Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos
und sich um Angelegenheiten kümmern, die mit ihrer neuen Verteidigungsstrategie zu tun hatten, um Cycrane vor dem Einmarsch der glaebischen Armee zu schützen. Elyssa hatte Boots und die Welpen dem glaebischen Fürsten sogar in einer feierlichen Zeremonie mit großem Tamtam zum Geschenk gemacht – zum Dank für seine Hilfe im Krieg gegen seine bösen Landsleute, die ihre ach so teure Schwiegernichte aus Caelum entführt hatten.
Ihre Großzügigkeit hatte in Wahrheit nichts mit Stellan zu tun, und Nyah interessierte Elyssa nicht die Bohne. Das wusste Warlock, und wie er vermutete, wusste es auch Desean. Boots und die Kleinen an Stellan Desean zu verschenken sollte nur ihren Bruder daran hindern, sich unter den Nagel zu reißen, was ihr gehörte und was er, wie sie befürchtete, insgeheim unbedingt haben wollte.
Es war harte Arbeit gewesen, der Unsterblichen Jungfrau einzureden, dass Tryan sich nach ihrer Abreise sofort Boots schnappen und ihre lästigen Welpen ersäufen würde, die ihm nur Umstände machten – denn diese Gefahr war frei erfunden. Tryan hatte längst jedes Interesse an Boots und ihrem Wurf verloren, schon als Elyssa sie bei ihrer Ankunft an den Kais von Cycrane für sich beansprucht hatte.
Aber es diente Warlocks Zwecken, Elyssa in dem Glauben zu lassen, dass ihr Bruder Boots – oder vielmehr Tabitha, wie sie hier hieß – immer noch wollte. Und als dann auch Stellan Besorgnis darüber geäußert hatte, wie es den Welpen in Elyssas Abwesenheit ergehen würde, war nur noch wenig an Überredungskünsten nötig gewesen, ehe sie Stellan zum Vormund und Beschützer ihrer Crasii-Welpen ernannte.
Trotzdem war der Schutz, den Warlock für Boots und die Welpen arrangiert hatte, äußerst fragil. Wenn irgendein Unsterblicher sich in den Kopf setzen sollte, sie loszuwerden, konnte weder Stellan Desean noch sonst jemand auf Amyrantha ihn davon abhalten. Allerdings ging es auch gar nicht in erster Linie darum, seine Familie hier vor den Unsterblichen zu schützen. Sobald Warlock und Elyssa Cycrane verlassen hatten – sie geleiteten einen Arbeitstrupp zu den Pechgruben –, würde Stellan Boots und die Welpen irgendwie aus dem Palast schmuggeln und zurück nach Glaeba schicken, nach Hause. Das hatte er versprochen.
Warlock hatte keine Ahnung, wie Desean das anstellen wollte -der See war gefroren, und sie standen kurz vor dem Ausbruch eines Krieges. Aber er konnte es sich nicht leisten, sich darüber länger den Kopf zu zerbrechen. Desean hatte ihm versprochen, die Kleinen und Warlocks Gefährtin von hier wegzubringen, und das war alles, worauf es ankam.
»Du kannst jetzt gehen.« Elyssa erhob sich, entließ Boots mit einem Winken und wandte sich an Warlock. »Du hast einen Augenblick Zeit, dich von deiner Gefährtin zu verabschieden, Cecil. Bringt meine Babys zurück in den Zwinger, und komm du dann zu mir in den Hof. Wir brechen in der nächsten Stunde auf.«
»Ich atme nur, um Euch zu dienen«, sagte er und verbeugte sich tief, dann bückte er sich, um die beiden kleinen Rüden hochzunehmen. Boots, ihre Tochter Missy auf dem Arm, verneigte sich ebenfalls vor ihrer Gebieterin und eilte zur Tür. Sie beide brannten darauf, Elyssas Gemächer zu verlassen, bevor die Unsterbliche womöglich noch ihre Meinung änderte.
Sobald die Tür sich hinter ihnen schloss, hasteten sie Seite an Seite den Gang zur Dienstbotentreppe hinunter. Keiner von beiden sagte ein Wort, bis sie sicher außer Hörweite waren.
Auf dem Treppenabsatz des nächsttieferen Stockwerks blieb Boots stehen, um ihn anzusehen. »Was meinst du, wie lange ihr fort sein werdet?«, fragte sie leise und drängend.
»Lange genug, dass ihr hier wegkommt«, beruhigte er sie. »Lord Desean kennt eine Ruine am Seeufer nördlich der Stadt, da war schon seit Jahren niemand mehr. Dort seid ihr vorerst in Sicherheit, bis er ein Boot auftreibt, um euch über den See zu bringen.«
»Der See ist zugefroren, Hofhund«, erinnerte sie ihn und wiegte Missy sanft, damit sie nicht unruhig wurde.
»Dann wartet ihr eben, bis ich wiederkomme, und ich …«
»Auf keinen Fall!«, unterbrach sie ihn. »Gezeiten, Warlock, wenn du uns suchen kommst, weiß Elyssa doch sofort, dass etwas faul ist. Du musst es so machen, wie wir es besprochen haben. Sobald wir hier weg sind, sagt Lord Desean den Suzerain, dass ich mit meinen Welpen im Schnee umgekommen bin. Wenn man dir die schlimme Nachricht überbringt, musst du dich benehmen, als ob wir wirklich tot sind, statt uns
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