Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne
Blumenkohlbergen auf. Im Zimmer war es stickig und schwül. Er knipste die Messinglampe auf seinem Schreibtisch an und versuchte sich auf seine Akte zu konzentrieren. Doch seine Gedanken schweiften immer wieder zu seiner hochschwangeren Frau Sonja. Es war nicht mehr lange bis zu ihrer Entbindung, vielleicht zwei, drei Wochen, hatte der Arzt gemeint. Für Raffael war es die erste Schwangerschaft, die er hautnah mitbekam, und sie erschreckte ihn. Seine zierliche Frau hatte sich während dieser Zeit sehr verändert. Schon nach wenigen Monaten war ihr Leibesumfang auf mehr als das Doppelte gewachsen. Das Baby musste ein Riese sein, so, wie sich ihr Körper nach vorne auswölbte. Manchmal fürchtete er schon, dass die Bauchdecke platzen könnte. Sonja trug die Schwangerschaft zwar nach außen hin mit Gelassenheit, doch er spürte, dass das Kind sehr an ihren Kräften zehrte. Hoffentlich würde alles gut gehen! Nicht auszudenken, wenn ihr oder dem Baby etwas geschah! Die körperlichen Beschwerden seiner Frau nahmen ihn psychisch sehr mit. Zum Glück lief in der Kanzlei alles bestens. Seitdem er den Fall des Minenbesitzers Kappler erfolgreich abgeschlossen hatte, vertraute ihm Dr. Schmiedel immer kompliziertere Fälle an. Bereits nach einem halben Jahr Anwaltstätigkeit hatte sein Chef das Salär deutlich erhöht. Wenn er den nächsten Fall gewann – und die Zeichen standen nicht schlecht –, dann hoffte er darauf, dass Dr. Schmiedel ihm sogar eine gleichberechtigte Partnerschaft anbieten würde. Die Sozietät würde ihm nicht nur finanziell einige Vorteile bringen, sondern sie würde ihm auch erlauben, den Fällen sein Hauptaugenmerk zu schenken, die er jetzt nur gelegentlich nach Feierabend bearbeitete. Schon bald würde er Sonja, Benni und dem Baby ein größeres, helleres Haus bieten können, in dem sie sich alle wohlfühlen konnten. Seit ihrer Auseinandersetzung vor einigen Monaten hatte Raffael sich bemüht, mehr auf Sonja einzugehen. Er versuchte ihre Schüchternheit zu respektieren und zwang sie zu keiner öffentlichen Veranstaltung mehr. Im Moment konnte er sie ohnehin gut wegen ihrer Schwangerschaft entschuldigen. Außerdem hatte er sich eine Zeit lang redlich bemüht, so viel wie möglich bei seiner kleinen Familie zu sein. Nach den ersten gewonnenen Prozessen nahm seine Arbeit jedoch erheblich größere Ausmaße an, und er war gezwungen gewesen, wieder mehr Zeit in der Kanzlei zu verbringen. Sonja beschwerte sich nur selten, denn ihre Mutter war länger geblieben, und sie genoss ihre Gesellschaft. Isabella hatte versprochen, bis nach der Geburt des Babys bei ihnen zu bleiben. Leider würde sie danach wieder abreisen, um sich um ihre kleine Pension in Swakopmund zu kümmern. Raffael schmunzelte, wenn er daran dachte, wie sehr sich Sonjas Mutter seit der Trennung von ihrem gewalttätigen Mann gewandelt hatte. Zu ihrer aller Erstaunen hatte sie sich in eine neugierige, selbstbewusste Frau verwandelt. Ihr früheres eingeschüchtertes Wesen hatte sie völlig abgelegt. An dessen Stelle war nun eine ruhige, aber bestimmte Selbstsicherheit getreten. Jeder konnte ihr ansehen, wie stolz sie darauf war, dass es ihr gelungen war, aus eigener Kraft auf die Beine zu kommen. Sie hatte es nicht leicht gehabt. Nachdem sie Rüdiger von Nachtmahr verlassen hatte, musste sie seine Rache fürchten. Deshalb war sie so weit wie möglich von Hakoma weggegangen. Sie hielt es für das Beste, erst einmal unterzutauchen, bis sich das jähzornige Gemüt ihres Gatten beruhigt hatte. Doch entgegen aller Befürchtungen hatte dieser darauf verzichtet, Nachforschungen anzustellen. In Swakopmund war sie für die erste Zeit in einer kleinen Pension untergekommen. Schon nach wenigen Tagen hatte sie das Glück gehabt, die Bekanntschaft einer begüterten, aber etwas gebrechlichen alten Dame zu machen, die ebenfalls in der Pension lebte. Misses Summer war gerade Witwe geworden und nun dringend auf der Suche nach einer Gesellschafterin, die sich etwas um sie kümmerte. Da die beiden Frauen einander sympathisch fanden, lag es nahe, dass Isabella diese Aufgabe übernahm. Misses Summer übernahm Kost und Logis in der Pension und zahlte ihr darüber hinaus noch ein ausreichendes Gehalt. Schon bald war zwischen den beiden Frauen eine innige Freundschaft entstanden. Auch Misses Summer hatte eine schlimme Ehe hinter sich. Ihr Mann war Händler gewesen und hatte sie betrogen, geprügelt und erniedrigt, ganz ähnlich wie es Isabella mit Rüdiger von Nachtmahr
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