Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
Vom Netzwerk:
vom The Pot, saßen an Tischen, die durch hohe Holzwände voneinander getrennt waren, und tauschten über Lammpasteten Gerüchte aus. Es war dunkel wie in der Nacht. Das wenige Licht, das durch die schmalen Fenster hereinfiel, wurde vom Rauch der schlecht gekehrten Kamine verschluckt.
    Wir fanden einen Tisch, der mit schmutzigem Geschirr überladen war, und ich kaufte Weißwein für Richard und Dünnbier für mich. Er schaute geringschätzig auf das Bier.
    »Ihr wollt wohl einen klaren Kopf behalten?«
    Ich sagte nichts. Trotz seiner Neckerei sah ich, während er ein Stück Fett von einem der dreckigen Teller aß, wieder die Angst in seinem Blick. Er machte der Magd schöne Augen und sagte, wenn die mageren Teile ihres Hammelfleischs genauso gut seien wie die fetten, dann müsse er eine Keule davon probieren. Ich nahm kaum wahr, wie bezaubernd er zu Frauen war. Noch immer sah ich das Entsetzen in seinem Gesicht, als ich den Dolch zog und er begriff, dass ich stärker war als er. Ich wäre ein Narr gewesen, wenn ich ihn getötet hätte. Ich hatte etwas weitaus Besseres getan. Ich hatte den Albtraum meiner Jugend getötet, den Mann, der Männer angeheuert hatte, um mich zu töten, Männer, die mich in Schrecken versetzt hatten, als sie aus der Dunkelheit auftauchten, aus keinem ersichtlichen Grund, wie schlechte Träume. Es war, als sei ich aus einem langen, unruhigen Schlaf aufgewacht, um festzustellen, dass der Albtraum eine Wampe hatte, dass die Haut an den Wangen herabzuhängen begann und dass die Magd, obwohl er ihr die Hand küsste, mich anschaute.
    Ich konnte es nicht fassen, dass ich über seinen Brief Tränen vergossen hatte. Anne hatte recht. Ich brauchte ihn nur auszuliefern. Was geschehen war, änderte nichts daran. Ich hatte mich nur deswegen heimlich mit ihm getroffen, weil ich mehr über seine Pläne herausfinden wollte. Diese Pläne Cromwell mitzuteilen würde Ireton vor den Kopf stoßen und meinen Hut mit einer prachtvollen Feder schmücken. Die Magd brachte ihm seine Hammelkeule. Als er erneut versuchte, sie zu greifen, schenkte ich ihr ein verständnisvolles Lächeln, das sie interessiert erwiderte. Richard bemerkte unseren Blickwechsel. Er wirkte einen Moment lang verwirrt, als sähe er sich selbst in den Augen der anderen. Doch er fasste sich rasch wieder, fiel über seinen Hammel her und verkündete, es sei die beste Keule, die er je gekostet hätte. Und diese Soße mit Rosinen und Stachelbeeren!
    Er leerte sein zweites Glas Wein zur Hälfte. »Kommt schon. Unsere erste gemeinsame Mahlzeit, und Ihr esst nichts?«
    Ich erklärte ihm, dass es mich einzig danach verlange, zu erfahren, was er in London wolle. Jegliche gekünstelte Jovialität fiel von ihm ab. Er sprang auf und spähte in die nächsten Nischen. Der einzige Speisende, der zu sehen war, war eingeschlafen, und die Magd warf die Reste von seinem Teller einem Hund zu. »Ich diene meinem König«, sagte er. »Cromwell plant, den Presbyterianern den König abzunehmen und ihn zu verbannen.«
    Ich lachte. »Unsinn! Sich dem Parlament widersetzen? Das würde Cromwell niemals tun.«
    Wir stritten mit wachsender Heftigkeit, legten unsere Gefühle über Politik offen, wie wir es über uns selbst nie gekonnt hätten. Leidenschaftlich erklärte ich, Cromwell wolle den König nicht verbannen. Das Volk wolle beides, König und Parlament. Richard hielt Cromwell für ein großes Ungeheuer, aber ich brannte genauso inbrünstig für Cromwell wie er für den König. Die Streitereien führten zu nichts und verliefen schließlich im Sande. Wir schwiegen erschöpft. Keiner von uns hatte sich je zuvor so eingehend mit jemandem unterhalten, der auf der anderen Seite stand, und obgleich sich unsere Ansichten gewaltig voneinander unterschieden, brachten sie uns auf eine Weise näher, die ich nie erwartet hätte.
    Richard malte geistreich ein klägliches Bild von dem, was er die Reize der Verbannung nannte. Die gastfreundlichen Franzosen ließen nichts unversucht, sagte er, um ihre Gäste zu ermutigen, so schnell wie möglich zu verschwinden. Sie hatten ihren armen Verwandten Unterkünfte am falschen Ende des Chateau de St. Germain zugewiesen, feucht und zugig, wo Königin Henriettas Hofstaat sich zankte und Duelle ausfocht, um der Langeweile zu begegnen, und von zu Hause träumte. Die Königin sehnte sich danach, zurückkehren zu können, und zeigte sich ungehalten über Charles’ religiöse Skrupel. Sie stritt mit Charles, der sich ihrer Meinung nach mit dem

Weitere Kostenlose Bücher