Mach dich an die Arbeit und misch unserem Freund rasch deinen exotischen Trank!«
    »Yes, Sir Massa Lord.«
    Rupert Burlington verdrehte die Augen und gab dabei das Monokel frei. »Zehn Jahre predige ich ihm schon, dass Sir Massa Lord in keiner Hinsicht eine akzeptable Anrede ist, sondern im besten Fall ein übler sprachlicher Fehlgriff wie … wie ein weißer Schimmel mit hellem Fell oder wie ein schwarzes Stück Kohle mit dunkler Oberfläche!«, beklagte er sich mit einiger Theatralik. Sie ließ in Tobias den Verdacht aufkommen, dass der schnauzbärtige Lord nicht nur ein Könner der Untertreibung war, sondern gelegentlich auch am anderen Extrem Vergnügen fand. Einmal mehr stellte er fest, dass es schwierig war, bei ihm zwischen hintersinnigem Spaß und spöttisch vorgebrachtem Ernst zu unterscheiden.
    »Entweder Sir, Massa oder Lord!«, fuhr Rupert Burlington indessen fort. »Ich habe ihm Parcivals demütigendes Mylord, ja aus reiner Verzweiflung sogar den sprachlichen Bastard Massa Rupert angeboten, was wahrhaftig schon grässlich genug klingt. Aber der Tropf lässt sich nicht davon abbringen, seinen Mississippi-Sir und Plantagen-Massa mit dem Surrey-Lord zu vermengen. Ein Sprachgefühl, das sogar einem schottischen Schauermann in den Docks von London die Tränen in die Augen treiben würde! Aber abgesehen von dieser geistigen Verwirrung ist Mungo ganz brauchbar. Er bringt alles zum Blühen und Gedeihen, was Wurzeln hat. Und wenn Parcival ein vertrockneter Giftkaktus wäre, so würde er auch ihm noch ein paar ansehnliche Blüten entlocken. Mungo war wirklich seinen Einsatz wert. Und in Anbetracht der Tatsache, dass ich ihn mit dem miesesten Pokerblatt meines Lebens gewonnen habe, habe ich auch guten Grund, mit ihm zufrieden zu sein. Ist es nicht so?«
    Mungo zögerte einen Moment, als könnte er Rupert Burlingtons Geschichte nur schwerlich nachvollziehen und als wollte er Widerspruch einlegen. Dann aber grinste er. »Yes, Sir Massa Lord«, sagte er offensichtlich unbelehrbar und eilte davon.
    »Sie haben … Mungo am Spieltisch gewonnen?«, fragte Tobias ungläubig und erhob sich von der Pritsche.
    »In der Tat«, sagte Rupert Burlington. »Es war an Bord des Raddampfers Queen Of The West, der über eines der prächtigsten Spielcasinos verfügte, die damals auf dem Mississippi schwammen, und das waren nicht wenige. Wir dampften flussaufwärts, wollten von New Orleans nach St. Louis. Der Captain der Queen Of The West lieferte sich mit dem Kollegen des Wells-Fargo-Raddampfers Comet ein Wettrennen. Doch es wurde rasch langweilig, als die Entscheidung auf sich warten ließ und beide Dampfer Stunde um Stunde auf einer Höhe blieben. Ich habe mich mit ein paar Gentlemen in den Spielsalon begeben und in jener Nacht Mungo gewonnen, der seinen Herrn begleitete, den halb garen Sohn eines Baumwollpflanzers aus Baton Rouge. Er verlor alles, was er an Bargeld und Wertsachen an Bord hatte. Ich nahm ihm zum Schluss Mungo ab. Mit einem herrlichen Bluff. Denn statt eines königlichen Blattes, das er wohl bei mir vermutete, hielt ich nichts als taube Nüsse in der Hand, hatte noch nicht einmal ein Pärchen auf zuweisen.« Er

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