Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
Vom Netzwerk:
sich bislang abgewechselt hatten, um den Teppich über Wasser und in Bewegung zu halten, waren nur zu gern bereit, ihn einen Teil dieser Pflicht übernehmen zu lassen.
    Es war ein ziemlicher Balanceakt, wie Declan feststellte. Die Kunst bestand in erster Linie darin, ein delikates Gleichgewicht herzustellen: Man musste genug Gezeitenkraft an sich ziehen, um sie dicht über den Wellenkämmen in zügigem Tempo dahingleiten zu lassen und zugleich vor der Gischt zu schützen. Andererseits durfte man möglichst nicht ins Gleichgewicht der Elemente ringsum eingreifen, um keine unüberschaubaren Störungen zu erzeugen.
    Er erkannte schnell, wie viel Kontrolle und Treffsicherheit die Beherrschung der Gezeiten erforderte, und begriff auch, warum jeder Gezeitenfürst seine Herangehensweise selbst ausknobeln musste. Obwohl beide das gleiche Kunststück vollführten, gab es feine Unterschiede zwischen der Art, wie Cayal die Gezeiten lenkte, und der Technik, die Kentravyon verwandte. Das stellte Declan vor die Frage, an wessen Methode er sich orientieren sollte – eine knifflige Entscheidung angesichts der Tatsache, dass der eine größenwahnsinnig und der andere ein Selbstmordkandidat war.
    Aber als Cayal ihm anbot, es selbst zu probieren, lehnte er die Gelegenheit nicht ab. Diese Fähigkeit, den Globus im Eiltempo zu umrunden, war eine erstrebenswerte Kunst und etwas, wovon die geheime Bruderschaft sicher nichts wusste. Die Überlieferung berichtete von Gezeitenfürsten, die Katastrophen ausgelöst und schlimmen Schaden angerichtet hatten, und es war auch von fliegenden Teppichen die Rede, doch nirgends war erwähnt, dass Gezeitenfürsten nicht an die für Sterbliche geltenden Naturgesetze gebunden waren, wenn es darum ging, mit welcher Geschwindigkeit sie durch die Welt reisen konnten.
    Declans erster Versuch, sie mit Gezeitenmagie über Wasser zu halten, endete in einem eiskalten Bad für alle drei Unsterblichen, was weder Cayal noch Kentravyon ihn so bald vergessen lassen würden. Als wäre er damit nicht genug gestraft, verlor Declan bei dem Tauchgang auch noch sein Bündel, wohingegen Cayal es irgendwie fertiggebracht hatte, seinen Seesack zu retten.
    Kentravyon, der mit gekreuzten Beinen auf dem jetzt triefend nassen Teppich saß, begnügte sich damit, ihn finster anzustarren, während Declan sich abmühte, die Gezeiten zu lenken. Das war allerdings nur geringfügig weniger nervtötend als Cayals ständige Einmischungsversuche – mehr hier lang, mehr da rüber –, bis Declan versucht war, sie gleich noch einmal absaufen zu lassen, nur damit Cayal endlich die Klappe hielt.
    »Halt ihn waagerecht«, warnte Cayal gerade zum tausendsten Mal. Declan fragte sich, wie lange es dauern würde, bis er diese Teppichfliegerei ausreichend beherrschte, um nur die Ecke des Teppichs, wo Cayal saß, kurz ins Wasser zu tauchen.
    »Ich halte ihn waagerecht«, sagte Declan. Er war jetzt seit ein paar Stunden dran und hatte das Gefühl, so langsam bekam er den Dreh heraus. Der Haken an der Sache war natürlich, dass er noch nie so lange hintereinander die Gezeiten gelenkt hatte. Seine ganze Haut brannte wie Feuer, und er fürchtete, von der absurden Ekstase, die einen dabei packte, würde er bald genauso verrückt werden wie Kentravyon. Jetzt verstand er auch, warum weder Kentravyon noch Cayal Einwände erhoben hatten, als er dies lernen wollte. Die Gezeiten über eine längere Zeitspanne zu berühren war mehr als kräftezehrend. Man wurde völlig ausgelaugt, überempfindlich und fürchterlich geil.
    Und sie waren noch Tausende Meilen von Glaeba entfernt.
    »Wenn du es schaffst, uns auf Kurs Nordwest zu halten«, sagte Cayal einige Stunden später – Declan fühlte sich von dem unablässigen irren Kitzel der Gezeiten schon wie kurz vor dem Kollaps –, »können wir heute Abend in Stevanien landen.«
    Der Himmel war fahl und bedeckt, gelegentlich von einem Blitz aufgerissen. Schwerer Regen zeichnete den Ozean unter ihnen mit Pockennarben, doch auf die Unsterblichen fiel kein Tropfen. Nach einem wackeligen Start hatte Declan nach und nach herausgefunden, wie er sie ebenso vor den Elementen schützen konnte wie Kentravyon. So reisten sie unangetastet in einer Blase der Ruhe durch das tobende Unwetter.
    Cayal schien in selten guter Laune zu sein, vielleicht schwelgte er noch in dem Hochgefühl, das die Gezeiten während seiner Schicht als magischer Reiseleiter hinterlassen hatten.
    »Es gibt da in Küstennähe eine kleine Siedlung namens

Weitere Kostenlose Bücher