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Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Titel: Falkenhof 03 - Im Banne des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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seine überquellenden Gefängnisse auf diese Weise und entledigt sich so preiswert und elegant auch aller anderen unliebsamen Zeitgenossen, indem sie mit diesen im wahrsten Sinne des Wortes kurzen Prozess macht und sie nach Australien schickt.«
    »Und Ihr Vater …«
    »Mein Vater hielt die Verbannung für ein Zeichen großer Milde«, kam Rupert Burlington wieder bereitwillig auf seine Familie zurück. »Vergleichsweise war er tatsächlich ein großherziger Mann. Denn mein Großvater hatte seinem Verwalter und den ihm unterstellten Aufsehern noch den ausdrücklichen Befehl erteilt, Wilderer auf Burlington-Land kurzerhand zu erschießen, weil das die abschreckendste Wirkung erzielte und am wenigsten Ärger gab, womit er die lästige Gerichtsbarkeit meinte. Ich glaube, er hat ihnen für jeden toten Wilderer sogar eine anständige Belohnung gezahlt, quasi ein Kopfgeld. Was dazu führte, wie man sich damals erzählte, dass nicht nur Wilderer auf unserem Land ums Leben kamen, sondern auch der eine und andere fremde Landarbeiter, der hier durchzog und das Pech hatte, den Aufsehern meines Großvaters zu ungünstigen Zeiten über den Weg zu laufen. Der Gerechtigkeit halber sollte ich jedoch nicht vergessen zu erwähnen, dass mein Großvater kein mutiger
    Pionier auf diesem Gebiet der Selbstjustiz auf eigenem Land war. Er befand sich vielmehr in großer und illustrer Gesellschaft anderer Adliger und Großgrundbesitzer, die längst mit gutem Beispiel vorangegangen waren. Er galt neuen Ideen gegenüber sogar als recht aufgeschlossen – nun ja, nach den Maßstäben seiner Zeit und seinesgleichen gemessen. Aber was das Leben anderer, einfacher Menschen angeht, so haben wir Burlingtons es damit nie so genau genommen. Die Menschlichkeit hat nun mal die unangenehme Eigenschaft, dass sie einträglichen Geschäften leider allzu oft im Wege steht. Und ein profitables Geschäft ging einem Burlington schon immer vor Menschlichkeit. Und war der Gewinn groß genug, konnte man sein gutes Herz später dann ja immer noch durch eine großzügige Spende für die Armenküche oder das neue Dach der Kirche unter Beweis stellen.«
    Tobias wusste nicht, was er darauf antworten sollte, wenn denn überhaupt eine Antwort von ihm erwartet wurde. Aus den Worten von Rupert Burlington sprach auf einmal eine Bitterkeit, die so gar nicht zu dem Zynismus seiner vorherigen Äußerungen über den Untergang der Comet passte. Oder war dieser Zynismus ganz anders gemeint gewesen? Er wurde aus diesem Mann immer weniger schlau.
    »Die Voodoo Mama, Sir Massa Lord«, machte sich Mungo bemerkbar.
    Was Rupert Burlington eben noch stark bewegt hatte, schien im nächsten Augenblick vergessen wie die nebensächlichste Sache der Welt. Zumindest klang er so. »Ah ja, wunderbar, Mungo. Ich schätze, das ist genau das, was unser geschätzter Gast jetzt braucht. Er sieht doch noch sehr mitgenommen aus«, sagte er doppeldeutig, nahm dem Schwarzen das Glas ab und reichte es Tobias. »Am besten, Sie trinken das Glas ohne abzusetzen aus. Es ist doch etwas eigen im Geschmack … wie auch in seiner Wirkung.«
    »Was ist in dieser … Voodoo Mama alles enthalten?«, fragte Tobias mit einem argwöhnischen Blick auf das Getränk. Es hatte eine schwer zu definierende Farbe, die man auf der Farbskala irgendwo zwischen Grün und Grau einordnen konnte. Auf der Oberfläche schwammen schwarze und rote Körner.
    »Das ist Mungos Geheimnis. Und offen gesagt, ziehe ich in diesem Fall die relative Ahnungslosigkeit einem genaueren Kenntnisstand vor«, antwortete Rupert Burlington trocken. »Aber trinken sollten Sie es, Tobias. Was immer auch diese Voodoo Mama enthält,
    sie weckt Ihre Lebensgeister.«
    Tobias blickte zögernd in die Runde, zuckte dann scheinbar unbeeindruckt mit den Achseln und setzte das Glas an die Lippen. In Wirklichkeit kostete es ihn jedoch größte Überwindung, das etwas zähflüssige Getränk hinunterzuschlucken. Doch er hielt sich an Rupert Burlingtons Anweisung und leerte das Glas ohne abzusetzen – und ohne dabei durch die Nase zu atmen, was immer half, wenn man etwas hinunterschlucken musste, was nicht gut schmeckte.
    Erst spürte er gar nichts, bis auf einen leicht bitteren Geschmack im Mund. Doch schon im nächsten Augenblick schien in seinem Magen ein Brandgeschoss zu explodieren. Eine feurige Schärfe raste seine Kehle hoch, steckte seinen Mund in Brand, dass er glaubte, dieser brenne wie eine lodernde Fackel, und schoss ihm bis in die Haarspitzen, raste jedoch

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