Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken
können. Er hatte keine Ahnung, warum ihn all das so beunruhigte, aber er konnte nicht gegen dieses Gefühl ankämpfen.
Auch Rael und Sivella hatten einen Erfolg zu vermelden.
»Sivella hat ihre Botschaft bei den Elben abgeliefert. Sie ruht sich dort ein wenig aus und fliegt morgen früh zurück. Dann sehen wir, ob sie eine Antwort mitbringt.«
»Ich frage mich aber, was die Elben ...«, begann Twith.
»Könnte uns vielleicht jemand mal erklären, was hier eigentlich vor sich geht?«, fuhr Erilea scharf dazwischen, was die Jungen schlagartig daran erinnerte, dass die beiden Wunand von nichts wussten.
Bardelph beugte sich über den Tisch und senkte seine Stimme zu einem Flüstern, obwohl der Raum noch ziemlich leer war und niemand in der Nähe saß.
»Die Nebelsängerin ist verschwunden«, sagte er ernst.
»Nein!«, stießen Erilea und Silya wie aus einem Mund hervor.
»Doch, leider.«
»Und was können wir tun?«, fragte Erilea ohne Zögern.
Alduin blickte sie mit einer Mischung aus Stolz und Besorgnis an. Zwar freute er sich über ihren Mut und war ihr für die unermüdliche Hilfe dankbar, die sie ihm anbot, aber zugleich wurde ihm immer bewusster, in welche Gefahr sich alle Beteiligten begeben würden, die ihm halfen. Und er konnte den Gedanken nicht ertragen ...
»Ich wurde heute Morgen zu Melethiell gerufen«, begann er zögernd. »Sie denkt, dass ihr meine ... Gabe helfen könnte.«
Erilea riss die Augen weit auf. »Natürlich! Die Visionen und das Falkenzeichen am Handgelenk - es ist deine Bestimmung. Darum geht es wahrscheinlich.«
Er schüttelte den Kopf, denn er bezweifelte, dass sie damit Recht hatte. »Ob es mein zweites Gesicht ist, das uns hier helfen soll, wissen wir noch nicht. Heute haben wir nur versucht mehr herauszufinden. Sivella hat den Elben im Nordwald eine Botschaft gebracht; Kweel hat Malnar gefunden und er wird morgen zurückkehren. Astar und Rihscha haben die Gegend um die Stadt abgesucht.«
»Und was ist mit Silya und mir? Was sollen wir tun?«, fragte Erilea tatendurstig und erwartungsvoll.
Alduin zögerte mit der Antwort, sodass sie ihn sofort misstrauisch anstarrte.
»Es muss doch etwas geben, was wir tun können!«, sagte sie schnell und ein wenig gereizt. »Was ist mit der Stadt? Die Nebelsängerin könnte schließlich auch innerhalb der Stadtmauern sein. Ich habe sie schon einmal gesehen. Ich könnte sie suchen!«
»Erilea«, begann Alduin sanft, »die Sache könnte gefährlich werden. Du weißt doch, dass Meister Calborth dunkle Magie vermutet. Und heute ... hab ich jemanden in der Stadt gesehen, den Fath-Händler, der Rihscha in Lemrik stahl. Ich habe so ein Gefühl ... ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll ... Mir kommt es vor, als hänge all das irgendwie miteinander zusammen, und bestimmt steckt da nicht nur ein Einzelner dahinter ... Und dann auch noch dunkle Magie ... Es könnte sehr, sehr gefährlich werden«, wiederholte er noch einmal.
Erilea hatte ihm mit wachsender Wut zugehört. Ihre Stimme wurde weder schrill noch lauter, doch sie klang scharf wie ein Messer.
»Wir sind Wunand-Kriegerinnen!«, sagte sie heftig und starrte mit blitzenden Augen in die Runde. »Wunand! Kriegerinnen! Gut, wir sind noch in der Ausbildung, aber wenn es drauf ankommt, nehmen wir beide es mit vier oder fünf Raiden locker auf! Von uns könnt ihr jedenfalls nicht erwarten, dass wir hier nur herumsitzen, zuschauen und nichts tun!«
Alduin seufzte. Nach den guten Nachrichten von Rael und Gandar hatte er eigentlich gehofft, dass der Tag halbwegs friedlich enden würde. Jetzt war Erilea ihm böse, und obwohl er vollkommen begriff, warum das so war und dass sie Recht hatte, konnte er den Gedanken nicht ertragen, sie irgendeiner Gefahr auszusetzen. Er hatte keine Ahnung, wie er reagieren sollte.
»Alduin - du kannst uns nicht einfach ausschließen!«, fauchte sie, aber ihre Stimme klang auch ein wenig verwirrt.
Er blickte sie schweigend an und suchte nach Worten, um ihr klar zu machen, dass er sie nur schützen wollte. Und als sie seinen besorgten Blick sah und beobachtete, wie seine Schultern hoffnungslos nach unten sackten, löste sich ihre Wut plötzlich in nichts auf. Sie konnte seine Verzweiflung kaum ertragen und legte ihm besänftigend die Hand auf den Arm.
»Alduin, entschuldige«, flüsterte sie. »Ich ... Mach dir keine Sorgen! Ich halte nur die Augen ein wenig weiter offen als gewöhnlich, in Ordnung?«
Alduin nickte, sichtlich erleichtert, und lächelte sie
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