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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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Husten hallte durch die feuchtkalte Kirche. Anne küsste Liz und wiegte sie sanft. Sie überschüttete sie mit all der Liebe, die sie ihr nie hatte zuteilwerden lassen, aus Enttäuschung, weil sie kein Junge war. Luke rannte auf mich zu. Ich nahm ihn bei der Hand, bedeutete ihm, still zu sein, und fragte Jane, was jetzt geschähe.
    »Man hat nach dem Priester geschickt«, flüsterte Jane.
    »Nach Mr Tooley?«
    »Nach dem neuen presbyterianischen Priester, Samuel Burke.«
    Anne erbebte, anscheinend ebenso aufgrund des Namens wie aufgrund der Kälte, die von den feuchten Steinen abstrahlte. Ihr Schal war ihr von den Schultern gerutscht, und ich schlang ihn um sie, beunruhigt über ihr geisterblasses Gesicht.
    »Gibt es keinen wärmeren Ort, an dem du warten kannst?«, fragte ich. Sie gab keine Antwort. »Anne?«
    »Sie wird nicht vom Taufbecken weichen«, sagte Jane.
    Ich flehte Anne an, sich von mir irgendwo hinbringen zu lassen, wo es warm war. Zum ersten Mal drehte sie sich zu mir um, und es war, als erblicke sie einen Fremden. Luke begann, am Rock der Mutter zu zerren. Ich nahm ihn auf den Arm. Er wehrte sich einen Augenblick lang und protestierte, dann drehte er sich um, sah mit wildem Blick hinunter zu seiner Schwester. Die dunklen Augen lagen tief über der scharf hervortretenden Adlernase der Stonehouse. Er stopfte sich den Daumen in den Mund. Vom Moment seiner Geburt an hatte er gespürt, dass er etwas Besonderes war, dank der ungeteilten Liebe von Anne und der Besuche und Geschenke von Lord Stonehouse. Sein Gebaren legte nahe, dass er nicht begriff, warum dieses unbedeutende Ding, das seit seiner Ankunft nichts als ein Ärgernis gewesen war, so viel Aufmerksamkeit bekam.
    »Sie kommt in die Hölle, wenn sie nicht getauft ist«, sagte er mit einer Mischung aus Scheu und Genugtuung.
    Wütend fauchte Anne ihn an: »Geh auf deinen Platz!«
    Bei der unerwarteten Heftigkeit ihres Angriffs brach Luke in Tränen aus. Ich bemühte mich, ihn zu trösten, doch er entwand sich meinem Griff und sprang davon. Mittlerweile hatten sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt, und ich erkannte Mr Black, der die Arme nach Luke ausstreckte. Ehe Luke ihn erreichte, drehte er sich um, seine Stimme bebte vor Entrüstung über diese Ungerechtigkeit.
    »Er hat es gesagt. Er hat gesagt, dass sie in die Hölle kommt!«
    »Wer hat das gesagt?«
    »Der da!«
    Luke deutete auf eine Gestalt, die sich in einer Kirchenbank zusammenduckte, ehe er sich mit einem wilden Aufschluchzen in die Arme seines Großvaters flüchtete.
    »Wer?«, wiederholte ich, unwillig, mich dem Mann zu nähern, der tief in Gebete versunken war.
    »Was glaubst du denn?«, ertönte Sarahs Stimme aus dem Schatten einer Säule, den das durch die Fenster gefilterte Mondlicht warf. »George würde niemals eine Kerze verschwenden, bis er sicher ist, dass ein Priester einen Gottesdienst abhält.«
    Ich ging durch den Mittelgang bis zur Stelle, an der George kniete. Seine gemurmelten Gebete wurden lauter, als ich näher kam. »Gott, schicke dieses Böse zurück in die Hölle, woher es kam.«
    Ich berührte ihn an der Schulter. »Zünde die Kerzen an!«
    Mit einem Schauder wandte er sich ab, das Gesicht über die gefalteten Händen gesenkt. »Schütze uns, und schütze uns in diesem Moment vor dem Bösen, das er gezeugt …«
    Seine Knochen schienen knirschend aneinander zu reiben, als ich ihn aus der Bank zerrte. Er war ebenso grau und fahl wie das Mondlicht, bis auf die Augen. Sie hatten einen sonderbaren, grünlichen Farbton und funkelten mich mit einer Mischung aus Furcht und Hass an.
    »Würdest du mich selbst hier schlagen?«, sagte er und schüttelte den Kopf in einer Art resignierter Traurigkeit.
    Ich hatte es versucht. Ich würde niemals Frieden mit ihm schließen können. Was möglicherweise als Eifersucht begonnen hatte, weil Mr Black mich, ein fremdes, sonderbares Kind, als Lehrjungen aufgenommen hatte, war zur Besessenheit geworden, zur Überzeugung, dass ich bösartig sei. Sein Glaube an meine Bösartigkeit war ebenso stark wie sein Glaube an Gott, vielleicht sogar stärker. Und vielleicht hatte er recht. Es war mir gleichgültig. Alles, was zählte, war das winzige, erstickende Husten hinter mir, Annes leises Murmeln, mit dem sie Liz zu beruhigen suchte, das dringende Bedürfnis nach Gottes Segen, ehe – nein, daran konnte ich, wollte ich nicht denken.
    Ich ließ George los. »Um Himmels willen, George! Wo ist der Priester?«
    »Ich habe nach ihm schicken

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