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Falscher Ort, falsche Zeit

Falscher Ort, falsche Zeit

Titel: Falscher Ort, falsche Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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süße junge Ding.
    »Er kann noch gehen und sprechen«, sagte ich. »Aber vielleicht braucht er einen Beutel Eis und ein Handtuch.«
    »Die soll er sich bei seiner Mutter holen«, meinte sie.
     
    Auf der Straße überprüfte ich das schicke Handy, mit dem meine selbst betitelte persönliche Telefon- und Computer-Assistentin ( PTCA ) Zephyra Ximenez mich versorgt hatte. Breland Lewis hatte vier Mal angerufen.
    Ich ging in die Filiale einer Café-Kette und bestellte einen Kräutertee. Ich brauchte etwas zur Beruhigung, damit die in mir brodelnde Gewalt meinen gesunden Menschenverstand nicht übermannte. Nach sechs Schlucken an einem kleinen runden Tisch atmete ich tief ein und lehnte mich an die Wand.
    Ich vermisste das Rauchen … sehr sogar. Eine Zigarette beruhigt mich mehr als ein Liter Kamillentee und dreißig Minuten Zazen zusammen. Aber Tabak schlägt mir auch auf die Lunge, und gute Kondition ist in meiner Branche eine Notwendigkeit. Ich gerate in Situationen, die einen normalen Mann völlig fertigmachen könnten.
    Gut zwanzig Minuten, nachdem ich Shad das Gesicht blutig geschlagen hatte, tippte ich die zehnstellige Nummer meines Anwalts ins Handy.
    »Kanzlei Breland Lewis«, sagte eine reife Frauenstimme.
    »Shirley, ich bin’s, Leonid.«
    Sie sagte nicht mal Hallo, sondern stellte den Anruf sofort durch.
    »Leonid?«
    »Was gibt’s denn so Wichtiges, Breland?«
    »Es ist Sharkey. Ich glaube, du solltest ihn am besten noch heute Abend, spätestens morgen Vormittag treffen.«
    »Wieso?«
    »Ich muss eine Ahnung davon kriegen, womit wir es zu tun haben. Die jüngsten Beschuldigungen riechen schwer nach einem Verstoß gegen die Bundesgesetze. Er erwartet dich.«
    »Du hast ihm von mir erzählt?«
    »Ich habe gesagt, dein Name sei John Tooms. Er denkt, du arbeitest für mich und besuchst ihn in meinem Auftrag.«
     
    Ron Sharkey war Teil der Vergangenheit, die ich nie abschütteln konnte.
    Zum ersten Mal hörte ich von ihm durch einen Mann namens Bob Beam. Beam bot mir 7500 Dollar, wenn ich dafür sorgte, dass sein Geschäftspartner Ärger mit dem Gesetz bekam.
    »Es reicht mir, wenn Sie ihm irgendwas in die Schuhe schieben, wofür er eine Geldstrafe von etwa zehntausend Dollar zahlen muss«, erklärte er mir in meinem Büro, das damals in einem der oberen Stockwerke des Chrysler Building untergebracht war.
    Beam war ein dicklicher Weißer mit einem breiten Gesicht. Er lächelte wie ein persischer Statthalter auf einem Berg von Kissen.
    »Warum?«, fragte ich.
    Der Kontakt zu Beam war über einen Technik-Schmuggler namens Frog Cornbluth zustande gekommen. Das war eine amtliche Adresse, aber Frog übernahm für seine Empfehlung keine Haftung, weshalb ich bestimmte Einzelheiten hören wollte, falls mir die Sache um die Ohren flog.
    »Ron und ich besitzen eine Firma für den Import von Platinen«, erklärte Beam. »Als ich zum letzten Mal in Peking war, habe ich aus verlässlicher Quelle erfahren, dass eine große Firma dort plant, uns aufzukaufen. Das wären Millionen. Ich habe noch Schulden aus meinem letzten Geschäft, und ich bin bloß der Juniorpartner. Mein Gewinn wäre dahin, bevor ich Gelegenheit hätte, ihn zu zählen.«
    »Und was soll es nützen, wenn Ron Probleme mit dem Gesetz bekommt?« Der Vorschlag an sich empörte mich nicht. Das war Business as usual.
    »Es hilft schon, wenn er sich einen Anwalt nehmen muss. Ich weiß zufällig, dass er zurzeit knapp bei Kasse ist. Ich biete an, ihm ein paar seiner Aktien zu einem Sonderpreis abzukaufen, und freu mich an dem Gewinn, wenn die Firma an Wing Lee geht.«
    Ron reiste, wie sich herausstellte, regelmäßig nach Toronto, um eine kleine Computerfirma zu besuchen, die er belieferte. Ich fragte mich laut, ob es möglich wäre, in einem Schuh in seinem Koffer eine illegale Substanz zu verstecken. Bob erklärte mir mit einem breiten Lächeln, das sei kein Problem.
    Ich hatte einen Freund, der einen Freund hatte, der einen festen Job bei der Sicherheitskontrolle für Auslandsflüge hatte. Ein Anruf wurde getätigt, und Ron Sharkeys Gepäck wurde durchsucht. Die Droge wurde entdeckt. Es war allerdings eher ein Pfund als die vereinbarten zwei Gramm.
    Ron übertrug seiner Frau Irma die Geschäftsvollmacht. Sie willigte in einen Deal mit Bob ein, aber ein Problem mit dessen Vermögenslage vereitelte das Geschäft, bevor das Geld auf Irmas Konto landete.
    Bob hatte mir nicht erzählt, dass er eine Affäre mit Rons Frau hatte. Irma erklärte Ron, sie komme an das

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